Let the music play – fast 50 und kein bisschen leiser

„I feeeeeeel you – your sun it shines. I feeeeel you, within in my mind“ – Dave Gahan von Depeche Mode röhrt ins Mikrofon und 70.000 Menschen grölen unisono mit. Ich mittendrin, im Olympiastadion in Berlin. Mein Herz schlägt so heftig, als ob ein Vorschlaghammer sich daran zu schaffen macht. Wenn ich nicht noch ein bisschen Erwachsensein in mir hätte oder wenn meine Knochen nach knapp zwei Stunden tanzen noch etwas fitter wären, würde ich die Barrikade, die mich von der Bühne trennt, überspringen und den Sänger meiner Helden aus den 1980ern vor Glück umarmen. Nicht, weil ich ihn persönlich so toll finde. Seien wir ehrlich, wie alle anderen Menschen, hat auch er mit Ü60 etwas von seinem jugendlichen Sexappeal verloren. Doch allein die Tatsache, dass er, Martin Gore und der Rest der Band es geschafft haben, mich stundenlang von Erinnerung zu Erinnerung zu tragen, verdient Dankbarkeit. Ich war schon lange nicht mehr so beseelt und so glücklich.

Pinkfarbener Plattenspieler
Foto: AdobeStock

Kennst du auch diese Momente, in denen du dich von jetzt auf gleich wieder so richtig jung fühlst? Wenn ein Ton oder eine Melodie ausreicht, um dich in eine Welt zu versetzen, die jenseits von Unternehmensführung, Familie und allen deinen Pflichten liegt?

Ich weiß bis heute, wie ich bei einem meiner ersten Club-Besuche – damals hieß das noch Disko – zu „Everything counts“ getanzt habe und dachte, die Welt wäre nur für mich gemacht. Oder wie ich auf dem Rummel zum ersten Mal geküsst wurde, während aus den Lautsprechern „Never let me down again“ dröhnte. Ich erinnere mich, als wäre das gestern gewesen, dass wir zu fünft in meinem roten Mini Cooper S (der mit den weißen Ralley-Streifen) nach dem Abi zum Skifahren losgezogen sind. Im Radio lief „Walking in my shoes“.

Depeche Mode haben gefühlt mein Leben geprägt und mich stets begleitet, weil sie auch unermüdlich weiter Platten veröffentlicht haben. Als ich meiner Kollegin Steffi beim Mittagessen davon erzähle, leuchten ihre Augen und sie fängt an zu träumen. Hier ein Auszug aus dem Gespräch:

MONA: Sag mal Steffi, findest du es eigentlich komisch, wenn man mit 49 mit zwei Rechnern, einem Handy und einem iPad gleichzeitig versucht Tickets für Depeche Mode zu kriegen und schon 10 Minuten vorher immer wieder die Seite refresht. Könnte ja früher losgehen.

STEFFI: Komisch? Überhaupt nicht! Zugegeben: Für den digitalen Ticket-Run motiviere ich immer meinen Konzert-Freund, aber ich fiebere parallel mit als ginge es um was ganz Großes!

MONA: Irgendwie ist es doch auch groß. Ich habe mich bei den zwei Konzerten, für die ich tatsächlich Tickets ergattern konnte, wieder wie Anfang 20 gefühlt. Bin übrigens noch genauso textsicher wie damals.

STEFFI: Aber ist dir irgendwas aufgefallen als du auf dem Konzert warst und dich so umgeschaut hast?

MONA: Ob mir was aufgefallen ist? 👀 Die waren alle alt – also genauso alt wie ich oder sogar noch älter. Einige hatten ihre Kinder mit dabei. Die waren dann auch schon in dem Alter, in dem ich auf dem letzten DM Konzert war, das ich erleben durfte. Für wen aktivierst du denn deinen Konzert-Freund?

STEFFI: Ganz klar: nur für Robbie (Williams). Und Take That, wenn sie mal wieder beschließen, ein letztes gemeinsames Konzert zu geben!

MONA: Glaubst du daran noch?

STEFFI: Unbedingt! Alles andere würde mich zu traurig machen.

MONA: Singst du da auch lauthals mit?

