Entscheidungen treffen: Alles geht – nichts muss

Es gab eine Zeit, in der ich alles werden wollte. Ich scrollte durch den Instagram-Feed und sah diese ganzen Menschen mit ihren Hobbys, ihren Business-Ideen, ihren Lebensentwürfen, die mir offerierten: Das alles kannst du auch. Stimmt vielleicht. Aber will ich es auch? In diesem Beitrag zeige ich euch, wie ich heute leichter Entscheidungen treffen kann und welche Rolle dabei meine Werte spielen.

Everything is possible.

Mit den sozialen Medien können wir uns heute rund um den Globus austauschen. Wir können in fremde Wohnzimmer schauen, um zu erfahren, wie andere so leben, und Menschen finden, die ähnliche Interessen haben. Die Inhalte können uns so inspirieren, uns zeigen, was außerhalb unserer Bubble möglich ist. Für mehr als zwei Drittel der deutschen Internet-User:innen ab 16 Jahren gehören soziale Netzwerke zum Alltag. Sie sind der direkte Draht zum Weltgeschehen und ein meinungsbildendes Medium. Insbesondere Kanäle wie Instagram und TikTok zeigen uns jeden Tag ein ganzes Potpourri an Möglichkeiten zu leben, zu lieben, zu arbeiten.

→ Wir können auswandern, wann und wohin wir wollen.
→ Wir können ein Dutzend Kinder bekommen und damit viral gehen – oder bewusst kinderlos bleiben.
→ Wir können direkt heute unser Online-Business starten, sei es als Beauty-Influencer*in oder als Nischen-Influencer*in mit dem eigenen Schrebergarten.
→ Wie gründen eine Online-Community gegen Fat-Shaming oder für Neurodiversität.

Je nach Tagesform finde ich diese Vielfalt sehr inspirierend. Abends im Bett schaue ich hier, klicke da und folge den Storys. Aber diese vielen Trends, Themen, Menschen und Lebensentwürfe lähmen mich auch manchmal und halten mich von eigenen Entscheidungen ab. Denn sie zeigen uns Optionen. Sie zeigen uns Möglichkeiten, wie wir unser Leben interessanter gestalten können. Strukturierter, effizienter, angenehmer – weil doch das eigene Leben noch nicht aufregend oder interessant genug ist?

Hier beginnt oftmals das Problem, denn schnell kommen wir ins Grübeln: Warum sehen die so happy aus? Ja klar, weil die an einem viel schöneren Ort leben als ich. Weil sie einen besseren Partner haben. Weil sie eben nicht mein Leben haben.

Willst du es nicht genug?

Ich bleibe im Feed gern bei Selbstversorger:innen hängen. Menschen, die möglichst weit von jeglicher Zivilisation möglichst abbruchsreife Häuser kaufen und dort ihr Selbstversorgerleben starten, faszinieren mich. Ich finde es toll, sich auf das Wichtigste zu besinnen, mit den Händen zu arbeiten und zu produzieren. Meist sind es junge Menschen, die dieses Abenteuer angehen und direkt einen Insta-Kanal starten. Die haben keine Kinder und ich kann in bester „Warts mal ab-Manier“ gut lachen. Die haben noch Visionen, Kraft und Zeit. Ich habe Brotdosen, knittrige Lapbooks und Schlafmangel. Das kann ich mir ruhig anschauen, denn ich weiß: Ich könnte ein solches Projekt nicht wie diese Menschen angehen. Es gibt einen Unterschied zwischen uns, der eine gute emotionale Grenze ist.

Aber: Nun kommt die Magie des Internets ins Spiel: Es gibt sie. Die Selbstversorger*innen mit Kindern. Vielen Kindern. Weit entfernt von Städten. Die Eltern teilen sich in die Care-Arbeit, arbeiten selbstständig von Zuhause und bauen trotzdem Salat an. Mist. Und spätestens jetzt taucht doch die Frage auf: Wenn die das können, warum kann ich das dann nicht?

Was jetzt folgt, ist typenabhängig: Neid, Missgunst oder Angst. Angst davor, etwas zu verpassen. Angst davor, dass andere das Leben führen, das man sich für sich selbst wünscht. Denn das zeigt uns das Internet doch auch: Wir können alles erreichen. Wer etwas wirklich wirklich will, der kann alles schaffen. Also warum schaffe ich es nicht? Weil ich es nicht richtig will. Dieser Haltung begegne ich oft auf LinkedIn, wo halbseidene Online-Business-Menschen propagieren, dass jede:r viel Geld verdienen, Erfolg haben kann, wenn er bzw. sie es nur wirklich wirklich will. Und wer es nicht schafft, der will es nicht richtig. Dieses Gefühl kann krank machen.

Good vibes only? Social Media hält nicht, was es verspricht.

Es gibt viele Studien zu der toxischen Wirkung von Social Media. Dabei stehen oft Beauty-Influencer*innen und Trends wie #ThatGirl im Fokus, die uns zeigen, wie wir vermeintlich glücklich sind. Indem wir diese (Schönheits-)Standards nicht erreichen, fühlen wir uns schlecht.  Diese Gefahr der toxischen Positivität sehe ich auch in Bezug auf den eigenen Lebensentwurf. Indem wir sehen, wie andere Menschen leben, fühlt sich unser eigenes Leben weniger sinnvoll und lebenswert an. Weil wir als Alleinerziehende vielleicht „nur“ unsere Kinder mit einem 9/5-Job durchbringen. Weil es unser größtes Vergnügen ist, abends die Lieblingsserie zu bingen und nicht die Nächte mit der Entwicklung der eigenen Brand zuzubringen. Das setzt uns unter Druck.

