„Herausforderungen sehe ich als Geschenk.“

Norma Demuro von keelearning
Norma Demuro @Lisa Krieg Fotografie

Mindset ist alles – das zeigt uns Norma Demuro. Ihre italienischen Eltern wanderten in den 1970er-Jahren nach Deutschland ein und ihre Aufstiegschancen waren gering. Norma möchte diese Situation heute für andere verbessern. Mit ihrem E-Learning-Angebot bringt sie die Weiterbildung dorthin, wo sie gebraucht wird: via Smartphone direkt zu den Menschen. Und wenn es Hürden gibt? Dann nimmt sie diese an und baut sich aus ihnen eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Wir trafen Norma zur Mittagspause.

→ STARTER

Hi Norma, was isst du heute zu Mittag?

Heute hat es nur für einen schnellen Griff in den Kühlschrank gereicht und Skyr und Blaubeeren sind in der Tasche gelandet.

Vegetarisch oder Fleisch?

Fleisch

Latte oder Grüner Tee?

Grüner Tee

Cocktail oder Bier?

Bier

Ausgehen oder Kochen?

selber kochen

→ HAUPTGANG

Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?

Ich bin Gründerin von keelearning, einer E-Learning-Plattform, die sich auf die Qualifizierung von Mitarbeiter:innen fokussiert, die keinen klassischen Schreibtisch-Arbeitsplatz haben – sogenannte Frontline-Worker. Hier sticht vor allem heraus, dass alle Funktionen der Plattform sowohl über den Desktop als auch mobil verfügbar sind. So können auch Frontline-Worker problemlos erreicht werden, selbst wenn sie keine E-Mail-Adresse besitzen. Für schnelles Autotranslate in über 20 Sprachen und um das Lernerlebnis individuell an die Bedürfnisse der User:innen anzupassen, nutzen wir Künstliche Intelligenz.

Und wie bist du dazu gekommen?

Anfang der 70er-Jahre sind meine Eltern aus Italien nach Deutschland eingewandert und hatten natürlich erstmal mit Sprachproblemen zu kämpfen. Die, in Kombination mit einer klassischen Arbeitertätigkeit, sorgten dafür, dass sie kaum Zugang zu Weiterbildungen hatten und Aufstiegschancen ausgeschlossen waren. Ich bin davon überzeugt, dass Bildung ein grundlegendes Menschenrecht ist und durch digitale Lösungen einer breiten Masse der Zugang gewährleistet werden kann.

Während meiner beruflichen Projekte wurde die Idee zur Gründung von keelearning geboren. Ich erlebte hautnah, vor welchen Herausforderungen zahlreiche Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter:innen stehen. Diese Herausforderungen sind immer noch ähnlich wie in den 70er-Jahren, als Deutschland Gastarbeiter:innen durch das Abwerbeabkommen für berufliche Tätigkeiten qualifizieren musste.

Teilweise geht man immer noch davon aus, dass nachmittags die Mutter oder die Großeltern als Betreuungspersonen zur Verfügung stehen, was meistens nicht der Fall ist.

Norma Demuro

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie weit sind wir in deutschen Unternehmen mit der Digitalisierung des Lernens?

Es gibt ja nicht „das deutsche Unternehmen“. Daher sind einige Unternehmen bereits sehr weit. Viele KMU haben dennoch enormen Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung des Lernens. Daher würde ich auf einer Skala von 1 bis 10 eine realistische 3 vergeben.

Mit welchem Wunsch kommen Kund:innen auf euch zu – und was brauchen sie wirklich?

Unsere Kunden stellen fest, dass die Einarbeitung von Mitarbeiter:innen nicht strukturiert läuft, dass sie immer wieder von vorn beginnen müssen, sobald jemand Neues ins Unternehmen kommt. Aber auch, wenn Mitarbeiter:innen das Unternehmen verlassen, ist wichtiges Handlungswissen weg. Die Frage lautet daher: Wie kann ich das Unternehmens-Know-how sichern, festhalten und bestehenden und neuen Angestellten zugänglich machen? Der Wunsch ist, dass Unternehmenswissen zentral in keelearning zu erstellen und dann per App allen Mitarbeiter:innen zugänglich zu machen.