STEFFI: Yep! Und mir tun die Leute leid, die um mich herum stehen. Wobei die mindestens genauso laut mitsingen wie ich.

MONA: Du bist also auch ein echtes Fangirl – oder wie sagt man dazu, wenn man in unserem Alter ist?

STEFFI: Fangirl? Hihi, wenigstens Fanwomen würde ich sagen!

MONA: Aber ich bin doch wieder jung! Da gehört das Girl doch dazu! Sag’s nicht weiter. Ich hab immer Ohrstöpsel dabei. Bei Placebo hat das Abendblatt nach der Show geschrieben: War es zu laut, bist du zu alt. 😇

STEFFI: Mist! Erwischt! Also neben DM gehts für dich auch zu Placebo. Und wer darf dich noch als sein Fangirl bezeichnen?

MONA: Duran Duran. Simon Le Bon hat zwar keine Stimme mehr – wobei er nie sooo besonders gut gesungen hat – aber die Songs kann ich inklusive B-Seiten bis heute mitgrölen. Leider haben sie, ganz im Gegensatz zu Depeche Mode, nachgelassen in den letzten Jahren. Also, mir gefallen die neueren Songs nicht mehr so gut. Das aktuelle DM-Album ist hingegen der Kracher. Und Dave tanzt immer noch, als wäre er um die 30. Vielleicht sogar besser als damals, weil nicht so viel Gift durch seine Venen fließt. Und bei dir ist es echt nur Robbie?

STEFFI: Naja, es gibt schon noch n Paar auf meiner Liste. Clueso zum Beispiel, den mag ich auch total gern. Aber das ist nicht vergleichbar, weil die Fans hier nicht – wie ich – mitgewachsen sind. Er war einfach schon immer jünger. 😅

MONA: Ich glaube, das ist auch so ein bisschen die Faszination dabei. Wir werden mit unseren Stars gemeinsam alt. Und es könnte halt immer das letzte Konzert sein.

STEFFI: Absolut. Und natürlich beobachte ich das Gleiche bei Robbie Konzerten wie du bei DM: Da kommen inzwischen Fans in meinem Alter – mit und ohne Kinder. Aber so richtige Teenies sieht man nicht mehr.

MONA: Ich fand total spannend, dass der Drang, den Herren so nah wie möglich zu kommen, nicht nachgelassen hat. Es könnte ja sein, dass die Fans in unserem Alter da enspannter sind. Aber ich habe 50+ Leute gefühlte Weltrekorde rennen sehen, die sonst niemals eine Treppenstufe erklimmen würden, geschweige denn ihr Tempo über Schlendergang hinaus beschleunigen würden. So spannend!

STEFFI: Lustig, das hab ich mir auch gedacht. Allerdings muss ich zugeben, dass ich diese Nähe nicht mehr brauche und der Innenraum für mich so attraktiv ist wie eine vollgestopfte U-Bahn. Eben doch eher ne Typ- als ne Altersfrage oder?

MONA: What??? Also das sehe ich wirklich total anders. Ich würde niemals sitzen wollen! Frag mich vielleicht in fünf Jahren noch mal. Ich war sogar hinterher noch auf einer Depeche Mode Party. Zweieinhalb Stunden waren einfach noch nicht genug. Hätten meine Knie nicht so weh getan, hätte ich bis zum Morgen durchgetanzt. Das fehlt mir manchmal. Es gibt so wenig Clubs, in denen ich noch Musik finde, zu der ich tanzen will. Aber weißt du, was richtig toll ist? Der Zusammenhalt zwischen den Fans. Wie sehr die Musik doch verbindet. Auf dem Konzert in Berlin standen neben mir Nathalie und Jens. Und mit den beiden treffe ich mich in ein paar Tagen in Ubud.

STEFFI: Also mit Freunden bin ich nach nem Konzert noch nicht gegangen, aber bislang hab ich mit jedem Menschen neben mir ausgiebig gequatscht. Da war eben gleich eine riesige Gemeinsamkeit und eine Verbindung da.

MONA: Ja, Musik ist irgendwie wie Familie, wie ein Treffen lauter Unbekannter, die diese eine Liebe verbindet. Schön in jedem Alter.

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