
»Bei einem Rebranding zählen Authentizität und strategische Kommunikation gleichermaßen.«
Eine Marke ist weit mehr als ein Logo oder eine Farbpalette – sie ist ein Spiegel der eigenen Werte und Identität. Genau hier setzen Nathalie Misczychowski und Doris Schnorbach an. Ihr Ziel: Frauen dabei zu unterstützen, ein Branding zu entwickeln, das nicht nur professionell und modern ist, sondern auch ihre persönliche Entwicklung widerspiegelt. Jana Assauer hat die Gründerinnen von All your colors zum Interview getroffen.
Herzlich willkommen, Doris und Nathalie! Mit einem Hot Take habt ihr in unserer Redaktion Aufmerksamkeit erregt: »spirituell und professionell – ohne Räucherstäbchen-Look«. Deswegen zunächst einmal die Frage: Sind Räucherstäbchen unprofessionell? Ist das ein bewusster Gegensatz oder können Spiritualität und Professionalität harmonieren?
Doris
Räucherstäbchen sind nicht per se unprofessionell. Uns geht es in erster Linie darum, zu hinterfragen, ob bestehende Klischees oder Symbole bei der Gestaltung eines Brandings unbewusst übernommen werden, ohne dass sie wirklich zur eigenen Identität passen. Das ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit.Viele Frauen, die zu uns kommen, haben sich bereits intensiv weiterentwickelt – persönlich und spirituell. Und dann stehen sie vor der Herausforderung: Wie zeige ich das authentisch nach außen? Spiegelt mein Auftritt mich und meine Entwicklung wider oder bediene ich nur ein neues Klischee? Der Begriff »Räucherstäbchen-Look« ist ein Platzhalter mit Augenzwinkern für all die unreflektierten Äußerlichkeiten, die sich über die Zeit etabliert haben.
Wir sehen Spiritualität nicht als Lifestyle-Erscheinung, sondern als eine ganz natürliche positive Bewusstseinsart. Wenn wir uns auf den Weg machen und immer weiterentwickeln, werden wir automatisch spiritueller.
All your colors
Wird Spiritualität businesstauglicher? Wie macht sich das in euren Augen bemerkbar?
Doris
Absolut! Die Welt befindet sich in einem starken Wandel, und das Bewusstsein für Sinnhaftigkeit und Werte nimmt stetig zu. Unternehmen und Selbstständige legen zunehmend Wert auf Authentizität und werteorientierte Kommunikation. Work-Life-Balance ist längst mehr als nur ein Schlagwort – die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen zunehmend. Dadurch wird auch Spiritualität immer mehr als selbstverständlicher Bestandteil der beruflichen Identität anerkannt.
Wir beobachten, dass Unternehmen bewusster kommunizieren und ihre Werte gezielt in ihr Branding und Marketing einfließen lassen. Auch in der Mitarbeitergewinnung spielt das eine Rolle: Unternehmen, die authentisch und mit einer klaren Werteorientierung auftreten, ziehen genau die Menschen an, die sich mit dem Unternehmen identifizieren können.
Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis: Ich habe mit einem großen Industrieunternehmen gearbeitet, das vor allem kleine Bauteile herstellt. Die Mitarbeitenden haben ihre Arbeit zunächst als reine Produktion betrachtet. Doch als wir reflektiert haben, dass sie Bauteile für innovative Mobilitätslösungen entwickeln, entstand ein völlig neues Bewusstsein für den eigenen Beitrag. Das zeigt, wie wichtig es ist, den Sinn hinter der eigenen Arbeit zu erkennen – und genau das ist für uns gelebte Spiritualität.
Wir alle wollen diese Welt zu einem besseren Ort machen. Für uns geht das mit bewusster Gestaltung – und zwar im doppelten Sinne: für unser eigenes Leben als auch unseren Businessauftritt.
