Eine Online-Bewerbung ist für Unternehmen ein wunderbares Tool. Bewerber sollen sich möglichst nur noch über die entsprechenden Online-Formulare bewerben. Angaben zu Ausbildung, Studium, Praxiserfahrungen werden sofort in Tabellen eingespeist. Qualifizierende Angaben wie Noten oder Studiumsdauer lassen sich sofort miteinander vergleichen – und gegebenenfalls schnell Entscheidungen treffen. Für – oder gegen Sie.
Das ist auch die Sorge vieler Bewerber: Wer nicht in das Raster eines Stellenprofils bei der Online-Bewerbung passt oder den Anforderungen eines Unternehmens auf den ersten Blick entspricht, fällt schnell aus dem Bewerbungsprozess heraus und bekommt eine automatisch erstellte Absage. Verständlich ist dies auf der einen Seite durchaus, denn die Flut an Bewerbungen ist trotz des Fachkräftemangels hoch, und oft nehmen Personalmitarbeiter noch zahlreiche andere Aufgaben wahr.
Und doch, so berichtet die Recruiterin eines großen Anlagenbauers:
Ich lese jede Bewerbung durch und vertraue nicht auf die Auswahl durch das Bewerber-Management-System. Uns wäre sonst sicher der ein oder andere interessante Kandidat durch die Maschen gerutscht.
Gut zu hören, aber nicht alle sind so sorgfältig;-)
So wird die Online-Bewerbung ein Erfolg
Sie können natürlich auch von Ihrer Seite aus einiges tun, um die Chancen Ihrer Online-Bewerbung zu erhöhen. Formal lassen die Portale nicht viele Besonderheiten zu. Die Felder und auch das Design sind eher funktional und lassen elegante Darstellungen vermissen. Daher sollten Sie eher Ihre Qualifikationen für sich sprechen lassen und mit wichtigen Begriffen klug um umgehen.
Vorbereitung für die Online-Bewerbung über Formulare
Bevor Sie sich über das Online-Portal eines Unternehmens bewerben, sollten Sie sich zunächst hinsetzen und einen Lebenslauf sowie ein Motivationsschreiben bzw. Anschreiben verfassen, dass Sie als PDF über das Formular hochladen können. Auch Zeugnisse, Bescheinigungen, Leistungsnachweise sollten Sie zur Hand haben. Meistens können Sie diese einzeln hochladen, zur Sicherheit schreiben Sie ein PDF. Das geht entweder mit dem Programm Adobe Destiller, das die meisten Hochschulen in Ihren Rechenzentren zur Verfügung stellen oder über den PDF-Creator, den Sie sich kostenlos herunterladen können.
Online-Bewerbung: Formulare für Lebenslauf und Anschreiben
Den Lebenslauf und das Anschreiben können Sie ganz klassisch gestalten. Beispiele finden Sie hier:
Beispiel Lebensläufe zum herunterladen
Zwei Beispiel-Anschreiben
Kontaktdaten
In der Regel müssen Sie sich bei einem Online-Bewerbungs-Portal anmelden und dafür Ihre E-Mail-Adresse angeben sowie ein Passwort vergeben. Wählen Sie für den Bewerbungsprozess eine Mailadresse, die seriös klingt. Vermeiden Sie Adressen wie Schnuckiputz91@web.de. Verwenden Sie am besten Ihren Namen.
Stationen bei der Online-Bewerbung angeben
Nun fragen die meisten Formulare nach einzelnen Stationen wie Schulen, Hochschulen, Berufserfahrungen. Richten Sie sich hier nach den Vorgaben der einzelnen Formulare. Wenn nach Berufserfahrungen gefragt wird, geben Sie bitte alle Erfahrungen an, die praxisrelevant sind.
Ein Absolvent, der sich für den Bereich Konstruktion bei einem Automobilunternehmen bewirbt, kann hier zum Beispiel Praktika angeben, selbstverständlich aber auch Werkstudententätigkeiten und auch ehrenamtliches Engagement in einem Formula Student-Team.
