(oder: So klappt´s mit der Jobsuche)
„Ich habe schon 50 Bewerbungen geschrieben, aber keiner lädt mich ein.“ „Die meisten Unternehmen antworten nicht einmal auf mein Anschreiben…“ „Die Anforderungen in Stellenanzeigen sind so hoch, da lohnt es sich doch gar nicht, sich zu bewerben.“ So oder so ähnlich lauten manche Aussagen von Jobsuchenden.
Wir haben ja schließlich gelernt: Lerne fleißig, erfülle brav alle Erwartungen, dann klappt das schon mit der guten Note an der Uni – und schließlich auch mit dem Job. Pustekuchen! Für viele Bewerber – und besonders für Jobeinsteiger – gestaltet sich die Jobsuche als frustrierender Weg.
Umdenken ist gefragt
Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch. Für einige Jobsuchende passt der klassische Weg „Stellenanzeige – Bewerbung – Jobinterview – Vertrag“ nach wie vor. Sie werden durch ihre Recherche in Stellenportalen oder Karrierewebsites fündig – und starten so in ihren Job.
Bei anderen Bewerbern klappt es damit aber nicht. Wer auf 20 oder mehr Bewerbungen keine oder sehr wenig Resonanz bekommt, muss umdenken. Wenn wir jetzt einmal davon ausgehen, dass es nicht an den Unterlagen und dem Profil an sich liegt, muss man einen anderen wichtigen Faktor in Betracht ziehen:
Es gibt zu wenig Stellen für zu viele Bewerber!
Beispiel: Unternehmenskommunikation. Ein Unternehmen schreibt eine Stelle in seiner PR-Abteilung aus. Was glauben Sie, wie viele Kandidaten sich bewerben? Zehn, 20, 50? Rechnen Sie eher mit einer dreistelligen Zahl. Sich da aus der Masse der Bewerber hervorzuheben und sich als Kandidat zu empfehlen, ist nicht leicht.
Stopp. Warum in die Warteschlange einreihen?
Stellen Sie sich jetzt einmal vor, es gäbe keine Warteschlange. Sie wären der einzige Kandidat für einen Job. Die entsprechenden Qualifikationen und praktischen Erfahrungen bringen sie sowieso mit. Und das Unternehmen schätzt sich froh, dass es einen passenden Kandidaten gefunden hat: Es erspart sich so viel Zeit und Arbeit.
Der Trick: Nutzen Sie Ihr Netzwerk!
Das ist nichts vollkommen Neues. Trotzdem trauen sich viele Jobsuchende kaum, systematisch übers Netzwerken nach einer neuen Stelle zu suchen.
Ausreden oder Vorbehalte?
Vorbehalte gibt es viele, hier mal eine kleine Auswahl:
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Ich will durch meine Leistung überzeugen und nicht durch „Vitamin B“ an einen Job kommen.
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Ich könnte mein Gegenüber damit nerven.
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Kommt das nicht doof an, wenn ich mein Netzwerk für die Jobsuche nutze?
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Ich will mich nicht im Internet zeigen.
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Ich brauche das nicht, ich habe ja einen guten Job.
Wenn man diese Vorbehalte genauer betrachtet, schrumpfen sie zu Ausreden zusammen, denn:
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Ohne Leistung und Können nützt Ihnen das beste Vitamin B nichts! Es kann schon mal sein, dass jemand einen Job bekommt, nur weil er gute Beziehungen hat. Wenn er sich aber nicht sehr schnell auf seiner Postion bewährt, bleibt er auch nicht lange.
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Wenn Sie befürchten, Ihr Gegenüber zu nerven, überlegen Sie sich, wie Sie dem entgehen: Indem Sie zum Beispiel einen Aufhänger suchen, mit dem Sie eine Kontaktaufnahme einleiten. Oft hilft es auch, unverbindlich Kontakt aufzunehmen und gleich anzubieten, sich gern auch später zu melden.
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Wer nie etwas gibt, kann natürlich auch nichts verlangen. Daher sollten Sie einfach überlegen: Was würde ich in der Situation machen, wenn mich ein Kommilitone, Bekannter, Freund um Unterstützung, einen Tipp, Hilfe bittet? Wenn Ihre spontane Antwort lautet: „Na klar!“, werden Sie Ihr Netzwerk auch um Hilfe bei der Jobsuche bitten können.
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Wer heute ohne das Internet auskommen will, vergibt sich viele Chancen. Wer als Akademiker, Fach- und Führungskraft ohne auskommen möchte, kann das machen. Er wird aber einige Umwege in Kauf nehmen müssen.
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Wer heute einen guten Job hat, kann ihn schon morgen los sein. Man muss sich nur einmal die Medienbranche anschauen, und auch in Konzernen fallen manchmal ganze Abteilungen weg. Wer erst ein Netzwerk aufbaut, wenn er seinen Job verliert, ist spät dran.
