Absolventen der Fachrichtungen Informatik, Informationstechnik und Wirtschaftsinformatik gehören zu den begehrten Fachkräften und werden von Unternehmen gesucht. Umso wichtiger ist es, ihre Vorstellungen und Wünsche an ihren ersten Arbeitgeber zu kennen. Dazu haben die Online-Plattform get in IT und die HTWK Leipzig jetzt eine Studie vorgelegt. Befragt wurden dafür 1.304 IT-Studierende/Auszubildende und Young Professionals.
Pflichtlektüre für jeden Arbeitgeber
Befragt wurden sowohl IT-Studierende und -Auszubildende (16 Fragen) und Young Professionals (18 Fragen). Gefragt wurde zur aktuellen Ausbildungs- bzw. beruflichen Situation, zur Vorgehensweise bei der Suche nach neuen Stellen sowie zu den Erwartungen an die Einstiegstätigkeit und den Arbeitgeber.
Die Ergebnisse in Kürze
- 91 Prozent der IT-Einsteiger schätzen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt als gut oder sehr gut ein.
- IT-Einsteiger schätzen fachliche Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu gehören gute Verdienstmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten sowie ein gutes Klima unter den Kollegen. Wichtig sind ihnen zudem Fairness, Wertschätzung, spannende Aufgaben und Spaß bei der Arbeit.
- Für den Start wünschen sie sich intensive Betreuung durch gezielte Einarbeitung und einen Paten oder Mentor an der Seite.
- Eine Fachlaufbahn ziehen sie einer Führungskarriere vor.
- Sie sind eine heterogene Gruppe, teilweise weichen die Vorstellungen in Bezug auf ihre Ziele und Erwartungen an ihre Tätigkeit und die Länge der Arbeitszeit deutlich voneinander ab. Vor allem die unterschiedlichen Vorstellungen von Männern und Frauen gilt es zu beachten.
Intensive Unterstützung für den Jobstart
Wichtig ist den jungen IT-Fachkräften vor allem, dass sie zu Beginn ihre neuen Aufgaben durch gezielte Einarbeitung kennen lernen. Etwas mehr als ein Fünftel wünscht sich zudem einen Mentor oder Paten an der Seite, wobei dies den Studierenden (22,26 Prozent) etwas wichtiger war als den Young Professionals (20,04 Prozent).
Dafür wünschen sich die jungen Berufserfahrenen in größerer Zahl (18,55 Prozent), dass sie die Möglichkeit bekommen, Dinge selbst auszuprobieren. Bei den Studierenden war dies nur 13,60 Prozent wichtig.
Eigenverantwortliche Projekte wünschen sich dagegen Studierende wie Einsteiger nahezu in gleichem Maß (13,96 Prozent der Studierenden/14,07 Prozent der Young Professionals).
Berufliche Ziele sind unterschiedlich …
Besonders wichtig ist fast einem Drittel, das sie innovativ arbeiten und etwas bewegen können. Nahezu 24 Prozent wünschen sich, dass sie Experte auf ihrem Fachgebiet werden. Für 17,58 Prozent zählt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ebenfalls zu einem wichtigen Ziel.
Eine Führungskarriere ist dagegen nur für 16,73 Prozent ein wichtiges Ziel.
…und ändern sich im Laufe der Zeit
Wie die folgende Grafik zeigt, ändern sich diese Ziele im Laufe der Zeit. So ist es zum Beispiel den Studierenden wesentlich wichtiger, innovativ arbeiten und etwas bewegen zu können, während die bereits arbeitenden IT-Absolventen mehr Wert darauf legen, Fach-Experte zu werden und Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu können. Auch eine Führungskarriere ist den Studierenden noch wichtiger als den Young Professionals.
Auch zwischen Männern und Frauen zeigen sich Unterschiede. Während es beiden Geschlechtern gleich wichtig ist, innovativ arbeiten und etwas bewegen zu können, liegen die Männer wesentlich mehr Wert darauf, sich einen Status als Experte oder Führungskraft zu erarbeiten. Frauen schätzen es hingegen, wenn sich Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren lassen und ihr Beruf zukunftssicher ist.
Flexibilität bei zukünftigen Berufsfeldern
Bei der Frage, in welchem Bereich IT-Einsteiger gern arbeiten möchten, zeigen sie sich flexibel. Sie können sich verschiedene Bereich vorstellen. Besonders beliebt sind bei den Studierenden die Felder Anwendungsentwicklung, Forschung & Entwicklung, Projektmanagement sowie Beratung/Consulting. Bei den Berufserfahrenen rangiert auch die Anwendungsentwicklung vorne, gefolgt von Administration, Beratung/Consulting und Projektmanagement.