Sie haben hier meist die Möglichkeit, Ihre Tätigkeiten kurz zu beschreiben. Halten Sie es genauso wie im Lebenslauf: So ausführlich wie nötig, so knapp wie möglich. Verwenden Sie Schlüsselbegriffe, die für die ausgeschriebene Stelle wichtig sind. Der Konstrukteur in spe müsste hier zum Beispiel angeben, dass er bereits während der Praktika mit CAD-Programmen gearbeitet hat. Nennen Sie Namen.
Beispiel: Unternehmen XY, Abteilung X, Praktikum: Konstruktion einer Torsionsfeder mit CATIA
Diese Vorgehensweise behalten Sie bei allen Abschnitten bei. Alle Möglichkeiten zur Angabe von Stationen und erworbenen Kenntnissen sollten Sie nutzen. Also auch genau beschreiben, was Sie in Ihrer Bachelorarbeit oder auch in einer Studienarbeit untersucht haben.
Hintergrund: Auch wenn Sie sich auf eine konkrete Stelle bewerben, stehen Sie in den meisten Portalen ja auch für andere Positionen zur Verfügung. Sie müssen sich daher „findbar“ machen, indem man Sie über Schlüsselbegriffe leicht identifizieren kann.
Bewerbungsfoto
Manchmal haben Sie noch die Möglichkeit, ein Foto hochzuladen. Wenn Sie sich entscheiden, dies zu tun, verwenden Sie ein professionell erstelltes Bild.
Hintergrund: Seit 2006 dürfen Unternehmen kein Bewerbungsfoto mehr verlangen. Auch wenn ein Foto beiliegt, dürfen sich Personalmitarbeiter nicht nach dem Eindruck eines Bildes richten. Die meisten sind auch professionell genug, um sich nicht davon leiten zu lassen. Und doch geschieht die Beeinflussung unbewusst, daher nutzen Sie die Chance, über Ihr Porträt professionelles Auftreten zu signalisieren.
Ein Bewerbungsfoto muss nicht langweilig sein und kann auch mal mit Formaten spielen, allerdings sollten Sie es auch nicht übertreiben – es bringt einfach nichts. Ob Sie dagegen Farbe oder schwarz-weiß wählen, hängt eher von Ihrem Hauttypen ab (- wer zu roten Flecken und Hautunreinheiten neigt, sollte schwarz-weiß bevorzugen -), als von irgendwelchen Moden. Achten Sie darauf, dass dynamisch und offen wirken. Männer sollten auf dem Bild Jacket, Hemd und Krawatte tragen, Frauen Bluse. Bei Bewerbungen für Praktika oder Werkstudentenjobs geht es auch mit Hemd oder T-Shirt.
Beschreiben Sie Ihre Motivation!
„Warum bewerben Sie sich bei uns?“, „Was motiviert Sie?“ sind Fragen, die Ihnen in den Online-Formularen oft gestellt werden. Die meisten Bewerber finden es schwierig, hierauf schlüssige Antworten zu geben. Dabei ist es gar nicht so schwer.
Beschreiben Sie zunächst für sich, warum Sie sich entschlossen haben, in die Richtung zu gehen, die Sie eingeschlagen haben: Warum habe ich ein Maschinenbau-Studium begonnen? Warum habe ich diese Hochschule gewählt? Hat mir mein Studium Spaß gemacht? Wenn Sie diese Fragen für sich privat beantworten, können Sie zunächst ganz ehrlich antworten: Technik hat mir immer Spaß gemacht, Maschinenbau ist so schön allgemein, da konnte ich mich erst einmal umgucken. Die Hochschule habe ich gewählt, weil sie am nächsten zu meinem Heimatort ist. Das Studium hat nicht immer Spaß gemacht, sondern war ganz schön hart, aber ich habe die herausgefunden, welche Bereiche in der Technik mich wirklich interessieren und die machen mir meistens Spaß.
