„Wie drücken Sie Ihre Zahnpastatube aus?“ – Umfrage zu den skurrilsten Erfahrungen in Bewerbungsgesprächen

[Quelle: Gehalt.de mit Anmerkungen von Ute Blindert, Autorin des Buches „Die 157 wichtigsten Arbeitgeberfragen im Vorstellungsgespräch„] In Bewerbungsgesprächen müssen Personalberater oder Geschäftsführer mit gezielten Fragen die Eignung der Bewerber für eine offene Stelle prüfen. Dabei bedienen sie sich oft an ungewöhnlichen Fragen, um die Kandidaten aus der Reserve zu locken. Das Vergleichsportal Gehalt.de hat 509 Personen zu ihren skurrilsten Erfahrungen in Bewerbungsgesprächen befragt.

Rund 70 Prozent der Teilnehmer geben an, sich bei einem Bewerbungsgespräch unwohl gefühlt zu haben. Die meisten davon (rund 60 Prozent) aufgrund von Respektlosigkeit oder Unhöflichkeit. Circa 5 Prozent geben Sexismus als Grund an. Trotzdem haben 76 Prozent der Bewerber den Umstand hingenommen und das Gespräch zu Ende geführt. Rund 22 Prozent beschwerten sich erst im Nachhinein oder brachen das Gespräch vorzeitig ab.

Fragen zur persönlichen Einschätzung

„Durch ausgefallene Fragen testen Personalberater die analytischen Fähigkeiten, die Kreativität oder die Schlagfertigkeit des Bewerbers“, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de. So dienen Fragen wie „Mit welcher Rolle im Sportverein assoziieren Sie Ihre Führungsposition?“ als reine Einschätzung der persönlichen Stärken und Schwächen. Andere Beispiele sind: „Welchen Belag hätten Sie, wenn Sie eine Pizza wären?“ oder „Wenn Sie eine Frucht wären, welche wären Sie?“

„Werden Sie eigentlich schnell rot?“

Mit bestimmten Fragen wollen Personaler Bewerber verunsichern, um ihre Reaktion zu prüfen. Drei Beispiele: „Warum bewerben Sie sich nicht bei unseren Wettbewerbern?“, „Wie viele Rechtschreibfehler, denken Sie, sind in Ihrer Bewerbung?“ oder „Werden Sie eigentlich schnell rot?“

Auf diskriminierende Fragen nicht eingehen

Manche Fragen dürfen Personaler nicht stellen. Dazu gehört seit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz die Frage nach einer möglichen Schwangerschaft. Zudem können persönliche Fragen schnell in Diskriminierung abrutschen. So sollten Bewerber auf Fragen wie „Seit wann sind Sie Deutsche?“ oder „Sie sehen ja gar nicht so ausländisch aus, wie Ihr Name klingt?“ nicht eingehen. „Bei einer unangebrachten oder diskriminierenden Frage sollten Bewerber einen kühlen Kopf bewahren und das Bewerbungsgespräch im Notfall professionell abbrechen“, so Bierbach weiter.

Fauxpas auf der Bewerberseite

Rund 25 Prozent der Befragten geben an, sich bei einem Bewerbungsgespräch schon einen Fauxpas geleistet zu haben. Die am häufigsten genannten Gründe (32 Prozent) sind unzureichende Vorbereitung auf das Gespräch und fehlende Fachkenntnisse. Andere Ursachen sind ein unprofessioneller Umgangston mit den Personalern (27 Prozent), mangelnde Konzentration (18 Prozent) und unaufgeforderte Kritik am Unternehmen (11 Prozent).

Skurrile Fragen im Überblick

  • „Sind Sie wirklich der Meinung, dass eine Frau in der Rechtsabteilung eines großen Unternehmens etwas zu suchen hat?“

Diese Frage hat nichts mehr mit Provokation zu tun. Bei derartigem und offensivem Sexismus ist es souverän, der Firma sofort den Rücken zu kehren und eventuell Anzeige wegen Diskriminierung zu erstatten.

  • „Haben Sie öfters Mordgedanken?“

Abgesehen von der Verunsicherung des Bewerbers ist diese scherzhaft gemeinte Frage mit Sicherheit nicht ernst zu nehmen.

  • „Können Sie mir diesen 08/15 Kugelschreiber verkaufen?“

Hier sind Spontanität, Überzeugungskraft, Kreativität und ein gutes Verhandlungsgeschick gefragt. Vor allem bei Bewerbungsgesprächen für Positionen als Vertriebler ist diese Frage inhaltlich berechtigt.

  • „Singen Sie mal ein Lied auf Französisch!“

Viele Personalberater testen die Grenzen ihrer Bewerber aus. In solchen Situationen ist es nicht verkehrt, professionell zu bleiben und die Anfrage dankend abzulehnen.

  • „Was finden Sie in diesem Raum besonders harmonisch?“

Außer bei einem Bewerbungsgespräch für eine Stelle als Innenarchitekt oder Designer hat diese Frage im regulären Vorstellungsgespräch nicht viel zu suchen.

Die Frage, die sich die Interviewer stellen sollten: Welchen Zweck erfüllt mein Fragenkatalog? Bekomme ich damit die richtigen Antworten auf die Frage, ob die Fähigkeiten eines Bewerbers zu den Anforderungen des Jobs passen. Die letzte Frage würde dann eher zu jemanden passen, der sich für eine Stelle im Bereich Gestaltung und Design bewirbt, sicher nicht für einen Verkäufer.

Weitere skurrile Fragen der Personaler

  1.  „Wie haben Sie zu uns gefunden?“ (Es ging um den Anfahrtsweg zum Bewerbungsgespräch)
  2. „Warum tragen Sie einen Bart?“
  3. „Hätten Sie gerne Sex mit mir auf dem Besprechungstisch?“
  4. „Würden Sie einen Tank befüllen, selbst wenn er bereits voll wäre?“
  5. „Sind Sie bereit, mit den Kollegen in einer WG zu leben?“

Zumindest die erste Frage gehört eigentlich nicht in diese Kategorie. Sie dient oft als Einleitungsfrage zu Beginn des Vorstellungsgesprächs und soll eine Bewerberin beruhigen. Wichtig ist es hier lediglich, dass hier keine Romane erzählt werden, sondern ruhig und locker geantwortet wird.

Weitere Fauxpas seitens der Bewerberinnen und Bewerber

  1. „Ich habe den Chef mit Vornamen angesprochen.“
  2. „Ich hab mit dem Kugelschreiber gespielt. Dabei ist er weggeflogen.“
  3. „Ich habe aufgestoßen.“
  4. „Das Handy war nicht auf lautlos und ein Anruf kam ausgerechnet als es um das Thema Höflichkeit im Umgang mit Kunden ging.“
  5. „Haben Sie noch Fragen?“ – „Ja, eine. Wie schlage ich mich denn bisher?“

Weitere Quelle: Antidiskriminierungsstelle.de

Zur Methodik: Das Vergleichsportal Gehalt.de befragte im Zeitraum vom 24.08. bis zum insgesamt 10.09. 509 Personen zu ihren skurrilsten Situationen in Bewerbungsgesprächen. Unter den Befragten waren 64 Prozent männlich und 36 Prozent weiblich.

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