Cash auf dem Konto: Finanzplanung für Unternehmen

Studien zufolge sind 80 Prozent aller Neugründungen bereits nach fünf Jahren wieder vom Markt verschwunden. Wer mit dem Gedanken spielt, sich selbstständig zu machen, sollte also gleich von Anfang an ein paar Dinge beachten und vor allem die Unternehmenszahlen im Blick haben.

Wenn du dich bereits länger als fünf Jahre hältst: herzlichen Glückwunsch! Du scheinst schon einiges richtig zu machen. Trotzdem machen sich viele das Leben unnötig schwer, indem sie das Thema Finanzplanung für Unternehmen als lästiges Übel ansehen oder am liebsten ganz ignorieren und so schnell falsche Entscheidungen treffen.

Die wichtigsten Prioritäten in der Finanzplanung für Unternehmer:innen

Viele starten oder übernehmen ein Unternehmen aus Leidenschaft zur Sache. Sie wollen etwas bewegen, verändern, verbessern. Das ist wunderbar, aber das schafft langfristig nur, wer die obersten Prioritäten im Unternehmertum perfekt im Griff hat. Alles andere ist nachrangig – auch wenn dir viele etwas anderes erzählen wollen.

Priorität Nr. 1: Vertrieb

Es soll hier vor allem um die Finanzplanung für Unternehmen gehen, aber das beste Finanzwissen nützt dir nichts, wenn kein Geld reinkommt. Denn dann kannst du auch kein Geld managen. Bist du nicht in der Lage, deine Dienstleistung oder deine Produkte an Kund:innen zu verkaufen, dann kannst du kein Unternehmen führen. Dann ist es ein Hobby, aber eben kein Unternehmen. Das ist auch nichts Schlimmes, aber es sollte dir bewusst sein. Der erste Schritt zum Unternehmertum ist daher, einen Markt so gut zu verstehen, dass du Umsatz erzielen kannst. Beantworte für dich beispielsweise die folgenden Fragen:

  • Wie kannst du deinen Kund:innen helfen?
  • Was unterscheidet dein Angebot von dem deiner Marktbegleiter:innen?
  • Welche Vorbehalte haben potenzielle Käufer:innen?

Priorität Nr. 2: Finanzen

Sobald du es geschafft hast, deine Vertriebs-Challenge zu meistern, wird es Zeit, dich um die Finanzplanung deines Unternehmens zu kümmern. Denn sonst drohst du mit dem Hintern einzureißen, was du mit den Händen aufgebaut hast. Leider kursieren noch viel zu viele Mythen rund um das Thema Finanzplanung für Unternehmen, denen du auf keinen Fall aufsitzen solltest.

Die 2 hartnäckigsten Finanzmythen unter Unternehmer:innen – und was am Ende wirklich zählt

Mythos 1: Umsatz, Umsatz, Umsatz

Viele verwechseln die oben angesprochene Priorität, seinen Vertrieb zu meistern, mit der Maxime, sich voll auf den Umsatz zu fokussieren. Die Folge ist, dass sich die Gedanken in Sachen Finanzplanung für Unternehmen nur um die Frage drehen: Wie kann ich das Umsatzziel einer Million Euro Jahresumsatz, 5 Millionen Jahresumsatz, und so weiter und so fort erreichen?

Das macht uns anfällig für Angebote von Menschen, die Werbung auf Plattformen wie Facebook, Instagram oder LinkedIn verkaufen wollen und dies als „strategische Unternehmensentwicklung“ tarnen. Bezahlte Social-Media-Werbung kann für viele Unternehmen sinnvoll sein, aber sie muss richtig eingesetzt werden und ist keinesfalls ein Allheilmittel. Was bringt es dir, wenn du dein Umsatzziel von einer Million erreichst, aber für die Werbung 1,2 Millionen Euro ausgibst? Genau gar nichts.

