Du spielst mit dem Gedanken, auszuwandern und Deutschland (für eine Weile) den Rücken zu kehren und fragst dich, was das steuerlich für dich bedeutet? Keine Sorge, wir bringen Licht ins Dunkel der Steuergesetze und zeigen dir, was auf dich zukommt. Hergen Kassuba, Steuerberater für internationales Steuerrecht, beantwortet dir im ikonist:a-Guide für Business, Steuern, Auslandsaufenthalte und Auswandern zwingende Fragen für Selbständige, Unternehmer:innen und Angestellte. Dieses Mal: Wann zahle ich als Unternehmer*in nach dem Auswandern keine Steuern mehr in Deutschland?
Als selbständige:r Einzelunternehmer:in auswandern: Muss ich trotzdem noch in Deutschland Steuern zahlen?
Wenn du in Deutschland lebst und arbeitest, zahlst du auch nach dem Auswandern Steuern für dein weltweites Einkommen in Deutschland. Das Zauberwort heißt „Wohnsitzprinzip“. Einfach gesagt: Solange du eine Wohnung oder einen festen Rückzugsort hier hast, bittet dich das Finanzamt zur Kasse, egal wo auf dem Globus du dein Geld verdienst.
Aber, und jetzt wird’s spannend: das Meldeamt ist dabei nicht dein Hauptproblem. Auch wenn du deinen Wohnsitz offiziell abmeldest, aber irgendwie noch eine Schmuseecke in Deutschland hast, bleibt deine Steuerschuld bestehen. Es reicht schon, wenn du theoretisch die Möglichkeit hast, auf deinem alten Sofa zu übernachten. Du zahlst also auch dann noch nach dem Auswandern Steuern in Deutschland.
In Deutschland muss jeder Schritt genauestens dokumentiert werden, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden und gleichzeitig den Anforderungen des deutschen Finanzamts gerecht zu werden.
Hergen Kassuba
Was passiert, wenn ich wirklich gehe?
Sagst du Deutschland komplett Lebewohl und gibst deinen Wohnsitz auf, endet die unbeschränkte Steuerparty. Aber Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass du komplett steuerfrei lebst. Bestimmte Einkünfte, wie zum Beispiel Mieteinnahmen aus Deutschland, bleiben im Steuernetz hängen. Du bist weiterhin beschränkt steuerpflichtig und zahlst auch nach dem Auswandern Steuern in Deutschland.
Das Abenteuer Ausland mit deinem Business
Achtung! Nimmst du dein Business mit auf die Reise, musst du besonders gut aufpassen. Dein Unternehmen hat wahrscheinlich Werte, über die du noch nicht in bar verfügt hast – die berühmten stillen Reserven. Wenn du mit deinem Business umziehst, könnten die Mitarbeiter:innen deines deutschen Finanzamts sagen: „Stopp, das versteuern wir noch schnell“, als hättest du alles verkauft.
Ein Beispiel aus dem echten Leben: Anna zieht nach Dubai
Anna hat genug von der deutschen Steuerlast und packt ihr Online-Business unter den Arm Richtung Dubai. Keine Einkommensteuer – klingt super, oder? Sie verkauft ihr Lager, kündigt die Mietwohnung in Hamburg und macht sich mit ihrem treuen Laptop und einer Handvoll Träume auf den Weg. Die Eigentumswohnung, die früher ihr Büro und Lager beherbergte, vermietet sie an gute Freunde. Ein kluger Schachzug, denkt sie, denn so bleibt ihr eine Einnahmequelle in Deutschland erhalten, ohne dass sie sich um die tägliche Verwaltung kümmern muss.
Der bürokratische Vollwaschgang
Was viele, auch Anna, unterschätzen, ist der bürokratische Aufwand, der mit der Verlegung ihres Unternehmens verbunden ist. In Deutschland muss sie ihren Schritt genauestens dokumentieren, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden und gleichzeitig den Anforderungen des deutschen Finanzamts gerecht zu werden.
Die stillen Reserven ihres Unternehmens – das Plus, das ihr Business über die Jahre an Wert gewonnen hat – sollen nun versteuert werden, als hätte sie alles auf einmal verkauft. Da kommt ein ganz schöner Batzen zusammen, mit dem sie nicht gerechnet hat.
Steuerlich lohnend, aber auch herausfordernd
Das Beispiel lehrt uns, dass der Sprung ins internationale Geschäftswasser sowohl lohnend als auch herausfordernd sein kann. Bevor du deinen Traum vom Leben im Ausland realisierst, sei dir aber im Klaren darüber, dass die deutschen Steuergesetze dich nicht so einfach ziehen lassen. Mit der richtigen Planung und vielleicht ein bisschen Hilfe vom Profi kannst du Überraschungen vermeiden und dich voll auf dein neues Abenteuer konzentrieren.
Disclaimer:
Die Inhalte dieses Textes dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Jeder Fall ist einzigartig, und die Anwendbarkeit der Informationen kann je nach individueller Situation variieren. Wir empfehlen, dass Sie für spezifische Fragen oder Situationen einen qualifizierten Fachexperten konsultieren. Die Autoren und der Herausgeber übernehmen keine Verantwortung für Entscheidungen oder Handlungen, die auf Grundlage dieser Kolumne getroffen werden, noch für daraus resultierende Konsequenzen.
Unser Autor Hergen Kassuba
Hergen Kassuba ist unser geschätzter Experte für Internationales Steuerrecht. In seiner Beratungstätigkeit legt er den Fokus auf die steuerlichen Aspekte internationaler Geschäftstätigkeiten. Er bietet umfassende Beratung bei der Auswahl des richtigen Standorts für Auslandsniederlassungen und hilft bei der Optimierung von Steuervorteilen für international agierende Unternehmen. Darüber hinaus ist Kassuba spezialisiert auf die Beratung zu grenzüberschreitenden Transaktionen, einschließlich der steuerlichen Implikationen internationaler Verträge und der Einhaltung globaler Steuervorschriften. Er unterstützt Unternehmen und Privatpersonen bei der Umsetzung internationaler Meldepflichten und steht als Ratgeber bei internationalen Steuerstreitigkeiten zur Seite.