All your colors
Ihr arbeitet viel mit Unternehmen, aber besonders im Rebranding-Prozess auch mit Solopreneurinnen, die an einem Wendepunkt stehen. Welche Herausforderungen begegnen euch dabei am häufigsten? Und gibt es Unterschiede zwischen den Hürden, vor denen Frauen und Männer stehen?
Nathalie
Viele unserer Kundinnen sind bereits seit Jahren selbstständig und sind auch schon einen langen Entwicklungsweg gegangen, sowohl persönlich als auch professionell: Sie sind zu Expertinnen und Vorreiterinnen in ihrem Bereich herangewachsen, haben vielleicht auch ein neues Gebiet erschlossen, entwickeln aber im Zuge dessen das diffuse Gefühl, dass ihr Branding nicht mehr stimmig ist.
Besonders bei Frauen beobachten wir, dass der nächste Schritt häufig mit einer gewissen Zurückhaltung verbunden ist. Sie stehen an einem Punkt, an dem sie als wirklich relevante, kompetente Expertinnen sichtbar werden könnten, doch genau davor haben viele Respekt. Unser Rebranding-Prozess hilft ihnen dabei, sich mit ihrer eigenen Größe anzufreunden und ihr volles Potenzial nach außen zu zeigen.
Du hast ja einen Blick dafür, Nathalie: Woran stellst du fest, dass ein Branding eher zurückhaltend und bescheiden wirkt?
Nathalie
Oft ähneln solche Brandings vielen anderen, die Looks wirken generisch oder sind von bestehenden Trends kopiert. Vielleicht dominieren gedeckte Farben oder sanfte Pastelltöne, die Harmonie ausstrahlen, statt ein klares Statement zu setzen. Dabei haben die Frauen, mit denen wir arbeiten, oft eine unglaubliche Präsenz und Power – doch ihr Branding deckelt diese Energie, statt sie sichtbar zu machen. Wenn ich diese Diskrepanz sehe, dann schmerzt mich das fast schon. Wir wollen die wahre Strahlkraft der Person nach außen bringen und in ihrem Branding ihre echte Stärke widerspiegeln.
Ihr habt euch als Team zusammengetan – wie ergänzt ihr euch? Wie sieht es konkret aus, wenn man mit euch zusammenarbeitet?
Doris
Unser Prozess beginnt mit einem intensiven Kennenlernen. Wenn Frauen uns anfragen, gibt es zunächst ein Zoom-Gespräch zu dritt. Dabei klären wir die konkreten Ziele und Wünsche.
Als Business Coach leite ich den Prozess mit zielorientierten Fragen. Es geht zunächst darum, sich bewusst zu machen: wer ist sie denn wirklich? Spiegelt ihr aktuelles Auftreten wider, wie sie wirklich sein kann in ihrer Größe? Was kann mit einem Rebranding erreicht werden?
Ich starte mit einem Coaching, das Bilder als Impulsgeber nutzt. Dabei legen wir vorhandene Bilder aus und stellen recht typische Business-Coaching-Fragen wie: Wo willst du hin? Was ist schon vorhanden, was hält dich zurück? Normalerweise wird an dieser Stelle schnell aus dem Kopf heraus geantwortet. Aber wir tasten uns Schritt für Schritt an das Ziel heran und umgehen mittels der Bilder einen rationalen Filter – die Antworten liegen quasi visuell vor uns und machen das Unbewusste sichtbar. Oft ist das ein emotionaler Moment, weil Frauen erstmals erkennen, wo sie wirklich stehen und was sie ausbremst. Ich bin kein Freund davon, den Kopf total auszuschalten, aber unsere Arbeitsweise ermöglicht es, darüber hinauszugehen, das Energetische, Unbewusste ins Reale zu übersetzen – und so an die innere Wahrheit ranzukommen, das sagen wir immer gerne.
