Mentoring-Programme: Tipps für die richtige Auswahl

Wer sich mit dem Thema Mentoring beschäftigt, stellt schnell fest, dass es eine ganze Reihe von Programmen gibt. Und zwar so viele, dass die Auswahl schwer fällt. Dabei kann ein gutes Programm entscheidende Impulse geben – und dem Studium oder der Karriere den richtigen Schub verleihen.

Bild: knallgrün/photocase.de

5 Tipps zur Auswahl der Mentoring-Programme:

  1. Setze dich mit deinen Zielen auseinander, bevor du dich an die Auswahl machst. Wofür brauchst du das Mentoringprogramm? Was möchtest du damit errreichen? Einen besseren Einstieg in den Job? Kontakte in Unternehmen? Die nächsten Schritte in deinem Unternehmen? Mehr Klarheit als Unternehmerin?
  2. Setze dich ausführlich mit den Programmen auseinander, für die du dich näher interessierst: Wie gestaltet sich der Auswahlprozess? Wer übernimmt das Matching? Wie lange gibt es das Programm bereits? Sieht es nach einem tragfähigen Konzept aus? Suche ein Mentorinnennetzwerk.
  3. Sprich mit anderen Teilnehmerinnen, bevor du dich bewirbst. Welche Erfahrungen konnten diese bereits sammeln? Was läuft gut, was könnte besser sein?
  4. Nimm dir genug Zeit für deine Bewerbung. Falls du Gutachten oder Referenzen einreichen musst, plane dafür zusätzlich Zeit ein. Such dir Gutachter, die als verlässlich und pünktlich bekannt sind, so dass du nicht lange darauf warten musst. Lass deine Bewerbung auch noch einmal von ein oder besser zwei Personen gegenlesen.
  5. Falls es einen Auswahltag gibt, bereite dich auch hier gut vor. Gehe dann aber locker und entspannt in die Gespräche. Bei vielen Programmen kannst du dich auch wiederholt bewerben, manchmal klappt es eben nicht beim ersten Mal.

Mentoring-Programme – der Schubs für deine Karriere

Ein gutes Mentoring-Programm sollte so aufgebaut sein, dass zu dem eigentlichen Mentoring zwischen Mentor oder Mentorin und der Mentée noch weitere Programmpunkte kommen. Dazu gehört normalerweise eine Auftaktveranstaltung, das „Bergfest“ (in der Mitte des Programms) und eine Abschlussveranstaltung.

Da natürlich auch das Netzwerk aus Mentées, Mentoren und Mentorinnen und dem Programmorganisator ein wichtiger Pluspunkt ist, hilft es zudem, wenn dafür gesorgt wird, dass ein tragfähiges Netzwerk entsteht. Das kann zum Beispiel über Facebook, Xing-Gruppen oder auch ein eigenen Wiki oder eine Community gestaltet werden. Zu manchen Mentoring-Programmen gehören mittlerweile auch Alumni-Vereine dazu.

Mentoring-Programme im Studium

Bereits während des Studiums findest du eine Reihe von Mentoring-Programmen, die von Hochschulen und auch von Unternehmen angeboten werden. So gibt es an der Universität Duisburg-Essen das Programm „DiMento – Diversity-Mentoring“, das Studierende ein Jahr lang unterstützt und mit Informationen versorgt.. Dabei werden die Studierenden ein Jahr lang von einem Mentor aus einem Unternehmen begleitet.

Zu den Netzwerkveranstaltungen kommen noch Seminare, die die Mentées in ihrer Entwicklung unterstützen und die Gruppe zusammenschweißen. Dabei engagiert sich die Mentoring-Koordinatorin Mechthild Budde besonders dafür, dass die Studierenden auch die zu Ihren Berufszielen passende Mentorinnen und Mentoren erhalten: „Manche Unternehmen kennen uns mittlerweile und machen sehr gern mit. Bei anderen leiste ich dann gern Überzeugungsarbeit. Für Unternehmen gibt es nämlich in der Forschung viel zu gewinnen: Angefangen von der Zufriedenheit, die sich einstellt bei der Unterstützung einer hoch engagierten Nachwuchskraft, kann durch den Kontakt zu den Studierenden auch die eigene Führungs- und Beratungskompetenz weiterentwickelt werden, das PE-Tool ‚Mentoring‘ wird selbst erlebt/man kann danach kompetent mitreden und schließlich können durch die Rückmeldungen der Studierenden eigene Einstellungen oder Methoden hierarchiefrei hinterfragt und weiterentwickelt werden. Bei DiMento kommt noch durch den Kontakt zu ausländischen Studierenden die Erweiterung der eigenen Diversity/Cultural Kompetenz hinzu. Wer als Mentorin/Mentor offen und neugierig ist, kann im Mentoring sein eigenes berufliches Netzwerk gewinnbringend um Führungskräfte von morgen erweitern.“