Von diesen Beschreibungen destillieren Sie jetzt die Punkte heraus, die positiv beschreiben, warum Sie sich für einen Weg entschieden haben:
Nach meinem Abitur am Technischen Gymnasium Chemitz (Note: 1,8) entschloss ich mich, an der Technischen Universität Chemnitz Maschinenbau auf Bachelor zu studieren. Später wählte ich die Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Umwelttechnik. Mein Interesse an der Umwelttechnik führte zu einem Praktikum bei dem Unternehmen XY, die Spezialisten für den Windanlagenbau sind. …
Genauso beschreiben Sie das auch im Online-Formular. Eventuell müssen Sie hier eher darauf achten, welche Zeichenzahl erlaubt ist. Das zwingt Sie dazu, zu selektieren und zu verdichten. Allerdings sollten Sie das Feilen am Text in Ruhe machen und dafür zunächst in einem Textverarbeitungsprogramm arbeiten. Da Sie sich ja immer wieder in das Formular in Ihrem Bewerber-Account einloggen können, sollten Sie dies so oft nutzen, bis Sie den Eindruck haben, eine wirklich gute Bewerbung erstellt zu haben. Erst dann sollten Sie Ihre Unterlagen freigeben.
Dateianhänge hochladen
Dateianhänge wie Lebenslauf, Anschreiben sowie Zeugnisse und Nachweise halten Sie als PDF bereit, so dass Sie diese direkt hochladen können. Jede Datei sollte so klein wie möglich sein. Das ist vor allem bei den Zeugnissen und Nachweisen schwierig, da diese ja oft zehn bis 15 Seiten umfassen. Lassen Sie sich diese entweder von einem Kommilitonen bearbeiten oder gehen Sie in einen Copy Shop, die sollten das kompetent für Sie erledigen können.
Die Online-Bewerbung abschicken
Über Ihren Bewerber-Account können Sie Ihre Daten so lange bearbeiten, bis Sie den Eindruck haben, wirklich fertig zu sein. Dann können Sie diese freigeben. Obwohl die Bewerbungs-Portale den Recruitern Arbeit abnehmen, sollten sie dennoch etwas Geduld mitbringen. Meistens bekommen Sie eine automatische Bestätigung, dass Ihre Bewerbung eingegangen ist. Und dann dauert es schon mal länger. Rechnen Sie durchaus mit drei bis vier Wochen Bearbeitungszeit. Sollten Sie dann immer noch nichts gehört haben, rufen Sie ruhig im Unternehmen an oder schreiben Sie eine E-Mail. Denken Sie immer daran, dass Ihnen Menschen im Unternehmen gegenübersitzen. Bleiben Sie also immer freundlich, auch wenn Sie genervt sind und endlich wissen wollen, was Sache ist.
Und doch! Der persönliche Kontakt zählt
Sie werden heute nicht mehr um Online-Formulare herumkommen, daher ist es wichtig, dass Sie diese zu benutzen wissen. Und doch bleibe ich persönlich ein großer Fan von erarbeiteten Chancen! Denn letzten Endes zählte doch immer wieder der persönliche Kontakt, der Sie aus der Masse der Bewerber herausstechen lässt. Also nutzen Sie jede Chance, mit Mitarbeitern von Unternehmen in Kontakt, sei es über Facebook, Twitter oder Xing, zu kommen. Dazu zählen auch die zahlreichen Jobmessen und Recruiting-Events, die zum Beispiel an Hochschulen angeboten werden. Sprechen Sie mit so vielen Unternehmen wie möglich. Meistens werden Sie enttäuscht sein, weil man Sie doch wieder nur aufs Online-Formular verweist.
Aber bei einem von zehn Gesprächen (persönliche Schätzung!) werden Sie einen Ansprechpartner sprechen können und eine Visitenkarte mitbekommen. Oder einen Hinweis, für welchen Unternehmensteil Ihre Bewerbung besonders interessant sein könnte. Oder von einem besonders für Sie passenden Programm erfahren. Außerdem schult es das Auftreten. Auch das Engagement in einer Studierenden-Organisation bringt Sie in Kontakt mit Unternehmen.
Deswegen sollte Ihre Bewerbungsstrategie nie nur auf einen Weg hin ausgerichtet sein, sondern als Prozess verstanden werden, bei dem Sie viele unterschiedliche Möglichkeiten haben.