Sambo, Sonne, Sao Paulo – Tipps für Brasilien

Bei Brasilien kommen einem zunächst Bilder vom Zuckerhut, Strände mit Bikini-Schönheiten und der Amazonas in den Sinn. Das riesige Land in Südamerika bietet aber gerade für einen Studienaufenthalt oder für einen Arbeitsaufenthalt sehr spannende Einsichten.

Städte im Dauerstau

Stau, ein Auto nach dem nächsten schiebt sich über den Highway, dazwischen knattern todesmutig die Cyclistas auf ihren Motorrädern zwischen der ersten und zweiten Bahn hindurch. Nur so lässt sich zu Stoßzeiten in einer Stadt wie São Paulo vorankommen und die Kurierfahrer, aber auch viele Studenten nutzen diese gefährliche Variante des Straßenrennens.

Der Verkehrsinfarkt in der größten Stadt Brasiliens ist chronisch zu nennen. Denn die Paulistas, wie die Einwohner São Paulos genannt werden, gelten als arbeitswütig. „In São Paulo wird das Geld verdient, in Brasilia wird es ausgegeben, und in Rio de Janeiro wird es verlebt“, lautet eine brasilianische Redensart. Dadurch unterscheiden sie sich durchaus auch im Selbstverständnis der Brasilianer, auch wenn die Wirtschaftsdaten für ganz Brasilien sehr ermutigend sind.

Starkes Wirtschaftswachstum

Noch Anfang der 90er-Jahre bot die wirtschaftliche Lage Brasiliens ein trostloses Bild: Geldtauschen war kompliziert, Cafezinho war im Kaffeeexportland Brasilien kaum zu bekommen, Bier ebenso, weil Flaschen und Dosen zum Abfüllen fehlten, und Telefonleitungen wurden als Geldanlage gehandelt – sie kosteten um die 3.000 Dollar. Daneben sorgte die hohe Inflation für die ständige Entwertung des Geldes.

Wer heute nach Brasilien reist, kann sich diese Zustände nicht mehr vorstellen. Nachdem nach Ende der Militärdiktatur zwei Präsidenten erste Reformversuche gestartet hatten, denen es nicht gelang, die Inflation einzudämmen, begann Außenminister Fernando Henrique Cardoso 1994 daran, seinen Plano Real zu verwirklichen, der dazu führte, dass sich die monatliche Inflation von 50 auf drei Prozent senkte. Durch diesen Erfolg konnte sich Cardose bei den Präsidentschaftswahlen 1995 gegen den Arbeiterführer Luiz Inacio Lula da Silva durchsetzen, der dann später doch noch Präsident wurde. Auf da Silva folgte Dilma Rousseff. Nachdem es in Brasilien vor der Fußballweltmeisterschaft 2014 zu Ausschreitungen und Protesten kam, die vor allem dem ungerechten Bildungssystem und der Klientelwirtschaft geschuldet waren, hat sich die Politik wieder etwas beruhigt. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich das Land entwickelt.

Die erfolgreiche Bekämpfung der Inflation kurbelte den privaten Konsum an, erstmals konnten sich auch viele arme Brasilianer Produkte wie Joghurt und Hühnerschenkel leisten. Die Senkung der Importzölle steigerte den Konsum von Gütern aus dem Ausland.

Gesunder Mix aus Staat und Privat

Gleichzeitig steigerten hohe Zinsen, die Konkurrenz ausländischer Produkte und Güter die Effizienz brasilianischer Unternehmen: Geschäfte mussten sich extrem schnell rentieren, denn für Kredite mussten 100 Prozent Zinsen jährlich aufgewendet werden. Privatisierungen vormals staatlicher Konzerne wirkten sich ebenfalls auf die Dynamik aus, so dass im Laufe der letzten Jahre ein gesunder Mix aus Staatskonzernen, Privatunternehmen und multinationalen Konzernen entstanden ist.

Auch die Brasilien-Krise 1999 und die Argentinien-Krise 2002 meisterte die Wirtschaft und blieb grundsätzlich auf Kurs. Bis 2008 entwickelte sich die brasilianische Wirtschaft prächtig. Unter der Finanz- und Wirtschaftskrise leidet auch Brasilien, auch wenn einige Auswirkungen durch den starken südamerikanischen Binnenmarkt aufgefangen werden.

