Wenn es um Mentoring geht, hat man oft das Bild vom erfahrenen Mentor und dem jungen, unerfahrenen Menteé im Kopf. Es geht aber auch anders herum: Ein junger Mitarbeiter wird zum Mentor eines erfahrenen Kollegen. Gerade in großen Unternehmen gibt es solche Programme bereits schon länger. Schließlich muss ja mal irgendjemand die neuen Werkzeuge und Apps erklären.
Für wen ist dieser Text? Unternehmen, zum Beispiel aus dem Mittelstand, aber auch kleine Unternehmen, die sich mit diesem Thema auseinander setzen möchten. Mitarbeiter, die sich vorstellen, selbst an einem Programm mitzuwirken, gleich ob als Mentor oder Menteé.
Reverse Mentoring – 4 Tipps in Kürze:
- Je unterschiedlicher, desto besser: Mentor und Menteé sollten sich sowohl im Alter als auch in ihrer Stellung in der Hierarchie im Unternehmen unterscheiden. Gut ist es auch, wenn sie aus derselben Abteilung kommen.
- Strukturen und Anleitung sind wichtig: Die jungen Mitarbeiter sollten bei Start des Programms vorbereitet werden. Dazu gehört zum Beispiel die Klärung der Rolle, Kommunikationstechnik und ein paar Tipps zum Ablauf (Begrenzung der Zeit etc.)
- Pflicht oder Freiwilligkeit: Leichter ist es natürlich, wenn die Menteés freiwillig mitmachen und den jungen Mentoren keine Steine in den Weg legen. Eine Verpflichtung kann aber manchmal auch sinnvoll sein – oder wenn sich auch Führungskräfte aus der obersten Chefetage aufgeschlossen zeigen. Dann ist es auch für Manager aus der zweiten und dritten Reihe leichter mitzumachen.
- Anlegen als Projekt: In vielen Unternehmen werden klassische Mentoring-Programme oft über Jahre hinweg weiter geführt. Beim Reverse Mentoring kann es auch sinnvoll sein, die Zeit zu begrenzen und diese als Projekte laufen zu lassen.
Welche Themen eignen sich?
Aktuell bietet sich zum Beispiel Reverse Mentoring bei Social Media-Plattformen an, bei denen sich junge Mitarbeiter oft sehr gut auskennen. Dabei kann es zum Beispiel um die Frage gehen, ob und welche Social Media-Kanäle sich noch fürs Produktmarketing eignen könnten, wie diese benutzt und wahrgenommen werden. Das Feedback dabei ist unverfälscht und vom Nutzen her geprägt, was einen zusätzlichen Vorteil bildet. Auch Fragen, die die Generation Z oder Y besonders umtreiben, können hierbei mögliche Themen sein. Hier ist es besonders wichtig, dass beide Seiten offen sind bzw. unterstützende Regeln an die Hand bekommen.
Wenn zum Beispiel der erfahrenen Mitarbeiter nur davon erzählt, wie er studiert hat und welche Entbehrungen er dafür auf sich nehmen musste oder dass die Bachelor- und Master-Abschlüsse heute ja nichts mehr wert seien, wird die Argumentation für den jungen Mentor schwierig. Daher sollte es auch immer einen Verantwortlichen im Unternehmen geben, der als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Besser noch: Es wird ein externer Berater benannt, der hier kontaktiert werden kann.
Auswahl der Teilnehmer fürs Reverse Mentoring
Wie bereits oben aufgeführt, ist es beim Reverse Mentoring wichtig, die Mentoren und natürlich auch die Menteés gut auszuwählen. Vor allem die jungen Mentoren sollten über ein paar wichtige Fähigkeiten verfügen:
- Sie sollten gut erklären können. Es nützt ja wenig, wenn sich jemand mit Snapchat hervorragend auskennt, aber nicht erklären kann, wie sich diese App benutzen lässt und was die Vorteile sein könnten.
- Sie sollten gut reflektieren können und Schwierigkeiten direkt, aber höflich ansprechen.
- Sie sollten fachlich gut sein bzw. bei der Vermittlung des Fachwissens gut unterstützt werden.
Reverse Mentoring: Auch für den Mittelstand geeignet
Bis jetzt haben vor allem große Unternehmen wie Robert Bosch, Lufthansa oder die Telekom Programme zu Reverse Mentoring aufgelegt. Das Konzept eignet sich aber auch für mittelständische und kleine Unternehmen. Denn diese stehen ja ebenso wie große Unternehmen vor den Herausforderungen durch die digitale Transformation und müssen sich mit neuen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander setzen.
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Bild: sajola/photocase.de