Untersuchungen zeigen immer wieder, dass selbst bei Fach- und Führungskräften die Schere weit auseinander geht. Schon beim Berufsstart bringen Frauen um die zehn Prozent weniger Gehalt nach Hause als ihre Arbeitskollegen. Die Gründe sind vielfältig: Frauen wählen häufiger Berufe, die schlechter bezahlt werden, sie wechseln seltener den Job, sie investieren zu wenig in Karriere und Netzwerke – und dann schnappt auch noch die Eltern- und Teilzeitfalle zu.
Selbst wenn sie sich gegen Kinder entscheiden, implizieren Arbeitgeber häufig, dass sie ja welche bekommen könnten und bieten Mitarbeiterinnen weniger Aufstiegschancen.
Auch Frauen, die Unternehmerin werden, agieren auch eher vorsichtiger, gründen mit weniger Kapital und denken kleiner. Das macht ihre Gründungen oft auf lange Sicht erfolgreich. So richtig reich aber meistens nicht.
Einige Punkte lassen sich nur langsam und gemeinsam ändern, zum Beispiel die Ungerechtigkeit bei Tarifen (Warum verdient eine Erzieherin so viel weniger als ein Metallfacharbeiter?). Doch jede Frau kann ihre Haltung zum Geld ändern und von Anfang an selbstbewusst verhandeln.
Ich verdiene mehr! So geht´s:
- Stärken herausfinden und betonen. Wer zu einer Verabredung geht, erwähnt beim Gegenüber ja auch nicht gleich alle Schwachstellen. Warum also im Job anders vorgehen? Setzen Sie sich damit auseinander, was Sie richtig gut können. Und ziehen Sie auch die Fähigkeiten in Betracht, die Sie auf andere Bereiche übertragen können. Wer ein Kindergarten-Fest moderiert, kann das auch bei einer Podiumsdiskussion schaffen.
- Machen statt nachdenken. Kennen Sie das auch? Ihre Freundin denkt darüber nach, wohin ihre Karriere noch führen könnte: „Da gibt es bald das tolle Projekt in Abteilung X. Dafür würde ich mich gern bewerben, aber vorher muss ich noch die Weiterbildung machen. Und eigentlich fehlt mir dann noch Qualifikation Y.“ Wir wachsen mit unseren Aufgaben! Wenn Sie jemand fragt, ob Sie sich Projekt X zutrauen, sagen Sie einfach ja.
- Lassen Sie den Neid. Schauen Sie sich lieber ab, was erfolgreiche Frauen gut machen. Viele von uns bewerten es kritisch, wenn eine Frau selbstbewusst sagt: „Ich bin gut in dem, was ich mache. Und ich verdiene richtig gutes Geld damit!“ Warum eigentlich? Wäre es nicht viel spannender zu erfahren, wie sie das macht. Was ist Ihr Geheimnis? Es ist vielleicht keins und Sie können sich eine Menge abgucken.
- Lassen Sie das Klein-klein. Gut, die meisten fangen klein an und ein Unternehmen muss ja auch erst einmal aufgebaut werden. Da ist einem wirklich jeder Kunde recht. Sie sollten aber immer Ihre Strategie und Ihr Wachsen im Blick haben. Ein Kunde bezahlt zu wenig oder sehr spät? Ersetzen Sie ihn durch einen neuen. Ihr Chef möchte Ihnen nicht mehr Gehalt zahlen, obwohl Sie ein neues Projekt übernehmen? Suchen Sie sich ein anderes Unternehmen. Und mal ganz ehrlich: Überprüfen Sie genau, wie das Verständnis von Verdienst in Ihrer Partnerschaft ist. Bringt Ihr Mann das meiste Geld nach Hause und Sie „verdienen dazu“? Dann richtet man sich irgendwann gut damit ein, wenn es ein paar Hundert Euro weniger sind. Dies ist allerdings keine gute Option. Rechnen Sie stattdessen, was Sie zum Leben brauchen würden. Das sollte immer der Maßstab sein. Deshalb:
- Rechnen Sie. Und dann rechnen Sie noch einmal. Für Selbständige gilt dies natürlich besonders. Lernen Sie unbedingt, ein realistische Stunden- oder Tageshonorar zu kalkulieren. Schließlich muss alles enthalten sein: Arbeitszeit, Vorbereitungszeit, Bürotage, Büro, PKW-Unterhalt, Gewinn, Steuern, Kranken- und Rentenversicherung. Dafür gibt es sehr, sehr gute Grundlagen, anhand derer Sie Ihren Unternehmerinnenlohn berechnen können. Und dann können Sie auch sofort einschätzen, ob sich ein Projekt lohnt oder ob Sie sich lieber ein anderes suchen sollten.
- Kümmern Sie sich selbst ums Geld. Interessieren Sie sich für Ihre Finanzen, übernehmen Sie selbst die Verantwortung dafür. Sicher kennt sich Ihr Berater besser damit aus, vielleicht auch Ihr Partner. Sie sollten aber immer nachvollziehen können, was mit Ihren Anlagen geschieht.
- Verlassen Sie sich nicht auf andere. Auch nicht auf Ihren Partner. Jedenfalls nicht blind. Das möchte niemand gern hören, Vertrauen ist so schön und leicht. Es gibt allerdings ein paar Punkte, die Sie bei aller Romantik beachten sollten: Das neue Unterhaltsrecht benachteiligt den Kinder erziehenden Elternteil enorm, in der Regel wird vorausgesetzt, dass dieser Vollzeit arbeiten geht. Ob das machbar ist und wie Alleinerziehende das schaffen sollen, spielt für die Gerichte oft keine Rolle. Nächster Punkt: Wer in Elternzeit geht und dann in Teilzeit zurückkommt, verzichtet nicht nur auf Geld, sondern auch auf Aufstiegschancen und Rentenanteile. Wenn Sie für Ihre Familie im Beruf zurückstecken, dann verhandeln Sie mit Ihrem Partner: Um Anteile des Gehalts als Rücklage und private Absicherung.
- Investieren Sie in sich. Ein Unternehmen braucht Investitionen, um zu wachsen und zukunftsfähig zu bleiben. Genauso sollten Sie das bei sich sehen. So können Sie zum Beispiel in eine Weiterbildung investieren oder neue Infrastruktur (Tablet, Smartphone, Programme). Eine wichtige Ressource, die die Sie unbedingt investieren sollten, ist Zeit. Zeit, um zu netzwerken, sich öffentlich zu zeigen, zu engagieren, dann auch das zahlt sich in der Regel aus.