Unternehmen in Brasilien

Nicht nur im Agrarsektor, sondern auch in traditionellen Industrien können die Brasilianer mit beeindruckenden Erfolgen aufwarten. Was wenige wissen: Der brasilianische Flugzeugbauer Embraer ist führend auf dem Gebiet der Regionalflugzeuge – und will jetzt den Markt für Businessjets aufrollen. Für die innovative Technologie der Flugzeugbauer sorgt auch die Zusammenarbeit mit dem Instituto Tecnologico de Aeronautica, ITA, im Paraiba-Tal, einer Spitzen-Institution auf dem Gebiet der Aeronautik.

Agrarforschung

Wer in Brasilien von Maggi redet, meint nicht die hiesige Würzmittel-Marke, sondern einen Agrarkonzern mit 1,9 Milliarden Dollar Umsatz. Schon früh setzte der Familienkonzern auf Soja und wurde damit zu einem der führenden Lieferanten weltweit. Auch auf dem Gebiet des Zuckerrohranbaus, bei Orangen und weiteren Produkten setzen die Brasilianer auf Zucht und Gentechnik. Dabei arbeiten Landwirtschaft und Forschung eng zusammen: So ist zum Beispiel das staatliche Agrarforschungsinstitut Embrapa das weltweit wichtigste für tropische Landwirtschaft.

Das Engagement von Volkswagen do Brasil ist bekannt, aber auch zahlreiche internationale Unternehmen sind in Brasilien tätig, wie zum Beispiel die GEA Group, die unter anderem eine Firma für Wärmetauscher in der Nähe von Sao Paulo unterhält. Der Stahlkonzern ThyssenKrupp arbeitet bereits seit dem 19. Jahrhundert mit brasilianischen Kunden zusammen. Momentan entsteht am Küstenstandort Sepetiba im Bundesstaat Rio de Janeiro ein neues Stahlwerk. Das neue Hüttenwerk soll eine Jahreskapazität von 4,4 Mio. t Rohstahl haben. Die Realisierung erfolgt zusammen mit dem brasilianischen Erzproduzenten Companhia Vale do Rio Doce (CVRD).

Spannend: Praktikum oder Studium in Brasilien

Wer sich für ein Praktikum oder ein Studienjahr in Brasilien interessiert, dem machen das angenehme Klima, die Offenheit der Menschen und natürlich die interessanten wirtschaftlichen Möglichkeiten die Entscheidung leicht. Brasilien ist hochspannend, die Kultur und der Umgang miteinander machen es einem Deutschen oder Europäer zunächst relativ leicht, sich einzufinden und wohl zu fühlen.

Doch die Unterschiede, die die interkulturelle Zusammenarbeit zu einer Herausforderung machen, sollte man nicht unterschätzen. Dazu gehört zunächst einmal die Sprache: Deutsch wird bis auf wenige (sehr reizvolle) Regionen in Brasilien nicht gesprochen. Doch auch mit Englisch kommt man oft nicht sehr weit. In großen Unternehmen und auch an den Hochschulen sprechen zahlreiche Mitarbeiter, Professoren und Studenten schlechter englisch als die meisten jungen Deutschen. Wer eine romanische Sprache wie spanisch, französisch oder italienisch beherrscht, kann sich oftmals passiv recht gut zurechtfinden, aber wer wirklich am brasilianischen Alltag teilnehmen möchte, kommt um portugiesisch nicht herum. Die Brasilianer sind allerdings sehr hilfsbereit und aufgeschlossen, so dass die Sprachpraxis schnell wächst.

Kulturknigge Brasilien

So locker die Brasilianer und Brasilien auf den ersten Blick scheinen, gilt es einige wichtige Regeln zu beachten:

