Die Selbstpräsentation ist Bestandteil praktisch jedes Vorstellungsgesprächs, Interview oder auch Assessment Centers. Meist fängt die Aufforderung zum Start ganz harmlos an: „Sehr interessant, was Sie bis jetzt so geleistet haben. Erzählen Sie doch einmal selbst.“ Bewerber denken oft, über sich selbst zu erzählen sei nicht schwer, scheitern dann aber doch grandios an dieser Aufgabe.
1. Erfolge auflisten!
Was sind meine bisherigen Erfolge? Beruflich, aber auch privat, wenn sie berufsrelevant sein könnten. Schreiben Sie einfach mal 10 besondere Leistungen auf. Kürzen können Sie noch später. Erste Hinweise bieten natürlich Ihr Lebenslauf oder auch Ihr Anschreiben. Um das Bild abzurunden, hilft es auch, Freunde und Bekannte um einen Blick von außen zu bitten.
Tipp: Auch im weiteren Verlauf Ihrer Karriere ist es sehr wichtig, immer mal wieder auf Ihre Erfolge und Leistungen aufmerksam zu machen. Daher kann es zum Beispiel eine gute Idee sein, ein Erfolgstagebuch zu führen. Dort kommen alle Ereignisse hinein, in denen Sie einen Unterschied ausgemacht haben. Sie werden später nicht alles benutzen können und müssen individuell für jedes Gespräch auswählen. Aber so haben Sie es in jedem Fall zur Hand!
2. Eine Rangliste aufstellen!
Welche dieser Erfolge sind besonders relevant für das kommende Vorstellungsgespräch? Was passt besonders gut zur Stelle, zum Unternehmen, zur Branche? Erstellen Sie hier eine entsprechende Rangliste Ihrer Erfolge. Achten Sie besonders darauf, dass Sie nicht die Erfolge wählen, die Sie selbst als besonders wichtig erachten, sondern die, die für das Unternehmen bzw. den Job besonders relevant sind.
3. Ein Drehbuch schreiben!
Entwerfen Sie einen Drehplan von 3 bis 7 Minuten. Wo können Sie kürzen, welche Punkte können Sie ausführlicher benennen? Gibt es vielleicht einen Rahmen, den Sie Ihrer Präsentation verleihen können? Für einen ersten Durchgang reichen ein paar Stichworte, die eigentliche Präsentation verfeinern Sie dann durch ständige Übung.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Absolvent in meiner Beratung kam von der Nordsee, wollte in die Windenergie und hatte bereits relevante Erfahrungen sammeln können. Er startete mit: „Ich bin ein Junge von der Küste. […] Und da möchte ich wieder hin. Daher freue ich mich, dass ich mich heute bei Ihnen als Offshore-Windanlagenbauer vorstellen darf.“
Oder eine junge Chinesin, die ihr Studium in Deutschland absolvierte, stellte sich schließlich so vor: „Ich verstehe mich als Vermittlerin zwischen der deutschen und der chinesischen Kultur.“ Dann ging sie auf ihr Studium in Deutschland und ihre Praktika bei deutschen Unternehmen in China und chinesischen Unternehmen in Deutschland ein. Perfekt!
4. Üben der Selbstpräsentation!
Vorm Spiegel, vor Freunden, mit anderen Kommilitonen im Austausch. Ich empfehle bei der Auswahl der Zuschauer darauf zu achten, dass diese auch Kritik äußern können.
Am besten, man startet erst einmal mit der Übung vorm Spiegel: Das macht schon einmal sicherer. Irgendwann wird auch der Text immer flüssiger und findet seine endgültige Form. Dann geht es weiter mit dem Üben vor Publikum, zunächst einmal vor ein oder zwei vertrauten Personen. Um aber den letzten Schliff zu bekommen, ist es wichtig, sich auch vor Publikum zu präsentieren, das etwas objektiver beurteilt. Dafür bietet sich zum Beispiel ein Karriereseminar an oder auch eine andere Gruppe.
5. Üben!
Nutzen Sie jede Gelegenheit, um sich selbst zu präsentieren. Auf Jobmessen geht das hervorragend. Studierende sollten das Angebot ihres Career Services nutzen und Seminare zum Assessment Center, Vorstellungsgespräch etc. belegen. So günstig bekommen Sie diese Gelegenheit zum Training nie wieder.
Und auch, wer zu einem Vorstellungsgespräch bei einem Unternehmen eingeladen wird, zu dem man gar nicht unbedingt möchte, sollte das als Übungseinheit betrachten: Wann ist man entspannter, als wenn man gar nichts vom Gegenüber will? Hier kann man zum Beispiel auch versuchen, die Gehaltsmöglichkeiten nach oben zu testen.