Was IT-Einsteiger an einem Arbeitgeber schätzen
Nahezu zwei Drittel wünschen sich von einem Arbeitgeber gute fachliche Entwicklungsmöglichkeiten (64 Prozent), gefolgt von einer ansprechenden Vergütung (61,43 Prozent), netten Kollegen (49,74 Prozent) und flexibler Umgang mit Arbeitszeit (49,14 Prozent).
Andere Schwerpunkte bei Frauen und Männern
Wenn man bei dieser Frage zwischen Frauen und Männern differenziert, zeigt sich, dass diese im Unterschied zu den Männern etwas andere Schwerpunkte setzen. Auch sie schätzen gute fachliche Entwicklungsmöglichkeiten mit 58,68 Prozent als am wichtigsten ein. Dicht gefolgt von netten Kollegen (56,89 Prozent), Flexibilität im Umgang mit Arbeitszeit (55,09 Prozent). Ein gutes Gehalt (49,70 Prozent) ist ihnen nur unwesentlich wichtiger als ein unbefristeter Arbeitsvertrag (48,50 Prozent).
Auf die offene Frage, was einen Arbeitgeber für IT-Einsteiger attraktiv macht, nannten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen folgende Kriterien:
- Umgang miteinander, Kollegen, Arbeitsatmosphäre
- Fairness, Wertschätzung, Führung, Verhalten der Führungskräfte
- Fortbildungsmöglichkeiten
- Charakter und Anspruch der Aufgaben
- Aufstiegsmöglichkeiten
Rolle des Unternehmens bei der Arbeitgebersuche
Wenn Studierende und Young Professionals auf die Suche nach einer (neuen) Stellen, sind für Studierende eher die Unternehmen wichtiger als für die Berufserfahrenen, die eher nach interessanten Stellen schauen.
Zusammensetzung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen
Befragt wurden insgesamt 1.304 IT-Einsteiger. Die Gruppe der Befragten setzte sich aus einem etwas höheren Anteil an Studierenden/Auszubildenden als Young Professionals zusammen. Über 52 Prozent befinden sich noch im Bachelor-Studium, knapp 30 Prozent im Master-Studium. Knapp 11 Prozent befinden sich in der Berufsausbildung, während 6 Prozent bereits arbeiten oder promovieren.
Der Frauenanteil lag bei 13,60 Prozent. 86,70 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind zwischen 21 und 30 Jahre alt, 10,30 Prozent über 30 Jahre und drei Prozent unter 20 Jahre.
Tipps für Arbeitgeber für die Ansprache von IT-Einsteigern:
- Arbeitgeber sollten sich zunächst intensiv mit den eigenen Zielen und Bedürfnissen auseinandersetzen und herausarbeiten, welche IT-Absolventen und Young Professionals sie ansprechen möchten (und müssen). Es macht schließlich keinen Sinn, wenn Sie sich allein nach den Wünschen der IT-Einsteiger richten und Dinge versprechen, die Sie im Joballtag nicht einhalten können. Wobei: Sie sollten natürlich bedenken, dass sich Ihr Unternehmen wird bewegen müssen, um auf lange Sicht attraktiv im „War for talents“ zu sein.
- Wenn Sie als Arbeitgeber genau wissen, was Sie wollen, können Sie daran gehen, eine geeignete Strategie zu entwickeln. Achten Sie bei der Ansprache Ihrer Zielgruppe genau darauf, welche Stärken Ihres Unternehmens Sie betonen: Frauen legen ja auf andere Punkte mehr Wert als Männer. Das sollten Sie unbedingt beachten!
- Besonders wichtig ist es, dass Sie sich intensiv mit dem Thema Hochschulmarketing auseinander setzen und so frühzeitig Kontakte zu IT-Studierenden entwickeln. So lernen Sie auch deren Wünsche und Vorstellungen direkt kennen. Dazu gehören auch Praktika, Werkstudententätigkeiten und Abschlussarbeiten.
- Auch eine Begleitung in der ersten Zeit in Ihrem Unternehmen ist von besonderer Bedeutung. Daher sollten Sie unbedingt dafür sorgen, dass Sie hierfür Ressourcen und vor allem fähige Mitarbeiter zur Verfügung stellen.
Die Zahlen und Grafiken stammen aus der Studie „get started 2015. Was IT-Fachkräfte von ihrem Berufseinstieg erwarten„, die von der Online-Plattform www.get-in-it.de und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) durchgeführt wurde.