Im nächsten Schritt folgt das Fotoshooting. Viele Bilder sind durch unsere Vorbereitung bereits entstanden, sie müssen nur noch umgesetzt werden. Und dann wird es auch leicht. Während des Shootings spüren die Frauen ihre neue Energie und fühlen sich sichtbar und sicher. Sie sagen auch immer »Die Kamera habe ich komplett vergessen.«
Uns ist beiden ist es ganz besonders wichtig, selbst in voller Präsenz zu sein. Wenn wir eine Kundin vor uns haben, sind erstmal alle Konzepte ausgeblendet, dann wissen wir auch erstmal gar nichts. Dadurch ermöglichen wir ihr, in eine starke Präsenz und an ihre Wahrheiten zu kommen, ihre eigene innere Kraft zu sehen
All your colors
Das heißt, unmittelbar vor dem Fotoshooting liegt erst einmal ein Coaching-Prozess …
Doris
Genau. Innerhalb unseres gemeinsamen Prozesses ist das Fotoshooting ein Block von zwei ganzen Tagen und liegt am Ende unserer Zusammenarbeit. Das Branding und die visuelle Gestaltung entstehen dabei mit Nathalie parallel, sodass wir uns währenddessen abstimmen können, welche Motive am besten passen.
Manchmal sind es ganz einfache Dinge, wie eine Farbfläche auf einer Website, die Nathalie bereits in der Gestaltung vorgesehen hat und die das Shooting beeinflusst. Nathalie ist oft beim Shooting dabei, um sicherzustellen, dass die Bildsprache genau zur Markenidentität passt. So können wir Designideen direkt in die Aufnahmen einfließen lassen und spontane Anpassungen vornehmen.
Nathalie, wie sieht deine Arbeit aus? Womit startest du beim Branding?
Nathalie
Ich habe über die Jahre meine eigene Methode entwickelt. Das Besondere ist, dass ich mit einer systemischen Aufstellung starte. Ich stelle das Business meiner Kund:innen in seinem aktuellen Zustand auf und schaue, wo Herausforderungen liegen, wo es blockiert ist und wo es nicht fließt. Gibt es noch unerschlossene Bereiche oder Zielgruppen, die bisher nicht im Fokus standen?
Nach der Aufstellung ergibt sich oft eine klarere Positionierung. Ich bekomme ein tieferes Gespür für die Person, ihre Einzigartigkeit und das, was ich vielleicht als ihre Mission beschreiben würde.

Fängst du dann mit Farben an, oder wie setzt du das konkret um?
Nathalie
Auch. Aus der Aufstellung habe ich schon ein Gespür entwickelt: Braucht es zum Beispiel mehr Power, mehr Kontraste? Farben transportieren Energien und verstärken Aspekte der Persönlichkeit. Eine Kundin hatte beispielsweise ein sehr lebhaftes Orange und Grün als Brandingfarben. Doch als wir ihr Business aufstellten, wurde klar, wie sie als Vorbild für Frauen in bestimmten Positionen auftritt und was das Ziel der Akademie ist, die sie gründen möchte. Dafür brauchte es Farben mit mehr Stabilität und Standing. Oft bleiben wir im gleichen Farbspektrum, aber die Nuancen machen einen großen Unterschied. Das, was wir kreieren, ist für unsere Kund:innen wie ein Vision Board – etwas, in das sie noch hineinwachsen können. Manche sind anfangs überrascht, weil sie sich in ihrer neuen Größe erst noch erleben müssen.
Eine unserer Business-Mentorinnen sagte uns, sie verstehe zwar nicht genau, wie wir das machen, aber sie habe das Gefühl, unser Rebranding-Prozess entspräche 36 Therapiestunden.
All your colors
Es kann also sein, dass das Rebranding nicht komplett anders aussieht, sondern dass Details angepasst werden, die einen großen Unterschied machen? Um beim Beispiel der Farbpalette zu bleiben: Ein Laie würde vielleicht immer noch sagen, es ist Gelb und Grün – aber nach eurem Prozess sind es geerdetere Nuancen, die eine ganz andere Wirkung haben.