Nicht erst in der Corona-Krise haben sich viele Unternehmer:innen die Nächte mit nur einer Frage um die Ohren geschlagen: Wie lange reicht mein Geld aus, um alle meine Rechnungen bezahlen zu können?

Jörg Roos

Selbst wenn du „nur“ 900 Tausend Euro für die Werbung ausgibst, bleibt es ein schlechtes Geschäft. Denn du darfst ja noch deine Mitarbeiter:innen, dein Büro, deine Versicherungen etc. bezahlen. Ein stetiger Umsatz ist sicherlich die Grundvoraussetzung für die Weiterentwicklung deines Unternehmens. Aber daraus zu schlussfolgern, dass dein Fokus allein auf den Umsatz gerichtet sein sollte, war schon für viele Unternehmer:innen der Sargnagel.

Mythos 2: Es kommt vor allem auf den Gewinn an

Dass Umsatz nicht der alleinige Erfolgshebel ist, hast du vermutlich schon gewusst. Ist auch logisch, aber das heißt nicht, dass sich nicht trotzdem viele davon leiten lassen. Vielleicht geht bei dir der Blick eher in die letzte Zeile, wenn du deine betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) auf dem Bildschirm hast. Das machen viele so, weil sie wissen, dass dort das Gesamtergebnis, also hoffentlich die Höhe des erwirtschafteten Gewinns, steht.

Tatsächlich betrachten viele Unternehmer:innen lediglich die erste Zeile (Umsatz) und die letzte Zeile (Gewinn) einer BWA und gehen dann direkt zum Tagesgeschäft über. Der Rest wird durch das fehlende Wissen, wie man eine BWA richtig liest und damit arbeiten kann „ignoriert“. Klar, die Höhe des Gewinns beschreibt, wie erfolgreich dein Business läuft. Somit ist der Gewinn auf jeden Fall schon mal eine viel bessere Orientierungsgröße als der Umsatz.

Um finanzielle Stabilität in deinem Unternehmen zu gewährleisten, solltest du einen Gewinn von mindestens zwanzig Prozent im Verhältnis zum Rohertrag anstreben. Dieser Richtwert ist tatsächlich branchen- und größenunabhängig gültig. Wenn du das Ziel erreicht hast, ist das schon einmal der erste wichtige Schritt, aber was am Ende wirklich zählt, ist etwas anderes…

Was wirklich zählt: Das Geld auf dem Konto

Im Geschäftsalltag zählt unterm Strich vor allem, wie viel Geld auf deinem Geschäftskonto liegt. Nicht erst in der Corona-Krise haben sich viele Unternehmer:innen die Nächte mit nur einer Frage um die Ohren geschlagen: Wie lange reicht mein Geld aus, um alle meine Rechnungen bezahlen zu können? Diese Frage wird durch die Größe der Liquiditätsreserve beantwortet, die dir zur Verfügung steht. Wenn wir von einem Worst-Case-Szenario ausgehen, indem du von heute auf morgen keinerlei Umsatz mehr machst, dann sollte deine Reserve ausreichen, um mindestens sechs Monate lang deine Kosten zu decken. Diese Reserve sollte dabei auf einem separaten Konto liegen, von dem du im Geschäftsalltag niemals Geld abhebst.

Dein Bauchgefühl macht dein Unternehmen einzigartig. Deine Zahlen halten es am Leben.

