Manche Dinge sind einfach schlimmer als andere: Sandalenträger mit weißen Socken zum Beispiel. Der Bachelor. Schneematsch. Und – die Steuererklärung. Allein der Gedanke daran lässt meine Laune auf einen Tiefpunkt sinken, etwa so: Endlich, nach einer harten Arbeitswoche, ist Wochenende. Ich freue mich auf pure Entspannung.
Lange schlafen, Brunchen mit der besten Freundin, ein Besuch im Spa. Doch urplötzlich, noch im Halbschlaf, spüre ich diesen kalten Hauch, diesen Gedanke, der langsam den Nacken hochkriecht und sich breit macht. Da war doch was? Da war doch was! Stimmt – die längst überfällige Steuererklärung. Das Wochenende? Kann man jetzt getrost vergessen, denn statt der besten Freundin ist das schlechte Gewissen nun mein steter Begleiter.
Natürlich könnten wir erst die ganzen ungeliebten To-dos erledigen, frühzeitig, und uns dann ganz befreit den schönen Dingen widmen. Natürlich könnten wir. Stattdessen schieben wir unliebsames – von der Steuererklärung über Versicherungskram bis zur Altersvorsorge – erst mal auf die lange Bank und plagen uns stattdessen mit permanenten Launenkillern. Wobei das Warum für diese Aufschieberei ein ewiges Rätsel bleibt, haben doch Studien (und die persönliche Erfahrung) gezeigt, dass uns das Erledigen von Dingen glücklich und zufrieden macht. Das heißt: machen könnte.
Angeblich gibt es sie übrigens, diese Menschen, die die Steuererklärung bereits vor ihrer Fälligkeit abgabefertig auf ihrem Schreibtisch liegen haben. Das sind dann wohl auch die, die alles ordentlich in Akten ablegen, nie auf der Suche nach wichtigen Belegen sind und ihren Schreibtisch immer aufräumen, bevor sie Feierabend machen – und ganz entspannt ins Wochenende gehen. Ja, solche Menschen soll es geben. Beneidenswerte Spezies.
Die Steuererklärung habe ich letzten Samstag dann übrigens doch noch erledigt. Auf den letzten Drücker, versteht sich. Und fühle mich jetzt wie auf rosa Wolken. Wer hätte das gedacht, dass eine Steuererklärung so glücklich macht!