Nathalie
Sofern nicht genau das gewünscht ist, bedeutet ein Rebranding nicht immer eine komplette Neuausrichtung – besonders wenn bestehende Kund:innen sich weiterhin mit der Marke identifizieren sollen. Die Wiedererkennbarkeit bleibt erhalten, aber wir setzen gezielt neue Akzente, um mehr Klarheit und Kraft in den Auftritt zu bringen. Das kann durch einen anderen Fokus oder ein aufgeräumteres Design entstehen.
Gestaltung ist mein Handwerk, aber ich nehme auch die Energie der Person auf und spüre, wo es vielleicht einen Push braucht – manchmal durch eine starke Kontrastfarbe, die vorher gar nicht da war. Ein kleines Detail kann dabei eine große Veränderung bewirken.
Wenn ihr eure Arbeit präsentiert, gibt es dann Momente, in denen eure Kund:innen erst einmal innehalten oder sich an ihre neue Darstellung gewöhnen müssen?
Nathalie
Ja, das kommt häufig vor. Eine neue Farbe, ein anderer Look oder auch einfach neue Bilder können sich anfangs fremd anfühlen – es ist wie ein eigener Wachstumsraum.
Manche Kund:innen sind im ersten Moment fast geschockt von ihrer veränderten Präsenz: Wir hatten zum Beispiel eine Kundin, die sich sehr intensiv mit ihrer neuen Farbe auseinandergesetzt hat. Sie hat angefangen, ihre Kleidung und sogar ihre Einrichtung daran anzupassen. Plötzlich hat sie diese Farbe überall um sich herum wahrgenommen und uns das zugeschickt. Sie ist sehr damit in Resonanz gegangen und das hat ihr extrem viel neue Energie gegeben.
Wie wichtig ist es, auf Trends zu achten? Sie vermitteln Modernität und Aktualität, können aber auch kurzlebig sein. Wie ist bei euch die Abwägung zwischen dem Folgen aktueller Trends und individuellen Wegen?
Nathalie
Trends sind ein spannendes und vielschichtiges Thema. Aber die Grundprinzipien der Gestaltung – wie der goldene Schnitt, Farbwirkung, Hierarchien oder Harmonien – sind zeitlos. Auch in der Fotografie bleibt der Umgang mit Licht und Perspektive bestehen. Trotzdem spiegeln Trends gesellschaftliche Entwicklungen, technische Innovationen und veränderte Bedürfnisse wider. Wir lehnen Trends nicht ab, sondern sehen sie eher als Inspirationsquelle. Wichtig ist, sie nicht blind zu übernehmen, sondern bewusst auszuwählen, was wirklich zur Marke passt.
Viele Menschen erkennen gar nicht, dass sie von Trends beeinflusst sind – sie denken, ihre neue Lieblingsfarbe sei schon immer ihre gewesen. Erst wenn ein Trend verblasst, merken sie, dass es eine Modeerscheinung war. Daher achten wir darauf, dass Branding-Elemente nicht nur aktuell, sondern auch langfristig tragfähig sind.
Mittels des Business-Coaching-Anteils und der Systemischen Aufstellung in eurem Prozess geht ihr über ein einfaches Rebranding hinaus, gleicht das Fremd- und Selbstbild eurer Kund:innen ab, um einen, wie ihr es nennt, »Wachstumsraum« zu schaffen. Wie kann ich mir das vorstellen, was meint ihr damit?
Doris
Nathalie und ich sind seit vielen Jahren in der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstständigkeit tätig – Nathalie seit über zehn Jahren, ich seit über zwanzig. Dadurch können wir gemeinsam einen viel größeren Raum aufspannen, als wenn jede von uns allein mit einer Kundin arbeitet. Das sorgt automatisch für mehr Weite und eine neue Perspektive. Unsere Kundinnen spüren sich in einer anderen Größe, wenn sie mit uns arbeiten, weil sie erleben, dass ihnen mehr Raum zur Verfügung steht, als sie bisher genutzt haben. Sie würden es anfangs vielleicht nicht so benennen, aber in den Rückmeldungen hören wir es immer wieder: Sie fühlen sich ermutigt, ihren eigenen Raum größer zu denken und einzunehmen.