6. Auf die Blickrichtung achten!
Die meisten fokussieren einen Ansprechpartner oder einen imaginären Punkt an der Decke. Abgewöhnen! Stattdessen den Blick zwischen den verschiedenen Gesprächspartnern schweifen lassen.
Dazu hilft eine Übung aus dem Trainingsbereich: Man kann mit dem Kopf bzw. den Blicken ein imaginäres Z beschreiten, bei dem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nacheinander und in wechselnder Reihenfolge angeschaut werden.
7. Auf die Körpersprache achten!
Gerade sitzen, Kopf, Schultern, Oberkörper gerade halten. Die Beine nicht zu weit auseinander (Männer!), Frauen nicht eingekrümmt sitzen. Beim Üben auch mal genau so sitzen, wie es nicht okay ist: Also Frauen können einfach mal den Kerl geben, Männer mal ganz zurückgenommen. Wie fühlt sich das an? Ändert sich etwas für mich?
Eine gute Haltung, immer dann, wenn es um etwas geht: Der Kutschersitz! Diese Haltung bietet sich auch bei der Selbstpräsentation an. Dabei muss man sich im Grunde nur lauter 90-Grad-Winkel vorstellen: Die Füße stehen gerade auf dem Boden, die Kniee bilden den 90-Grad-Winkel zwischen Unter- und Oberschenkel. Der Po sitzt gerade auf dem Stuhl, der Bauch ist gerade, ebenso wie die Schultern. Die Arme haben so noch Bewegungsfreiheit und lassen den Händen die Möglichkeit zur Gestik.
8. Ruhige Hände behalten!
Hier eine gute Mischung zu finden, ist nicht leicht. Die einen halten sich sehr zurück und gestikulieren gar nicht. Stattdessen bleiben die Hände auf den Schenkeln oder an der Stuhllehne. Die anderen fuchteln wild in herum. Eine gute Hilfe ist ein Stift zum Festhalten (besser kein Kugelschreiber oder Filzstift).
Haltung und Gestik haben auch wieder viel mit Übung und Sicherheit zu tun. Je sicherer Sie sich fühlen, umso entspannter und natürlicher wirkt Ihre Körperhaltung und Gestik.
9. Bringen Sie Begeisterung rüber!
Wenn Sie über Projekte sprechen, Erfolge, Ihr Studium, sollten die Interviewpartner merken, dass Sie sich dafür begeistern. Schlecht wäre es, wenn Sie neutral über Ihren Beruf berichten und beim Hobby so richtig strahlen und lebendig werden.
Dazu gibt es viele Beispiele: Die Absolventin, die so begeistert vom Schilaufen erzählt, dass das Maschinenbau-Studium viel zu kurz kommt. Der Controller, der den Skat-Turnieren so viel Raum verschafft, dass man schnell denkt, er wolle doch viel lieber etwas anderes machen als dem Unternehmen als Fachkraft zur Verfügung zu stehen.
Versuchen Sie zumindest, im Gespräch zu zeigen, warum Sie sich für genau dieses Studium oder für diesen Beruf entschieden haben. Dafür hilft es, wenn Sie sich vorher hinsetzen und aufschreiben, welche genauen Tätigkeiten und Themen Ihnen wirklich, wirklich gefallen und Sie interessieren. Lesen Sie sich das Geschriebene durch, suchen Sie dann die drei Punkte, die Sie immer noch und immer wieder mit Freude erfüllen. Mit diesen Aspekten gehen Sie dann in Ihre Selbstpräsentation!
10. Spielen Sie auch mal mit ungewöhnlichen Ansätzen!
Im Assessment Center will man sehr viel von Ihnen kennenlernen und versetzt Sie auch mal in ungewöhnliche Situationen. Also kann hier für die Selbstpräsentation die Aufgabe lauten: „Suchen Sie sich eines von diesen Bildern (Landschaft, Tier, Pflanze, Fantasiefigur) aus und präsentieren Sie sich anhand dieses Bildes.“
[adrotate banner=“1″]
Buchtipps & Links:
- Jack Nasher: Entlarvt!: Wie Sie in jedem Gespräch an die ganze Wahrheit kommen Mit den besten Tricks + Techniken der Geheimdienste. Campus 2015.
- Joe Navarro: Menschen lesen: Ein Fbi-Agent Erklärt, Wie Man Körpersprache Entschlüsselt. MVG Verlag 2010.
- Cornelia Topf: Souverän!: Wie Sie stark auftreten – auch wenn Sie sich nicht wirklich so fühlen. Kösel 2013.
Bild: knallgruen/photocase.de