Wenn die Deadline droht.

(Eine trödelige Prokrastinationskolumne)

Es ist Montagmorgen. Ich bin früh aufgestanden, um diese Kolumne zu schreiben. Extra früh – damit ich die Deadline um 16 Uhr schaffe. Natürlich hätte ich die Kolumne auch schon gestern schreiben können. Oder vorgestern. Ja, im Grunde auch schon vor zwei Wochen. Ja, hätte ich können. Im Grunde.

Meine morgendliche Yoga-Stunde habe ich ausfallen lassen und den Termin beim Frisör verschoben. Beim zweiten Weckerklingeln bin ich aus dem Bett gesprungen. Damit ich gleich loslegen kann. Heute morgen, gleich ganz früh.

Dem Internet scheint es ähnlich zu gehen. Deadline-Alarm, wohin man auch blickt. Facebook brodelt, alle jammern. So viel zu tun, so wenig Zeit. Es ist ein Kreuz. Und überhaupt hätte man alles schon gestern erledigen sollen. Oder vorgestern. Oder vor zwei Wochen. Ja, hätte man.

Okay, fürs richtige Aufwachen muss aber Zeit sein – sonst kann ich ja nicht denken. Zum Kaffee noch schnell eine Stilkolumne gelesen, bei der es um „weiches Gewebe“ bei Managerinnen geht. Geht’s noch?? Entschuldigung, da muss ich mich aufregen! Gott sei dank postet die Kollegin gerade eine überaus amüsante und treffende Replik, natürlich nicht, ohne zu betonen, das sie eigentlich … also … nun, Sie wissen schon. Die lese ich jetzt doch noch kurz. Geht ja ganz schnell. Fünf Minuten, maximal. Oder vielleicht auch zehn, wenn man meine Kommentare auf twitter mitrechnet.

Wie, schon 10 Uhr? Wie schnell die Zeit immer vergeht! Jetzt geht es aber wirklich los, ab jetzt bin ich die pure Konzentration. Das heißt: gleich. Nur noch ein letztes Mal die Mails checken. Könnte ja was Wichtiges dabei sein. Ein spannender Auftrag zum Beispiel. Nicht dass der Auftrag dann anderweitig vergeben wird.

11.30 Uhr. Oh. Spüre ich da ein Hüngerchen? Um nicht zu sagen: einen Hunger! Kein Wunder, ich bin ja auch schon Stunden wach und habe vor lauter Deadline das Essen vergessen. Kein Wunder, dass ich Konzentrationsprobleme habe. Ich esse schnell was, mit leerem Magen denkt es sich so schlecht.

Puh. In der Küche sieht es vielleicht aus! Wer hat denn den Smoothie-Mixer gestern nicht ausgewaschen? Und überhaupt – das ganze Geschirr stehen lassen?! Das wasche ich jetzt schnell ab, ist ja sonst nicht auszuhalten. Ohnehin fallen mir die spannendsten Sachen bei dröger Hausarbeit ein. Dann flutscht es nachher umso schneller!

15 Uhr. Fünf Zeilen stehen schon. Immerhin. Der Anfang dauert ja immer am längsten. Muss ja erstmal ins Thema kommen. Jetzt brauche ich aber wirklich eine Pause, habe ja quasi acht Stunden durchgearbeitet.

Vorher schreibe ich Ute aber noch schnell. Dass die Kolumne wohl doch erst morgen kommt. War heute einfach zu viel los für konzentriertes Arbeiten. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Mehr wunderbare Kolumnen von Susanne Ackstaller findet ihr hier:

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