  • Vieles läuft über persönliche Beziehungen und die müssen erst einmal aufgebaut werden. Wertschätzung für die Geschichte und die Leistung der Brasilianer sind sehr wichtig.
  • Die Sicherheitslage in den Großstädten und auch in kleineren Städten ist schlecht. Es gibt eine alltägliche Kriminalität, die sich Europäer schwer vorstellen können. Als Tourist empfiehlt sich eine Verhaltensweise wie die der meisten Mittelschichts-Brasilianer: Aus der geschützten Wohnanlage ins Auto mit Zentralverriegelung ins gesicherte Büro.
  • Unterschätze nie die Bürokratie. Am Ende findet sich meistens eine Lösung, die Brasilianer sagen „jeitinho brasileiro“ (etwa als „Kniff“ oder „kleiner Dreh“ zu übersetzten) dazu, doch der offizielle Weg sollte zunächst genommen werden.
  • Wer sich für ein Studium in Brasilien interessiert, sollte sich seine Hochschule sehr sorgfältig aussuchen, da die Qualität der einzelnen Institutionen sehr unterschiedlich ist. In der Regel sind die öffentlichen Hochschulen die besseren, wobei sich die wichtigsten in Städten wie Brasilia, Sao Paulo, Rio do Janeiro und deren Umgebung konzentrieren. Rankings der einzelnen Hochschulen lassen sich aber gut im Netz finden (s. Linktipps).

Linktipps:

Buchtipps:

Alexander Busch: Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht. Carl Hanser Verlag München 2009. ISBN 978-3-446-41766-3. Euro 19,90.
Wer sich mit Brasilien, seinen Menschen und der Wirtschaft auseinandersetzen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen, sehr lesenswert.

Stefan Loose Travel Handbücher/div. Autoren: Brasilien. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2013, ISBN 978-3770167272. Euro 26,99. Erfahrene Autoren und Kenner Brasiliens berichten über ihre Fachgebiete. Sehr empfehlenswert mit zahlreichen Serviceinformationen.

Gesundheit:

In den großen Städten ist die Versorgung in der Regel recht gut. Allerdings muss man für einen Arztbesuch viel Zeit investieren, da man zunächst zur Klinik gehen muss, um sich von dort überweisen zu lassen. Privat geht es auch, allerdings ist das sehr teuer. Der Abschluss einer Auslandsreisekrankenversicherung lohnt sich in jedem Fall.

Zahlreiche Medikamente bekommt man zudem kostengünstig und rezeptfrei in „Pharmacias“.

Bürokratisches:

Wer als Tourist oder Geschäftsreisender nach Brasilien kommt, benötigt lediglich einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass sowie das Einreiseformular „Cartao de Entrada/Saida“, das man bei der Ausreise wieder vorlegen muss.

Visum für den Studienaufenthalt:

Ein Studentenvisum für Brasilien zu bekommen, ist insofern nicht so einfach, da man dafür ja die Zulassung zum Ergänzungsstudium einer Hochschule benötigt. Einschreiben an brasilianischen Hochschulen kann man sich in der Regel aber erst wenige Wochen vor Semesterbeginn. Auch für die Stipendienbewerbung ist es von Vorteil, wenn man die Zusage einer Universität vorweisen kann.

Hier hilft es, bereits ein Jahr vor Beginn des Studiums bei der brasilianischen Hochschule um eine entsprechende Bescheinigung zu bitten. Normalerweise müsste sich dann das begehrte Formular mit etwas Aufwand erhalten lassen, da die Brasilianer grundsätzlich hilfsbereit und am internationalen Austausch interessiert sind.

Mit dieser Bescheinung erhält man dann das Visum mit der Studienerlaubnis, in der Regel recht schnell innerhalb von acht Tagen.

Informationen hierzu gibt es bei der Brasilianischen Botschaft

Visum für ein Praktikum in Brasilien

als Ergänzung zum Hochschul- oder Berufsstudium, das der Weiterbildung im zukünftigen Beruf dient

Personen, die die Zusage eines Praktikumplatzes in Brasilien erhalten haben, können bei der für ihren Wohnsitz zuständigen Konsularvertretung Brasiliens unter Beachtung nachfolgend aufgeführter Bedingungen ein Visum nach Artikel 13, Absatz I, des Gesetzes Nr. 6.815/80 beantragen.

Zwischen dem Interessenten und der brasilianischen Firma oder Institution muss unter Einschaltung einer anerkannten Vermittlungsstelle eine vertragliche Abmachung der Rechte und Pflichten beider Seiten getroffen sein.

Die Vermittlung kann erfolgen durch:

  • offiziell anerkannte Studentenvermittlungen
  • Institutionen aus dem Bereich der internationalen Zusammenarbeit
  • Abteilungen der brasilianischen Ministerien, die für Internationale Zusammenarbeit zuständig sind
  • Die Aufenthaltsdauer kann bis zu einem Jahr betragen und wird nicht verlängert.

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