Netzwerken? Aber bitte strategisch!
Wenn Sie sich jetzt fragen, wie Sie denn nun über Ihr Netzwerk an einen (neuen) Job kommen sollen, lautet die einfache Antwort: Mit Geduld und Systematik!
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Zielfindung: Klären Sie zunächst einmal, was Sie wirklich wollen! Mittelstand oder Konzern? Start-up oder Verwaltung? Cooles Berlin oder gemütliches Köln? Oder doch lieber Provinz? Wenn Sie bei einigen Fragen offen sind, umso besser. Aber wenn Sie schnell Karriere machen und ein hohes Einkommen erzielen möchten, hilft Ihnen ein kleines Unternehmen in der Provinz nicht unbedingt weiter.
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Ist-Zustand klären: Wie gut sind Sie bereits vernetzt? Wie viele Kontakte haben Sie bei Xing, LinkedIn? Mit wem stehen Sie bei Facebook im Austausch? Wen könnten Sie noch miteinbeziehen: Ihren Professor, Praktikumsbetreuer, Mentor?
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Bewertung vornehmen: Welche Ihrer Konktakte könnten für Sie beruflich relevant sein? Unterteilen Sie diese in A, B, C. Mit den beruflich relevanten Kontakten sollten Sie sich intensiver vernetzen.
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Strategie entwickeln: Welche Kontakte 2. und 3. Grades könnten Sie noch ansprechen. Geht das über das Internet oder sollten Sie dafür einen Anlass wie eine Konferenz, einen Kongress suchen? Zu Ihrer Strategie gehört auch: Wie möchten Sie gesehen werden? In Online-Berufsnetzwerken wie Xing, Linkedin sollte Ihr Profil das widerspiegeln, wo Sie sich in zirka zwei Jahren sehen. Also: Wenn Sie momentan Berufseinsteiger sind, sollte Ihr Profil die von Ihnen angestrebte Position als Junior-Manager wiedergeben. Das funktioniert zum Beispiel durch Ihr Foto sowie die von Ihnen gewählten Stichwörter bei „Ich biete“ und „Ich suche“. Ebenfalls zur Strategie gehört eine Auswahl der genutzten Online-Netzwerke beziehungsweise Social-Media-Kanäle. Als Journalist sollte ich andere Kanäle nutzen als eine Informatikerin. Dafür sollten Sie offen und neugierig bleiben.
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Planen #1: Klären Sie, welche Ressourcen Ihnen zur Verfügung stehen beziehungsweise wie viel Zeit können Sie fürs Netzwerken erübrigen? Eine halbe bis eine Stunde pro Tag sollten es schon sein. Es kommt natürlich auch darauf an, wie dringend Ihre Jobsuche vorangetrieben werden muss.
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Planen #2: Nutzen Sie Gelegenheiten wie Konferenzen, Messen, aber auch informelle Mittagessen (#neverlunchalone), um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
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Auf den Punkt kommen: Sprechen Sie konkret über Ihr Anliegen: Wollen Sie eine Jobempfehlung, ein Feedback zu Ihrem Lebenslauf oder eine Referenz? Dann sagen Sie das! Und seien Sie unbedingt verbindlich mit Ihren Zeitangaben: Wenn Sie sich eine halbe Stunden erbitten, dann halten Sie diese ein.
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Kalkulieren Sie ein „Nein“ ein: Eine Bitte ist keine Bestellung. Akzeptieren Sie immer, wenn Ihnen jemand nicht helfen kann. Sie werden überrascht sein, wie oft Sie ein „Ja!“ hören werden.
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Nehmen Sie gern an: Wenn Sie jemand unterstützt, nehmen Sie es gern an. Schätzen Sie das Engagement Ihres Gegenübers. Aber auch Sie haben natürlich das Recht, Ihren eigenen Weg zu gehen und nicht jeden Rat zu beherzigen.
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Geben Sie: Wahrscheinlich wird Ihnen das nun leicht fallen – So wie Ihnen geholfen wurde, geben Sie Ihr Know-how oder eine Referenz an die nächste Reihe der Jobsuchenden weiter.
Ganz wichtig bei Ihrer Jobsuche per Netzwerk ist: Nicht aufgeben! Wenn Sie ein paar Schritte versucht haben, halten Sie inne und reflektieren Sie: Was hat gut geklappt? Wo kann ich mich noch verbessern? Welchen Tipp kann ich sofort anwenden, wo brauche ich noch etwas Zeit? Holen Sie sich auch Feedback von Menschen ein, denen Sie auf professioneller Ebene vertrauen. Bitten Sie diese, offen mit Ihnen zu sein. Auch wenn es erst einmal weniger angenehm sein sollte.
Und dann machen Sie weiter! Schauen Sie, was geht. Und geben Sie nicht auf.