Die Suche des Menschen nach dem Glück ist alt. Doch was ist Glück eigentlich und wie kann man es erreichen? Die deutsche Sprache unterscheidet zwischen Glück haben und Glück empfinden. Glück hat man beim Spiel oder auch, wenn man die Schlange an dem Postschalter erwischt, bei der es besonders schnell vorwärts geht.
Glück empfindet man beim Sex, bei einem guten Essen mit Freunden oder dazerhauft, indem man mit dem eigenen Leben zufrieden ist.
Forscher verwenden statt Glück auch Begriffe wie (Lebens-)Zufriedenheit, Flow, gutes Leben, Freude,Lust, Spaß und subjektives Wohlempfinden. Der Psychologe Mihaly Scikszenthmihalyi prägte den BegriffFlow. Damit ist ungefähr der Zustand gemeint, in dem wir uns als Kinder befanden, wenn wir mit all unseren Freunden Sandburgen gebaut und dabei so in unsere Arbeit vertieft waren, dass wir alles um uns herum vergessen haben und völlig in der Aufgabe aufgingen. Auch heute kann uns das immer wieder passieren bei Aufgaben, ob bei der Arbeit oder auch während der Freizeit. Wichtig ist, dass wir uns weder unter- noch überfordern.
Als einen weiteren Glücksbergriff hat der Psychologe Martin Seligman die positive Psychologie geprägt. Diese Forschungsrichtung beschäftigt sich seit den 90ern mit der Frage, was das Leben lebenswert macht. Schließlich entsteht Glück ja nicht allein durch das Nichtvorhandensein von Unglück, sondern muss aktiv angestrebt werden.
Seligman behauptet, dass Lebensfreude oder Glück stark von unserer Erwartungshaltung dem Leben gegenüber abhängen. Und diese Erwartungshaltung kann erlernt werden. Seligman zufolge unterscheiden sich Optimisten von Pessimisten dadurch, dass sie für beliebige Situationen ihres Lebens grundlegend unterschiedliche Erklärungen (oder auch Rechtfertigungen) haben.
Optimisten denken, dass ihnen unangenehme Ereignisse nur vorübergehend passieren, während Pessimisten diese für dauerhaft halten. Bei angenehmen Ereignissen geben Optimisten umgekehrt davon aus, dass sie ihnen dauerhaft widerfahren; anders beim Pessimisten, der sie nur als zeitweilig wahrnimmt.
Bei Fehlschlägen geht ein Optimist davon aus, dass andere Bereiche des Lebens davon unbeeinflusst bleiben, während der Pessimist sie generalisiert. Außerdem geben Pessimisten sich gern die Schuld für Fehlschläge und haben daher eher ein schwaches Selbstwertgefühl. Optimisten suchen die Gründe für unangenehme Ereignisse eher bei anderen und haben ein starkes Selbstwertgefühl.
Auch die Hoffnung spielt eine wichtige Rolle. Wenn uns ein Unglück widerfährt, so heißt Hoffnung in dem Moment, es nur als zeitweilig anzusehen. Wer verzweifelt ist, sucht für sein Unglück nach dauerhaften und globalen Gründen.
Glück ist also ein subjektives Gefühl. Somit bestimmen wir oftmals selbst, wie wir ein Ereignis empfinden. Glück ist nicht automatisch bedingt durch Reichtum, Kinder, Intelligenz oder Gesundheit. Reiche Menschen sind nicht wesentlich glücklicher als solche mit einem Durchschnittseinkommen. Wir gewöhnen uns eben sehr schnell an unseren Luxushandtasche und sehnen uns dann vielleicht nach einer noch teureren.
Andererseits können wir uns auch mit einer Verschlechterung in unserem Leben arrangieren. Wer zum Beispiel erblindet oder nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, fühlt sich nach einem Jahr nicht weniger glücklich als davor. Nur für Menschen, die sehr arm sind, ist Geld gleichbedeutend mit Glück. Unser Bewusstsein lässt sich so einsetzen, dass wir das berühmte Glas entweder als halb voll oder halb leer betrachten.
Dabei verhält sich unser Hirn – wie es der Autor Stefan Klein in seinem Buch „Die Glücksformel“ beschreibt – wie Don Camillo und Peppone. Ständig stehen sich in unseren Hirnschaltungen Glück und Unglück wie Gegenspieler gegenüber. Wie schnell ist zum Beispiel der letzte heftige Regenschauer vergessen, sobald uns der erste Sonnenstrahl trifft. Und wie plötzlich kann die Erinnerung an einen erfolgreichen, ausgefüllten Arbeitstag verblassen, wenn man sich beim Abendessen mit seinem Mann streitet.
Das gibt uns aber auch die Chance, gleich an zwei Stellen den Hebel anzusetzen. Erstens haben wird die Möglichkeit, unsere Wahrnehmung einer Situation positiv zu beeinflussen.
Zweitens können wir uns trainieren, schlechte Gefühle durch positive Erlebnisse zu verdrängen. Nehmen wir als Beispiel einen Pendler, der regelmäßig morgens auf dem Weg zur Arbeit im Stau steht. Er kann sich jeden Morgen ärgern, an seiner Lage selbst würde das aber nichts ändern. Also kann er versuchen, die Situation zu beeinflussen, in dem er Hörspiele mitnimmt. Oder er kann auf der Arbeit ein positives Ritual, zum Beispiel ein zweites Frühstück einführen, auf das er sich schon während des Staus freuen kann.
Glücksgefühle, schreibt Klein, sind kein Zufall. Sie sind eine Folge der richtigen Gedanken und Handlungen. Zwei Dinge sind dabei wichtig: Unsere Wahrnehmung von Glück hat mehr damit zu tun, wie unser Gehirn fühlt, als mit den äußeren Umständen. Allerdings reichen einmalige Bemühungen nicht, unsere Empfindungen zu ändern. Es gilt, einiges an Zeit und Energie zu investieren, um unser Gehirn neu zu programmieren oder – wie der Dali Lama sagt: „Die eigentlichen Geheimnisse auf dem Weg zum Glück sind Entschlossenheit, Anstrengung und Zeit.“
Äußere Faktoren spielen natürlich auch eine Rolle. So hilft es uns beim Glücklichsein, wenn wir ein Leben führen können, bei dem wir unsere Talente und Möglichkeiten einsetzen können. Auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie Gerechtigkeit, Kontrolle über das eigene Leben und Gemeinschaftsgefühl tragen zum Wohlbefinden bei.
Vor allem Geborgenheit in der Familie oder bei Freunden kann unsere Empfindungen positiv beeinflussen. Es hilft uns immer, jemanden zum Reden zu haben. In Gesellschaft mit einer vertrauten Person fühlen wir uns frei und unbeschwert.
Das Wichtigste dabei ist wahrscheinlich, dass wir lernen, unser Glück zu bemerken. Es fällt uns nämlich leicht, negativen Gefühlen Wichtigkeit und Präsenz einzuräumen. Wenn es uns gut geht und wir zum Beispiel mit einer Freundin zusammensitzen, wenden wir uns innerlich oft schon anstehenden Aufgaben und ungelösten Problemen zu. Es liegt aber gerade eine große Stärke darin, sich ganz auf den Moment einzulassen, genau diesen zu genießen und bewusst wahrzunehmen.