DiMento – Diversity-Mentoring gehört dem Verband Forum Mentoring e.V. an und arbeitet nach dessen Qualitätsstandards für Mentoring in der Wissenschaft. Über dieses Forum sind über 100  Programme an deutschen Hochschulen miteinander vernetzt. Auch an vielen anderen Hochschulen und Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es Mentoring-Programme.

Qualitätsstandards des Verbands Forum Mentoring e.V. gliedern sich auf in Konzeptionelle Voraussetzungen, Institutionelle Rahmenbedingungen und Programmstruktur und -Elemente. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Qualitätsmanagement: Evaluation des Programms, Dokumentation,
  • Rahmenprogramm, Training, Qualifizierung etc.

Mentoring-Programme von Unternehmen

Auch von Unternehmen werden eine Reihe von Programmen angeboten. Manche davon richten sich speziell an Frauen, wie Yolante, das Programm von Siemens. Hier können sich Studentinnen mit Start ihres Studiums bewerben (2016 kann man sich allerdings nicht bewerben!). Der Schwerpunkt wird auf MINT-Fachrichtungen gelegt. Auch Volkswagen, Daimler und die Fraunhofer-Gesellschaft bieten spezielle Programme für Studentinnen, Absolventinnen und Promovendinnen an.

Ein Programm in Zusammenarbeit mit mehreren Unternehmen, darunter so namhafte wie Porsche, ABB, E.On, ThyssenKrupp, ZF Friedrichshafen, Telekom oder BP, bietet FemTec aus Berlin, das bereits seit 2001  organisiert wird. Auch hier wird der Schwerpunkt auf MINT-Studierende gelegt.

Vor allem Studentinnen der Partner-Universitäten RWTH Aachen, KIT (Karlsruher Institut für Technologie), TU Berlin, TU Dresden u.a. sind aufgerufen, sich zu bewerben und bekommen Unterstützung vor Ort. Aus dem Programm ist mittlerweile ein großes Netzwerk an Alumnae entstanden, dessen Teilnehmerinnen sich in zahlreichen Unternehmen finden lassen.

Mentoring-Programme zum Berufsstart

Auch hier muss man wieder unterscheiden zwischen Programmen, die in Unternehmen angeboten werden und denen, die über andere Organisationen und Institutionen organisiert werden und damit Frauen (und Männer) in verschiedenen Unternehmen ansprechen.

So gibt es in Nordrhein-Westfalen bereits seit vielen Jahren das Programm KIM (Kompetenz im Management), das Frauen in den ersten Berufsjahren ein Jahr lang begleitet. Es richtet sich speziell an Frauen in mittleren und kleineren Unternehmen. Die Mentorinnen kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen und Unternehmen und engagieren sich ehrenamtlich. Während die Mentorinnen ihre Zeit zur Verfügung stellen, müssen die Mentées eine Gebühr von 750 Euro entrichten. Wenn man den Nutzen dagegen hält, den ein solches Programm haben kann, eine lohnende Investition.

Viele Unternehmen bieten mittlerweile Mentoring-Programme an – für viele Top-Kandidatinnen ist ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Unternehmenswahl. Auch mittelständische Unternehmen haben das Thema für sich entdeckt. Sie bieten dabei weniger Programme speziell für Frauen an, sondern sprechen dabei Männer wie Frauen gleichermaßen an.