Du bist Gründerin und Geschäftsführerin: Was machst du für eine gute Team-Entwicklung?

Das Wichtigste für uns als Team ist Kommunikation und Transparenz über Ziele, Strategien und die Vision. Warum gibt es uns? Welche Bedürfnisse haben unsere Kund:innen? Darüber sprechen wir regelmäßig bei unseren Meetings vor Ort, in der jede:r aktiv Learnings und die jeweilige Sicht mit einbringt. Wir arbeiten wie viele andere Unternehmen hybrid, also einen Teil der Arbeitszeit im Homeoffice und viel im Austausch per Videotelefonie.

Aber gerade unsere Teammeetings wollen wir persönlich vor Ort durchführen, um uns näher zu sein und auch in nonverbale Signale des Gegenübers reinzuspüren, die per Videomeeting teilweise auf der Strecke bleiben. Darüberhinaus schauen wir auch immer wieder auf unsere gemeinsam erarbeiteten Unternehmenswerte: Leben wir diese Werte? Passen diese noch? Gemeinsame Mittagessen und einmal monatlich Teamsport geben uns die Möglichkeit, uns auch von einer anderen Seite kennenzulernen.

Wichtig ist für mich, dass ich die Herausforderungen nicht als Last, sondern als Geschenk sehe, mich weiter zu entwickeln.

Norma Demuro

Was sind im Daily Business deine größten Herausforderungen?

Hier mache ich wie viele andere Eltern den Spagat zwischen Familie und Arbeit. Das Smartphone als Arbeitsgerät ist immer dabei und das ist nicht immer nur ein Vorteil, wenn man eigentlich Zeit mit der Familie verbringen will und dann doch nicht zu 100 Prozent anwesend ist, weil schnell noch eine Mail beantwortet werden muss. Das geht auch anders, indem ich mir bewusst Auszeiten von der Arbeit nehme. Das ist noch nicht dort, wo ich es gerne hätte, aber es ist mir schon mal bewusst und das ist bekanntlich der erste Schritt.

Was fehlt dir für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Job?

Ich hatte sehr viel Glück: angefangen mit einem tollen Krippenplatz über den Kindergarten und jetzt mit der Grundschule. Ich weiß, dass es für viele Familien nicht selbstverständlich ist, eine gute Betreuung für ihre Kinder zu bekommen. Ich bin dafür, dass wir Ganztagsbetreuung bzw. Ganztagsschulen zum Standard und nicht zur Ausnahme machen sollten.

Nur wenn ich mein Kind gut betreut sehe, kann ich mich auch auf meine Arbeit konzentrieren. Das ist Grundvoraussetzung. Teilweise geht man immer noch davon aus, dass nachmittags die Mutter oder die Großeltern als Betreuungspersonen zur Verfügung stehen, was meistens nicht der Fall ist.

Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über dein Business gewusst?

Ehrlich gesagt, ist es ganz gut, dass ich nicht wusste, was alles auf mich zu kommt. Sonst hätte ich es mir vielleicht anders überlegt ;-). Das gilt auch für die Zukunft: die Herausforderungen bleiben. Wichtig ist für mich, dass ich die Herausforderungen nicht als Last, sondern als Geschenk sehe, mich weiter zu entwickeln. Was auf alle Fälle hilft, ist der Austausch mit anderen Unternehmer:innen.

→ DESSERT

Und jetzt bitte noch ein paar Tipps für unsere Leser:innen:

  • Dein Lieblingspodcast: The SaaS Podcast von Omer Khan
  • ein Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du gern lesen möchtest: Ich lese gerade „Das Leben der Stoiker
  • Mit welcher Person, lebend oder bereits gestorben, würdest du gern einmal Essen gehen? Tatjana Bakaltschuk, Gründerin von Wildberries, reichste Frau Russlands und erste Selfmade-Milliardärin

Vielen Dank, liebe Norma! 🙏🏻

In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.

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