Das Durchschnittseinkommen, auch durchschnittliches Einkommen genannt, ist eine volkswirtschaftliche Kennzahl. Sie berechnet sich aus dem arithmetischen Mittel einer Einkommensart im Verhältnis zur Zahl der Bezieher dieser Einkommen. Es spiegelt das Einkommen wider, das Jeder bekommen würde, wenn das Gesamteinkommen gleichmäßig auf alle verteilt werden würde.
Darin sind alle Einkommen enthalten – ganz unabhängig vom Ansehen des Berufs oder der Branche. Inhaltlich lassen sich folgende Wirtschaftszweige unterscheiden: produzierendes Gewerbe, Dienstleistungssektor und öffentlicher Dienst.
Welche Bedeutung hat das Durchschnittseinkommen?
Für Unternehmen ist das Durchschnittseinkommen eine Kennzahl im Marketing. Damit lassen sich Kaufkraftpotenzial und Personalkosten für jede*n Mitarbeiter*in ermitteln. Außerdem spielt sie im Zusammenhang mit der gesetzlichen Rente eine wichtige Rolle. Damit ermitteln Experten das Standardrentenniveau und berechnen Entgeltpunkte. Das Durchschnittseinkommen hilft Arbeitnehmern, ihr eigenes Einkommen besser einzuordnen. Sie können beispielsweise einen Online-Gehaltscheck machen, um zu sehen, wo sie selbst im Verhältnis zum Durchschnitt stehen.
Ein Rechenbeispiel. Das Durchschnittsgehalt ist vor allem eine rechnerische Größe
Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt auf, dass das Durchschnittsgehalt vor allem eine rechnerische Größe ist. Ein Fitness-Trainer verdient im Jahr 30.000 Euro, sein Kollege kommt auf 32.400 Euro und die Kollegin bekommt 26.400 Euro. Dann ist da der Promifitnesstrainer, der im Jahr 120.000 Euro verdient. Das macht auf die vier Personen verteilt ein Durchschnittseinkommen von 52.200 Euro. Das ist ein Gehalt, von dem die meisten in der Branche nur träumen. Klar wird auch, dass der Promifitnesstrainer an dieser Stelle die Statistik gehörig verfälscht.
Das Statistische Bundesamt hat ebenfalls ermittelt, dass nur etwa 33 Prozent der Beschäftigten mehr als das errechnete Durchschnittsgehalt verdient. Die Mehrheit hat einen Verdienst, der darunter liegt. Wer weniger als das Durchschnittsgehalt verdient, muss sich deswegen also nicht schlecht oder ungerecht behandelt fühlen.
Auch Frust über die Bezahlung ist fehl am Platz. Trotzdem bietet das Durchschnittsgehalt eine wichtige Orientierungshilfe. Allerdings sollte es nicht das einzige Vergleichskriterium sein. Um echte Vergleichbarkeit zu erzeugen, muss das Durchschnittsgehalt nach bestimmten Faktoren eingegrenzt werden. Die Branche, die Region oder auch die Unternehmensgröße spielen dabei eine Rolle.
Das Durchschnittsgehalt der Deutschen
Die deutschen Bundesländer unterscheiden sich teilweise sehr stark in einigen Strukturfaktoren, wie Bevölkerungsdichte, Bildungsniveau oder Mietspiegel. Es gibt noch viele weitere Unterschiede, wozu auch das durchschnittliche Einkommen gehört. Im Süden Deutschlands haben die Arbeitnehmer das meiste Geld zur Verfügung. Dafür sind dort auch die Lebenshaltungskosten höher.
Betrachtet man also die Einkommen aller Arbeitnehmer, also aller Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten, so liegt das durchschnittliche Nettoeinkommen laut Statistischem Bundesamt bei 22.652 Euro für das Jahr 2017. Liegen den Berechnungen nur die Zahlen der Arbeitnehmer in Vollzeitbeschäftigung zugrunde, beträgt das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen 26.608 Euro (im Jahr 2017).
Gender Pay Gap – oder Frauen verdienen weniger
Wer die Durchschnittseinkommen in Deutschland miteinander vergleicht, findet nicht nur Unterschiede nach Regionen oder Branchen. Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern ist noch immer gravierend. Für das Jahr 2017 ergibt sich eine Lücke von 21 Prozent zwischen den Geschlechtern. Das zeigt eine Veröffentlichung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In Vollzeit verdienten die Männer ein Bruttogehalt von monatlich 3.960 Euro, während Frauen nur auf 3.330 Euro pro Monat kamen.
Dabei handelt es sich allerdings um die sogenannte „unbereinigte Gender Pay Gap Statistik“. Diese große Differenz ist erklärbar. Sie liegt vor allem in der Berufs- und Branchenwahl. Die Arbeitszeiten variieren und Frauen arbeiten viel häufiger in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte als Männer. Diese strukturellen Unterschiede können allerdings nur circa 70 Prozent der geschlechtsbezogenen Lohnlücke erklären.
Durchschnittsgehalt in verschiedenen Berufsgruppen
Die Analyse der Gehaltsdaten deutscher Arbeitnehmer zeigt, in welchen Jobs das Meiste zu verdienen ist. Dabei ist auffällig, dass eine akademische Ausbildung die beste Voraussetzung für ein höheres bis sehr hohes Durchschnittseinkommen ist. Die zehn bestbezahlten Jobs in Deutschland bekleiden durchweg Akademiker. Dabei ist es so, dass Absolventen in der Regel wesentlich weniger verdienen als ihre erfahrenen Berufskollegen.
Lehrberufe und Berufe in der Gastronomie und dem Dienstleistungssektor haben ein vergleichsweise geringes Durchschnittsgehalt. Der Grund dafür könnte im leichten Zugang zu den Jobs liegen und in den hohen Bewerberzahlen für die verschiedenen Berufe. Als Beispiel verdient ein Oberarzt circa 10.000 Euro brutto im Monat und ein Versicherungsingenieur circa 6.000 Euro brutto im Monat. Zum Vergleich: Ein Call-Center-Mitarbeiter bekommt rund 2.100 Euro brutto im Monat und der Kellner geht mit etwa 1.850 Euro brutto im Monat nach Hause.
Ein weiterer Faktor, der sich stark auf das Durchschnittseinkommen auswirken kann, sind die Dienstjahre eines Mitarbeiters, das sogenannte Senioritätsprinzip. Beschäftigte, die viele Jahre im selben Unternehmen arbeiten, haben meist ein höheres monatliches Gehalt. Das ist bei Angestellten noch deutlicher zu erkennen als bei Arbeitern. Dort ist der Unterschied nach Dienstjahren oder Altersgruppen nicht so stark.
So sieht die weitere Entwicklung aus
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass regionale Faktoren und der Bildungsabschluss das monatliche Durchschnittseinkommen wesentlich beeinflussen. Mit höherem Bildungsgrad steigt auch die Lohnkurve eines Beschäftigten. Andere Variablen, wie Region, Geschlecht oder Alter, beeinflussen das Einkommen lange nicht so stark.
Aufgrund der Tatsache, dass immer weniger Hilfskräfte und viel mehr gut ausgebildete Mitarbeiter in den Unternehmen gefragt sind, wird die Gehaltsschere in Deutschland immer weiter auseinander gehen. Das kann soziale Differenzen verschärfen und die soziale Ungerechtigkeit verstärken.