Tipps für die Beziehung zu deiner Mentorin/deinem Mentor:

  • Überlege dir genau, was du mit dem Mentoring erreichen möchtest. Geht es um eine andere Sichtweise (dann kann es gut sein, einen Mann als Mentor zu haben) oder um ein Role model?
  • Bereite dich auf jedes Gespräch sehr gut vor. Was habt ihr beim letzten Mal besprochen? Was hat sich für dich konkret ergeben? Welche Fragen hast du konkret? Wenn du ein Anliegen hast, formuliere es so konkret wie möglich.
  • Verschwende keine Zeit – deine Mentorin, dein Mentor hat als Führungskraft wenig davon übrig. Halte dich daher nicht lange mit komplizierten Erklärungen auf: Komm zum Punkt!
  • Sei verlässlich in deiner Kommunikation. Wenn du gesagt hast, dass du etwas zu einer bestimmten Zeit lieferst, mach das auch.
  • Fragen kannst du immer, ein „Nein“ ist immer okay. Und ein „Danke“ kommt auch immer gut an!
  • Respekt ist wichtig, aber auch du hast ja etwas zu bieten. Versteh eure Beziehung als eine partnerschaftliche, auch deine Mentorin, dein Mentor kann von dir profitieren.
  • Prüfe, ob ihr zueinander passt. Eine Mentoring-Beziehung lebt vom Vertrauen beider Partner zueinander. Da MUSS die Chemie stimmen. Wenn es nicht passt, sag das auch. Dann findet sich auch ein neuer Gesprächspartner.

Mentoring – speziell für Frauen: Sinnvoll oder nicht?

Man kann das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten – und kommt doch immer zu einem ähnlichen Ergebnis: Es kommt darauf an. Wenn es ein gutes Programm ist, dann wirst du auf jeden Fall mit wichtigen Impulsen für deine Karriere rausgehen. Selbst wenn manchmal gespottet werden sollte à la: „Das ist ja nur für Frauen. Was wird eigentlich für Männer getan?“ kommt es ja vor allem darauf an, was du selbst für deine Karriere dabei rausziehen kannst.

Da sich durch die Teilnahme an einem Mentoring-Programm oft auch ein Netzwerk unter den Teilnehmerinnen und den Alumni entwickelt, bieten sich hier ähnliche Vor- bzw. Nachteile wie bei (Frauen-)Netzwerken. Manche Themen ergeben sich nur für Frauen, und diese lassen sich dann auch besser unter Frauen lösen. Auf der anderen Seite ist es sehr wertvoll, auch Männer mit im Netzwerk zu haben, weil diese eine ganz andere Sicht auf manche Themen bringen.

So kann es zum Beispiel als Unternehmerin sinnvoll sein, sich in einem Unternehmerinnen-Netzwerk wie dem VDU (Verband deutscher Unternehmerinnen) zu engagieren und an einem Mentoring-Programm für Unternehmerinnen wie zum Beispiel TWIN der Käte Ahlmann-Stiftung teilzunehmen. Schließlich gibt es manche Themen, die eher Unternehmerinnen als Unternehmer betreffen. Auf der anderen Seite ist natürlich Netzwerken in alle Richtungen sehr wichtig.

Selbst Mentorin werden?

Wenn du selbst mal als Mentée an einem Mentoring-Programm teilgenommen hast, stellt sich die Frage, ob du irgendwann auch selbst Mentorin sein möchtest. Wir können das nur empfehlen:

  • Es gibt einem ein gutes Gefühl! Es ist wahnsinning bereichernd zu merken, wie die eigenen Erfahrungen und Tipps für jemand anderen wichtig sein können.
  • Man ist am Puls der Zeit! Gerade wenn man länger im Job ist, können sich Routinen einschleichen. Hier hilft es, sich einen Blick von außen hinein zu holen.

Tipp: Für Mentorinnen hat das Zentrum Frau in Beruf und Technik, die auch für das KIM-Programm zuständig sind, einen Werkzeugkasten erstellt. Dieser kann für 15 Euro dort bestellt werden.

Mentoring ohne Mentoring-Programm

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, sich selbst einen Mentor, eine Mentorin zu suchen. Manchmal ergibt sich das auch von selbst: Man kommt mit jemand Erfahrenem ins Gespräch, tauscht sich aus. Man ist sich sympathisch und trotz des unterschiedlichen Erfahrungen auf Augenhöhe. Dann kann daraus eine Mentoring-Beziehung entstehen. Wenn du eine solche Person kennen lernst und sie gern als Mentor hättest, dann: Trau dich! Aber auf die richtige Art und Weise:

While asking a stranger to be a mentor rarely, if ever, works, approaching a stranger with a pointed, well-thought-out inquiry can yield results.“ Sheryl Sandberg, Lean In, S. 68

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