Vor einiger Zeit schrieb die von mir hoch geschätzte Susanne Ackstaller aka Texterella in ihrer Kolumne “No business as usual – Ein Plädoyer für mehr Farbigkeit“, dass sie das ewige Grau in Grau im Business leid sei. Wie schön sei es da, dass wir Frauen endlich mehr Farbe in die Wirtschaft brächten.
Bild: Tanja Deus/knusperfarben.de
Mit der Farbe und den anderen Tönen hat sie ja so recht: Die Wirtschaft muss bunter werden! Übrigens nicht nur durch Frauen, sondern auch durch Menschen anderer Kulturen, Länder, Religionen und mit Handicaps. Diversity eben.
Trotzdem möchte ich heute eine Lanze für die Business-Uniform brechen. Ja, ihr lest richtig, die Business-Uniform. Ihr könnt das mögen oder nicht, mir erleichtert sie das Leben. Bis vor einigen Jahren sah mein Kleiderschrank bunt aus wie ein Second-Hand-Laden: Jeans, Cord, Mischgewebe, Wolle bei Hosen, Kleidern und Anzügen. Sweatshirts, T-Shirts und Blusen. Schuhe in vielen Farben, von lässig bis sehr schick. Die Bandbreite an Schmuck reichte von H&M-Glitzergold bis zu Omas Perlenkette.
Und was war das Ergebnis?
Ich stand vor meinem Kleiderschrank und stellte fest: Ich habe nichts zum Anziehen. Das eine passte nicht zum anderen. Die schicken Anzüge fanden kein ebenbürtiges Paar Schuhe. Die Blusen waren sowieso immer zu kurz.
Irgendwann beschäftigte ich mich mit dem Konzept der New Yorker Künstlerin Andrea Zittel, die für ein Kunstprojekt pro Winter- und Sommerhalbjahr jeweils nur ein Kleidungsstück anzog. Wie eine Winter- und Sommeruniform. Dann las ich von Meike Winnemuth, Autorin des Buchs „Das große Los!“ und Gewinnerin bei „Wer wird Millionär?“, ihr Blog „daskleineblaue.de„, in dem sie per Fototagebuch erzählt, wie sie ein Jahr das gleiche blaue Kleid. Spannend, fand ich. Ließe sich das nicht auf meinen Joballtag übertragen?
Die Lösung? Meine Business-Uniform. Eine Reihe von Kleidungsstücken, Hosen, Blazer, Kleider und Schuhe, die alle zueinander passen. Die meisten aus dunkelblauer Schurwolle, maßgeschneidert von Kleidung Johanna Lutz, Designerin aus Köln. Sehr klassisch, aber mit kleinen Details, die meine Spielfreude sehr befriedigen.
Aber ist das nicht sehr teuer?
Ja, das kostet mehr als ein Anzug von der Stange. Wenn ich mir allerdings die Qualität des Stoffs anschaue und den Luxus mit einkalkuliere, dass alles sitzt, kostet es tatsächlich nicht besonders viel mehr als ein Anzug von Esprit oder Zero. Der Preis ist in etwa vergleichbar mit dem eines Cinque-Stücks.
Der Luxus des Zeitgewinns und der Entspannung ist noch gar nicht mit eingerechnet. Außerdem bewahrt es mich vor Fehlkäufen. Jetzt stelle ich mir immer die Frage: Passt das zur Uniform? Ist die Bluse lang genug? Sehen diese Schuhe gut dazu aus? Insgesamt gesehen, komme ich also sehr günstig davon.
PS: Abgesehen von Meike Winnemuth und Andrea Zittel gibt es noch eine Reihe anderer Frauen, die sich ihre Garderobe nach einem ähnlichen Prinzip zusammenstellen:
- Seit drei Jahren trägt Mathilda Kahl (@lilltrill) jeden Tag das gleiche Outfit aus schwarzer Hose und weißer Bluse. In einem Artikel für Harper´s Bazaar schwärmt sie von der Erleichterung, die ihr diese Entscheidung für ihren Job bei Saatchi&Saatchi gebracht hat.
- Jessica Broscheit ließ sich einen Schnitt für „ihr“ Kleid entwerfen. Mittlerweile besitzt sie zehn davon. [Mehr]
PPS: Das heißt übrigens nicht, dass ich gegen Farbigkeit im Business bin. Jede Frau mag das so handhaben, wie sie möchte und wie es zum Unternehmen und ihrer Position passt. Mir erleichtert es das Leben – und ich will mir über andere Dinge Gedanken machen. Was meint ihr?
Linktipps:
- Wie du deinen Kleiderschrank entrümpelst, kannst du in diesem Artikel lesen
- Modeblogs lese ich nicht besonders viel: sehr intelligent und mit feinem Gespür für Ironie macht das Susanne Ackstaller in ihrem Blog „Texterella – For Women, not Girls„