Zu Gast heute in der „Mittagspause am Mittwoch“: Architekturhistorikerin und Urbanistin Turit Fröbe, Gründerin der STADTDENKEREI. Sie möchte in unserer Gesellschaft ein Bewusstsein für Baukultur schaffen. Von ihr ist gerade der Abrisskalender „366 Bausünden zum Abreissen“ erschienen.
In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Menschen, vor allem Frauen, aber auch Männer, vor, die uns inspirieren und die wir unseren Leserinnen gern vorstellen möchten. Anlass für unser Gespräch ist die Mittagspause, die man ja am besten nicht allein verbringt. Du als unser Gast leistest unseren Leserinnen also virtuell Gesellschaft.
Wir verlosen 3 Abrisskalender 2020 von Turit Fröbe im Wert von 18 Euro. Einfach unter dem Artikel kommentieren – das Los entscheidet*
Was isst du heute Mittag?
Da es schnell gehen muss, wahrscheinlich ein Käsebrot und ein paar Weintrauben.
Vegetarisch oder Fleisch?
Immer vegetarisch!
Latte oder Grüner Tee?
Kann ich beides nicht ausstehen. Schwarzen Kaffee!
Cocktail oder Bier?
Gar nicht meins! Am liebsten Cowboy-Kaffee!
Ausgehen oder Kochen?
Ausgehen wäre mal wieder super. Aber meistens koche ich – aber immer abends. Ein warmes Mittagessen würde mich für den Rest des Tages außer Gefecht setzen.
Was machst du eigentlich? Beschreibe deinen Beruf in drei Sätzen.
Ich bin Architekturhistorikerin und Urbanistin und arbeite als Baukulturvermittlerin, Sachbuchautorin, Bausündenexpertin, Spieleentwicklerin und Stadtdenkerin. Mit meiner STADTDENKEREI biete ich niedrigschwellige Baukulturvermittlung an, die Spaß macht und spielerisch darauf ansetzt, die Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger und damit ganzer Städte zu verändern. Ich arbeite an einer sehr schönen Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und Alltag.
Erzähl bitte mehr von dir. Wie bist du dahin gekommen? Welche Entscheidungen hast du warum getroffen?
Ich habe ganz klassisch angefangen und habe Kunstgeschichte und Klassische Archäologie studiert – mein Herz gehörte aber eigentlich immer der Archäologie und den alten Griechen. Da ich mich an ein Latein- und Alt Griechisch-Studium nicht herangetraut habe, bin ich Architekturhistorikerin geworden und habe mich lange Zeit nur für Antikenrezeption interessiert.
Dabei wäre ich wahrscheinlich auch geblieben, wenn nicht vor 18 Jahren die Begegnung mit einer Bausünde mein Leben nachhaltig aus dem Tritt gebracht hätte. Damals fiel quasi die Idee vom Himmel, einen Abrisskalender mit 365 Bausünden zu machen. Doch die Arbeit mit den Bausünden war so spannend und so interessant, dass es nicht mehr so einfach war, in die Welt der Hochkunst zurückzugehen. Ich habe damals zum ersten Mal ernsthaft gehadert mit meinem Beruf (und es hat viele Jahre gedauert, bis ich meine Doktorarbeit doch noch zu Ende geschrieben habe).
Ich habe dann noch einen Master in Europäischer Urbanistik gemacht und habe dort das Spiel für mich als Medium, Instrument und Alleskönner entdeckt (ich habe immer schon leidenschaftlich gern gespielt). Inzwischen passe ich in kein richtiges Berufsbild mehr hinein, habe aber so etwas wie eine Berufung, und das ist schon ein großer Luxus!
Was bedeutet Karriere für dich?
Karriere um der Karriere willen ist mir absolut egal. Aber ich habe tatsächlich eine Mission, für die ich kämpfe, und ich suche noch nach dem geeigneten Hebel. Ich möchte, dass in unserer Gesellschaft ein Bewusstsein für Baukultur entsteht. Architektur und gebaute Umwelt sind nämlich alles andere als langweilig! Es lohnt sich, immer und überall hinzusehen!
Vereinbarkeit: War oder ist das ein Thema für dich?
Natürlich – ich neige dazu, zu viel zu arbeiten.
Noch ein paar Tipps für unsere Leserinnen:
- Lieblingsblog: Mich hat noch kein Blog überzeugt – es scheint nicht mein Format zu sein.
- Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du gern lesen möchtest: Ich liebe dicke Bücher – gerne über 1000 Seiten. Alles unter 500 Seiten ist für mich eine Kurzgeschichte. Mein absolutes Lieblingsbuch ist „Das achte Leben“ von Nino Haratischwili.
- Mit welcher Person, lebend oder bereits gestorben, würdest du gern einmal Essen gehen? Ich würde mich gern von Perikles ins klassische Athen einladen lassen und mich dort ein bisschen umsehen. Vielleicht nach dem Mittagessen mit ihm auf die Akropolis gehen… Ansonsten mit Max Frisch – wenn ich das richtig sehe, hat er mich sehr geprägt. Er würde bestimmt auch gern mit nach Athen kommen! Und mit Franz Hessel und Walter Benjamin würde ich wahnsinnig gern mal einen Streifzug durch Berlin oder Paris machen. Essen wäre da nicht so wichtig!
Turit Fröbe: Der Abrisskalender 2020**. 366 Bausünden zum Abreissen. DuMont, Köln 2019, 18 Euro.
**Amazon-Link. Lieber in örtlicher Buchhandlung kaufen. Wenn du über diesen Link bestellst, verdienen wir ein bisschen mit. Viel ist es nicht, aber für dich ist es auch nicht teurer.
Noch mehr Mittagessen? Kannst du haben:
- Mittagspause am Mittwoch: Teresa Keller, Beraterin bei Accenture Strategy
- Mittagspause am Mittwoch: Pamela Maruschke, Client Account Lead bei Accenture
- Lina Timm vom Media Lab Bayern
- Magdalena Rogl, Head of Digital Channels bei Microsoft
- Mittagspause am Mittwoch: Eva-Maria Bauch, Geschäftsführerin von G+J Digital Products
- Mittagspause am Mittwoch: Christiane Wolff, Chief Corporate Communications Officer bei Serviceplan
- Sibilla Kawala: „Unternehmertum per se bedeutet immer eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Erfahrungen.“
- Anastasia Umrik: „Eins steht fest: Ich passe in keine Schublade so richtig, ständig will ich sie sprengen – und manchmal gelingt es.“
- Jaleh Bisharat, Chief Marketing Officer von Eventbrite
- Sara Usinger, Program Manager bei einem Accelerator in Teheran
*Ihr müsst 18 Jahre alt sein und uns eine Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme hinterlassen. Einsendeschluss ist der 10. November 2019!