Wo Social Media also eigentlich das Potenzial hat, uns zu inspirieren, wird es zu einer Projektionsfläche für das eigene Leben: So wirst du glücklich. Denn das ist letztendlich das Geschäft von klassischen Lifestyle-Unternehmen und Influencer:innen, denen wir unsere Likes und unsere Aufmerksamkeit schenken. Sie zeigen uns, wie es besser geht. Diese Art von Influencing ist alt, es gab sie schon lange vor Social Media. Jede Fernsehwerbung hatte das gleiche Ziel: Die besten Hausfrauen wuschen mit diesem einen Waschmittel. Echte Männer rauchten diese eine Marke. Und coole Kids trugen exactly diesen einen Rucksack und keinen anderen. Social Media ist nur schneller, zielgruppengenauer und mehr Multi-Channel.

Was brauche ich (offline) wirklich?

Anstatt also bewusste Entscheidungen für unser Leben zu treffen, verlieren wir uns in den vielen Optionen, die wir durch das Fenster der sozialen Netzwerke erhaschen. Wir hechten von Lebensentwurf zu Lebensentwurf, sehen uns auf Bali die Wellen reiten, im Hinterland das Ackerland bestellen oder in einer schönen Berliner Altbauwohnung residieren. Wir liebäugeln mit der Großfamilie, sehen aber auch in einer kinderlosen Lebensplanung durchaus Sinn – den bzw. die Partner:in dazu haben wir natürlich noch nicht. Die Auswahl ist zu groß, es lässt sich quasi keine Entscheidung treffen.

Ich glaube, dass es eine falsch verstandene Form der Flexibilität ist, wenn wir uns immer und jederzeit den Trends, Meinungen und Ansprüchen unserer Umgebung anpassen. Wir treffen wichtige Entscheidungen aus Gründen, die uns vielleicht gar nicht wichtig sind – und die vielleicht dem entgegenstehen, was uns wirklich wichtig ist.

“Every time you have to make a choice about anything, think „Does this go toward or away from what I want?“ Always choose what goes toward what you want.” (Barbara Sher)

So bin ich bis heute keine Selbstversorgerin. Ich finde diese Selbstversorger-Sache sehr, sehr interessant – aber ich bin auch sehr gern Texterin, arbeite kreativ und Kultur ist ein essentieller Teil meines Lebens. Ich kann nicht Vollzeit im Garten stehen und noch viel wichtiger, das musste ich verstehen: Ich will es auch gar nicht. Denn es steht meiner Vorstellung eines guten Gleichgewichts aus Kreativität und Naturerleben im Weg.

Und genauso wünsche ich mir für meine Kids soziale Kontakte, die sie mitten im Nirgendwo nicht finden. Als Kleinfamilie ohne Verwandtschaft können wir ihnen diese romantische Vorstellung von einem Mehrgenerationenwohnen mit Oma und Opa nicht bieten. Und wieder die Einsicht: Will ich auch gar nicht, denn mein introvertierter Teil benötigt sehr viel Rückzugsraum. Und damit kann ich auch an die Idee der Baugemeinschaft im Berliner Speckgürtel einen Haken setzen. Nicht mit mir.

It’s your choice.

Sicherheit, Freiheit, Geld, Natur oder Gemeinschaft: Werte sind tiefe Überzeugungen und Haltungen, die für uns Anker in einer zunehmend komplexen und unübersichtlichen Welt sind. Sie bilden zumeist lebenslang einen roten Faden für unsere Entscheidungen, denn sie machen einen wichtigen Teil unserer Persönlichkeit aus.

Übung: Bestimme deine Werte

Mit dieser Übung kannst du ein Gefühl dafür erhalten, welche Werte in deinem Leben eine wichtige Rolle spielen und ein Kompass für deine Entscheidungen sein sollten.

✔︎ Schritt 1: Schaue dir die nachfolgende Grafik an und wähle spontan 20 Begriffe aus, die dir entsprechen.

 

✔︎ Schritt 2: Schaue dir deine zehn gewählten Begriffe an und wähle aus ihnen fünf, die dir besonders wichtig sind. Setze dich hier intensiv mit den Werten auseinander und klopfe sie auf folgende Fragen ab:

  • Was ist mir wichtig im Leben?
  • Welcher Wert lässt mein Herz höher schlagen?
  • Was treibt mich an?

Schreibe sie untereinander auf ein Blatt Papier.

✔︎ Schritt 3: Nun bringst du die Werte in eine Reihenfolge: Welcher Wert ist dir besonders wichtig? Dieser landet ganz oben usw.

Es ist tatsächlich ein sehr befreiendes Gefühl, die Werte zu kennen, die mir wichtig sind. Sie sind mein Fixpunkt. Sie zeigen mir nicht nur die Richtung an, sie schließen auch ganz viel aus. Und das ist sehr erleichternd, denn ich kann viel entspannter durch meinen Feed scrollen. Indem ich meine Werte kenne, fallen so viele Optionen weg, dass ich viel leichter Entscheidungen treffen kann.

Ich kann offener an Themen rangehen und selbst-bewusst entscheiden: Ist das etwas, das mich interessiert? Mir einen Sinn schenkt? Mich meinen Zielen, meiner Vision eines guten Lebens näherbringt? Ich verfalle nicht sofort in diese Gedankenspirale von „Was wäre, wenn…?“ und kann deshalb auch Entscheidungen viel leichter treffen. Schön, wenn ihr mit drei kleinen Kindern im Wohnwagen durch die Welt reist. Ich möchte das nicht, denn ich brauche Raum für mich und würde schon hinter Magdeburg wieder umdrehen. Nicht mit mir.

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