„Im Mathematikstudium lernt man, klar zu denken und Problemen auf den Grund zu gehen – solche Fähigkeiten werden überall gebraucht“, sagt Carla Cederbaum. Am liebsten erklärt sie das, was sie beruflich macht, mit einem Beispiel:
„Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Seifenblasen fast exakt rund sind, die Seifenlauge vor dem Pusten aber eine ebene Kreisscheibe bildet?“ Und schon erklärt sie, was es mit der Oberflächenspannung auf sich hat, was eine Minimalfläche ist und zack, wie dieses Wissen in Architektur und Maschinenbau Material spart.
Geometrie ist ein Steckenpferd von Carla Cederbaum. Die Mathematikforscherin hat damit schon große Sprünge gemacht: Den Doktortitel hat die 32-Jährige seit 2011 in der Tasche, und einen Job als Gastforscherin beim Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik plus eine Stelle als Assistenz-Professorin an der Duke-Universität in den USA. Auf dem Weg dorthin hat sie Mathe, Physik und Informatik studiert, ganz nebenbei mit dem Kinderbuch „Wie man einen Schokoladendieb entlarvt“ Mathe-Zaubertricks verraten und zusammen mit Kollegin Elke Müller das Mathespiel „modulis“ entwickelt.
Weil Mathe nämlich Spaß macht, findet Cederbaum, und zwar auch auf hirnverbiegendem Spitzenniveau. „Mathematische Fragestellungen sind unheimlich komplex und haben dennoch fast immer eine eindeutige Lösung. Mir macht es Spaß, solche Lösungen zu suchen und dabei ganz neue Gedankenwelten zu erkunden, die bisher noch niemand oder nur sehr wenige Menschen betreten haben“, sagt sie.
Damit unter diesen wenigen Menschen wenigstens mehr Frauen sind, sollte man nach Cederbaums Meinung nicht nur an Mentoringprogramme und gerechte Berufsauswahlverfahren denken. „Wenn man mehr Frauen für die MINT-Fächer begeistern möchte, muss man auf jeden Fall bei den Kleinen anfangen: spätestens gegen Ende der Grundschulzeit haben sich viele Mädchen bereits festgelegt, dass die MINT-Fächer nichts für sie sind.“