»Es geht darum, das zu finden, worin man seine Gaben sieht und sie einzusetzen.«

son.nena.ufgang ist das Instagram-Handle von Nena Raab und tatsächlich hat man trotz des Regenwetters das Gefühl, dass die Sonne aufgeht, wenn man mit ihr zum Mittagessen verabredet ist, und wird unweigerlich von ihrer positiven Art angesteckt. Wo sie die hernimmt, verrät sie in der heutigen Mittagspause.

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Hallo Nena, was isst du heute zu Mittag?

Einen unordentlichen Salat mit veganem Schnitzel und Feta – kurz: mit allem, was ich mag.

Wo und mit wem isst du meistens?

Meistens zu Hause, am liebsten mit Freund:innen, auch gerne mit meiner Frau oder anderen Beziehungspersonen.

Vegetarisch, vegan oder Fleisch?

Vegetarisch, wenn es möglich ist, vegan.

Latte oder Grüner Tee?

Latte

Cosmopolitan oder Virgin Sunrise?

Ich mag gerne ein einfaches Kölsch oder seit neuestem Old Fashioned.

Ausgehen, bestellen oder selbst kochen?

bestellen

→ HAUPTGANG

Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?

Ich bin evangelische Pfarrerin und arbeite derzeit in der Gemeinde in Hürth.

Karriere machen steht nicht im Vordergrund in der Laufbahn einer Pfarrerin. Zumindest für mich nicht. Es geht eher darum, das zu finden, worin man seine Gaben sieht und sie einzusetzen.

Nena Raab 

Und wie bist du dort hingekommen? 

Ich bin in Offenbach am Main in Hessen groß geworden und habe in Frankfurt und Marburg studiert. Nach dem Studium und der Ausbildung (Vikariat) bin ich dann Pfarrerin auf dem Land im Vogelsberg gewesen. Das war traumhaft schön, aber mir hat immer etwas gefehlt. Dann sind wir auf die Idee gekommen, uns in NRW zu bewerben. Und es hat geklappt! Hier sind mehr Menschen auf der Suche, so wie ich, und manchmal finden wir sogar gemeinsam etwas! Im Rheinland fühle ich mich zu Hause.

Wie sieht ein »normaler« Arbeitstag bei dir aus? 

Eine klassische Arbeitswoche, die immer gleich verläuft, gibt es nicht. Meine Termine sind bunt in meinem Kalender verstreut und ich kann mir meine Zeit frei einteilen. Ich führe Gespräche mit Menschen, die trauern, vor Beerdigungen, zeige Kindern den Altar und die Orgel vor der Taufe, besuche die Gruppen und Kreise in unserer Gemeinde, plane, lese und bereite den Gottesdienst für den Sonntag vor. Oft habe ich auch Abendtermine, um mich mit den Ehrenamtlichen zu koordinieren und die Gemeinde zu leiten.

Ich bin mir bewusst, dass ich mit Macht sorgsam reflektiert umgehen muss, da ich in der Leitung arbeite und die Kirche viel zu lang geschwiegen hat, wenn es um Machtmissbrauch geht.

Nena Raab 

Dort, wo du jetzt bist: Wie wichtig ist dir deine Karriere?

Karriere machen steht nicht im Vordergrund in der Laufbahn einer Pfarrerin. Zumindest für mich nicht. Es geht eher darum, das zu finden, worin man seine Gaben sieht und sie einzusetzen: Möchte ich mehr in der Seelsorge arbeiten? In der Schule oder im Krankenhaus? Liegt mein Schwerpunkt auf Diakonie? Oder möchte ich die klassische Gemeindepfarrerin sein? Eine patriarchale Leistungsgesellschaft lehne ich ab und sehe meinen Beruf als rebellischen Ausdruck dessen, wie ich arbeite und bin. Trotzdem bin ich mir bewusst, dass ich mit Macht sorgsam reflektiert umgehen muss, da ich in der Leitung arbeite und Kirche viel zu lang geschwiegen hat, wenn es um Machtmissbrauch geht.

Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über deinen Beruf gewusst?

Ich hätte gerne früher gewusst, dass ich die Kirche nicht retten muss. Ich sorge lieber dafür, dass die Kirche und ihre Räume Orte werden, an denen man sich angstfrei begegnen kann und die einladend sind.

Was machst du gern als Ausgleich?

Viele meiner Leidenschaften sind in meinem Beruf verankert: ich schreibe gerne Texte und umgebe mich mit Menschen. Ich liebe es, tanzen zu gehen und mich beim Laufen selbst herauszufordern.

Welchen Job würdest du gern einmal für einen Tag testen?

Ich hinterfrage meine Arbeit immer, wenn es darum geht, wie sichtbar sie ist. Einen Tag als Malerin arbeiten, wo man dann handfest gestrichene Wände sieht und was man geschaffen hat. Das würde mich faszinieren!

→ DESSERT

Was ist dein Lieblings-Podcast?

»Feuer und Brot«, »Sucht und Süchtig«.

Gibt es ein Buch, das dich in letzter Zeit inspiriert hat? 

»Toxische Weiblichkeit« von Sophia Fritz.

Verrätst du uns deinen persönlichen Kraftort, an dem du dir Inspiration holst?

Ein Kraftort ist für mich tatsächlich die Kirche, wenn alles noch still ist und eine Kerze brennt. Ansonsten die Wälder rund um die Seen in Brühl.

Wenn du nur ein Gericht für den Rest deines Lebens essen könntest? 

Pizza!

Kannst du unseren Leser:innen einen Life- oder Workhack empfehlen?

Ich habe gerade am Anfang meiner Berufslaufbahn schmerzlich lernen müssen, dass ich meine beruflichen Termine nicht immer den privaten vorziehen darf. Ein Pfarrberuf ist für mich nur ein Beruf – auch wenn er mich erfüllt.

Hast du ein Guilty Pleasure, mit dem du dir den Arbeitstag oder den Feierabend versüßt?

Ich liebe True Crime und Filme aus den 90ern. Manchmal echt lauten Techno à la »Blümchen«.

In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.

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