Jörg Roos

Wenn du deine Einnahmen und Kosten soweit optimiert hast, dass die zwanzig Prozent Gewinn für dich die Regel sind, dann hast du alle Voraussetzungen dafür geschaffen, genügend Rücklagen zu bilden. Dies bedingt allerdings, dass du deinen Rechnungsstellungs- und Mahnprozess standardisiert und optimiert hast. Nur so ist es möglich, den erwirtschafteten Gewinn auch wirklich aufs Konto zu bringen. Ein paar einfache Schritte helfen dir dabei:

Schritt 1: Rechnungen schreiben und einen Mahnprozess etablieren

Es klingt so banal, aber es gibt noch immer so viele, die einfach ewig brauchen, eine Rechnung zu stellen und ewig in Vorleistung gehen. Das kann dir am Ende das Genick brechen. Außerdem solltest du gleich einen Mahnprozess etablieren und automatisieren. Setz dich hin und formuliere alleine oder gemeinsam mit deinem Vertrieb die Spielregeln, die für alle Kund:innen gelten sollen. Ab wann wird eine Zahlung angemahnt und wie oft bis du andere Schritte einleitest. Auch das ist ein weiterer Schritt in Richtung professionelle Finanzplanung für Unternehmer:innen.

Schritt 2: Ein Kontensystem einrichten

Ein Kontensystem ist eine Ansammlung von verschiedenen Bankkonten, wobei jedes Konto eine eigene Aufgabe hat. Wenn du die Finanzexpert:innen da draußen näher beobachtest, wirst du feststellen, dass so ziemlich jeder sein eigenes System empfiehlt. Streng genommen ist es keine Pflicht ein solches System zu haben. Gerade wenn du dich mit Liquiditätsplanung und -hochrechnung sehr gut auskennst, brauchst du gar kein Kontosystem.

Aber wenn das eher nicht deine Stärke ist, dann ist es eine gute Idee, durch ein Kontensystem immer einen super Überblick über deine Finanzen zu haben. Was ich wichtig finde ist, die folgenden Bereiche voneinander zu trennen:

Einmal gibt es das Konto für das Tagesgeschäft und dann jeweils Konten für die Themen „Steuern“, „Rücklagen für Wachstum“ und „Rücklagen für Sicherheit“. Ich nenne das das 3+1 Kontensystem. Mindestens das Konto für das Tagesgeschäft (+1) solltest du ja bereits haben. Fehlen also nicht mehr so viele.

Bauchgefühl und Zahlen

Ich möchte nochmal auf die Leidenschaft zurückkommen, mit denen viele, vermutlich auch du, ihr Unternehmen gegründet haben. Seine Finanzen im Griff zu haben ist der beste Weg, diese Leidenschaft aufrechtzuerhalten und zu befeuern. Am Ende des Tages geht es darum, Rücklagen zu bilden, damit wir einer Krise gelassen entgegensehen können. Dann können wir ruhig schlafen und mit kühlem Kopf entscheiden, wenn mal eine Zeit lang keine neuen Umsätze geschrieben werden – und zwar ohne panisch Mitarbeitende oder sonstige Verträge kundigen zu müssen. Durch ein Kontensystem hast du außerdem immer direkt im Blick, wieviel Geld du für neue Projekte oder Weiterbildungen dir zur Verfügung stehen, um neues zu entwickeln. 

Aber ein Unternehmen führt man nicht nur am Schreibtisch: Es soll deinen Stärken und Vorlieben entsprechen und du darfst die Werkzeuge einsetzen, die dir helfen, die besten Entscheidungen zu treffen. Dein Bauchgefühl macht dein Unternehmen einzigartig. Deine Zahlen halten es am Leben.

Unser Autor Jörg Roos

Jörg Roos ist personal CFO, der sich darauf spezialisiert hat, ambitionierte Unternehmer:innen in Sachen Finanzen zu unterstützen. Mit einem umfassenden Hintergrund in Wirtschaftswissenschaften und über 20 Jahren Erfahrung in Finanzen hat er sowohl in Familienunternehmen als auch in Weltkonzernen wertvolles Fachwissen aufgebaut. Heute bietet er sein Wissen und seine CFO-Services im Bereich Controlling, Planung, Strategie, Liquidität, Risikomanagement und Buchhaltung zukunftsorientierten Handwerksbetrieben und Dienstleistungsunternehmen an. Mehr Infos unter joerg-roos.com.

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