Dieser Prozess wird von uns begleitet, sodass das Wachstum nicht überfordernd ist. Das Branding, die Fotografien, die Website – all das sind visuelle Anker, die ihnen helfen, sich in dieser neuen Größe zu sehen und hineinzuwachsen. Sie erinnern sich: »Ja, das bin ich. Das ist meine volle Energie.« Und genau das ist der Wachstumsraum, den wir schaffen.
Anfangs gibt es oft ein Staunen oder eine gewisse Ehrfurcht vor der eigenen Größe – aber wir bleiben an ihrer Seite.
All your colors
Heißt das, dass ihr euren Kund:innen eine Art Erlaubnis gebt? Viele sind sozialisiert, bescheiden zu sein. Unterstützt ihr sie dabei, sich den Raum zu nehmen, den sie wirklich brauchen – auch in ihrer spirituellen Dimension?
Doris
Erlaubnis ist ein großes Thema. Aber letztlich geht es auch darum: Wer gibt Erlaubnis? Wir geben sie nicht, sondern begleiten unsere Kund:innen dabei, sich selbst zu ermächtigen. Genau das macht den Unterschied – es geht tiefer, wird größer und bleibt nachhaltig. Viele kennen es aus der Persönlichkeitsentwicklung: Ein Impuls von außen kann kurzfristig pushen, aber sobald man wieder im Alltag ist, kommen Zweifel auf. Unser Prozess sorgt dafür, dass diese Erlaubnis nicht nur für den Moment gilt, sondern dauerhaft trägt. Wenn unsere Kundinnen diesen Schritt mit uns gehen, dann fühlen sie wirklich: »Ich darf das.« Und genau dann funktioniert auch der Wachstumsraum.

Apropos Nachhaltigkeit: Begleitet ihr eure Kund:innen nach dem Rebranding weiter? Habt ihr Erfahrungen, wie nachhaltig eure Arbeit ist und welche langfristigen Auswirkungen sie hat?
Doris
Wir sind beide schon lange selbstständig. Unsere gemeinsamen Projekte laufen seit einem guten halben Jahr, und wir haben bereits einige Kundinnen begleiten dürfen, deren Entwicklung wir natürlich beobachten und weiter begleiten. Was wir schon jetzt feststellen, ist, dass alle einen enormen Sichtbarkeitsschub gemacht haben und sich viel mehr trauen. Sie haben Freude an ihrer neuen Präsenz gewonnen, mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Außenauftritt und nutzen ihre neuen Branding-Elemente bewusst.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung – wenn die Außendarstellung nicht mehr zur inneren Entwicklung passt, fühlt es sich unwohl und fremd an. Bei unseren Kund:innen sehen wir nach unserem Rebranding-Prozess: Sie fühlen sich jetzt wieder stimmig und strahlen das aus. Manche melden uns bereits deutliche geschäftliche Erfolge zurück, darunter eine Kundin, bei der die Buchungszahlen sprunghaft angestiegen sind. Es ist unglaublich schön zu sehen, wie sich das nachhaltig auswirkt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Rebranding? Gibt es feste Abstände, nach denen man sein Branding überdenken sollte, oder sind es vielmehr innere und äußere Signale?
Nathalie
Es gibt keine festen Regeln dafür. Ein gutes Zeichen ist es, wenn du dich in einem starken Veränderungsprozess befindest – etwa wenn sich dein Angebot verändert, deine Zielgruppe sich verschiebt oder dein Branding einfach nicht mehr das widerspiegelt, wofür du stehst.
Häufig sehen wir, dass die Positionierung spitzer und klarer wird oder dass sich jemand von Branchennormen löst, um selbstbewusst einen eigenen Stil zu entwickeln. Manchmal merken Kund:innen auch, dass der Name für ihre Marke nicht mehr passt – bei all solchen großen Weiterentwicklungen ist ein Rebranding auf jeden Fall sinnvoll.
Doris
Man sollte sich auch immer mal wieder selbst befragen: Wofür bin ich hier? Was ist meine Aufgabe? Strahle ich das, was ich erreichen möchte, wirklich aus? Sehen das die Leute da draußen? Wenn ich diese Fragen nicht ganz klar mit »Ja« beantworten kann, dann darf ich an meinem Außenauftritt arbeiten.
Wenn es sich nicht mehr gut anfühlt, dann ist der richtige Zeitpunkt für eine Neuausrichtung.
All your colors
Wenn ich das richtig verstehe, arbeitet ihr daran, dass eure Klientin authentisch in ihrem Selbst ist und dadurch auch die richtigen Kund:innen anzieht, um damit Spaß zu haben.
Nathalie
Es braucht beide Perspektiven, die zusammenfließen. Manchmal gibt es den Prozess, dass jemand entdeckt, dass er oder sie jetzt nur noch rein authentisch sein möchte – ohne den Abgleich mit der Zielgruppe. Da passiert es dann, dass nur noch persönliche Erlebnisse oder Emotionen kommuniziert werden, ohne zu reflektieren, ob das für potenzielle Kund:innen relevant ist. Das kann dann vom eigentlichen Business-Ziel wegführen. Deshalb ist es wichtig, beide Blickwinkel zu integrieren: Authentizität und strategische Kommunikation.
Unsere Arbeit ist extrem ganzheitlich und verbindet Strategie mit intuitivem Wissen.
All your colors
Da sind wir wieder am Anfang bei den Räucherstäbchen. Nur weil man für sich Spiritualität entdeckt, bedeutet das nicht, dass man alles sofort nach außen tragen muss. Es geht um eine bewusste Integration ins Business, oder?
Doris
»Integration« – Das ist ein gutes Stichwort! Wie integriere ich das Ganze? Gerade in der schnelllebigen Social-Media-Welt sehen wir oft, dass Inhalte impulsiv geteilt werden. Wir unterstützen unsere Kund:innen dabei, eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, ein Standing zu haben mir ihrer Website und ihrem Daily Business, mit dem sie sich langfristig wohlfühlen. Es geht darum, ein klares, konsistentes Bild nach außen zu tragen – ohne täglich neue Inhalte posten zu müssen. Qualität über Quantität. Ein strategischer Social-Media-Auftritt kann so wie ein Vision Board für die eigene Marke wirken. Manchmal ist es sinnvoller, seltener, aber gezielt zu kommunizieren, anstatt sich in der Masse zu verlieren. Wir finden da zusammen Wege, die Sinn ergeben und dem Erfolg der Marke wirklich dienen.
→ Vielen Dank für eure Zeit und den spannenden Einblick in eure Arbeit!

Über Doris Schnorbach und Nathalie Misczychowski
Doris Schnorbach ist seit über 25 Jahren professionelle Fotografin mit eigenem Studio in Zell an der Mosel. Mit ihrer einzigartigen Kombination aus Coaching und Fotografie unterstützt sie Solo-Selbstständige dabei, ihre individuellen Geschäfts- und Lebensziele zu erreichen. Ihre umfassenden Coaching-Ausbildungen ermöglichen es ihr, tiefgreifende transformative Erfahrungen zu schaffen.
Nathalie Misczychowski ist seit über 10 Jahren selbstständige Grafikdesignerin. Nach ihrer Tätigkeit in Berlin für namhafte Kunden und Agenturen lebt sie nun in Freiburg. Sie hat eine eigene Methode entwickelt, die systemische Aufstellungen integriert, um gemeinsam mit ihren Kund:innen authentische und kraftvolle Markenidentitäten zu gestalten. Gemeinsam bilden sie das Team von All your Colors und unterstützen Frauen dabei, durch authentisches Branding in ihre volle Größe zu wachsen.