Profilbild: 5 Tipps für richtig gute Bilder für Bewerbungen, Xing und mehr

Eigentlich brauchst du für Bewerbungen gar kein Foto mehr. Seit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) dürfen Personalabteilungen nicht mehr nach einem Bild fragen. In der Realität ist es allerdings so, dass es zumindest hier in Deutschland weiterhin eine Rolle spielt – und du solltest du Chance auf einen positiven ersten Eindruck nicht vergeben.

Bild: cydonna/photocase.de

Und selbst in Ländern wie Großbritannien und den USA, die bei Bewerbungen streng auf Neutralität setzen und auf Bilder verzichten, suchen Kandidaten in Online-Business-Netzwerken wie LinkedIn. Die dann wiederum nicht ohne Porträt auskommen.

Doch was macht ein gutes Profilbild aus?

Vor dem Besuch beim Fotografen, solltest du dich mit ein paar Fragen auseinandersetzen:

  • Wofür brauchst du dein Profilbild? Für den Bewerbungsmarathon? Oder auch für dein Profil in Online-Business-Netzwerken? Ganz ehrlich: In der Regel wirst du deine Bilder für beide Zwecke benötigen.
  • Auf welche Attribute legt deine Branche wert? Es macht einen Unterschied, ob du dich in kreativen Unternehmen wie Agenturen, in einem Start-up oder in Marketing-Abteilungen bewirbst oder ob du als Wirtschaftsprüferin anheuern willst?
  • Welcher Berufs- bzw. Karriereschritt steht als nächstes an? Bewirbst du dich als Praktikantin oder für deine erste feste Stelle? Oder verfügst du bereits über Berufserfahrung und willst nun den nächsten Schritt vorbereiten?
  • Brauchst du verschiedene Bilder für unterschiedliche Zwecke? Brauchst du unterschiedliche Formate wie Hoch-/Querformat?
  • Welchen Preis bist du bereit für ein professionelles Bild zu bezahlen?

Nun kannst du an die Auswahl eines Fotografen herangehen. Hierfür solltest du dir die Internetseiten verschiedener Fotografen anschauen. Ein paar Tipps findest du auch am Endes dieses Artikels. Dabei solltest du darauf achten, dass es ein Porträt- und/oder Businessfotograf ist. Das Fotostudio um die Ecke ist da nicht immer die beste Wahl.

Christine Sommerfeldt, Business-Fotografin aus Düsseldorf, empfiehlt, vor allem auf diese Punkte zu achten:

  • Ein guter Fotograf nimmt sich Zeit für eine telefonische Vorabberatung, in der Fragen zu Outfit, Frisur und Makeup besprochen werden. An dieser Stelle sollte der Fotograf oder die Fotografin bereits fragen, wofür du dich bewirbst und in der Beratung darauf eingehen. Denn im Bewerbungsfoto sollte ein z.B. ein Grafikdesigner anders auftreten als eine Versicherungskauffrau.
  • Bestehe darauf, mit genau der Person zu telefonieren, die dich auch fotografieren wird. So kannst du gleich herausfinden, ob der Fotograf auf deiner Wellenlänge liegt und auf deine Wünsche eingeht. Verlasse dich ruhig auf dein Bauchgefühl. Denn wenn du dich im Fotoshooting nicht wohl fühlst, wird man das auf den Bildern sehen.

Weitere Punkte, auf die du bei deinem Profilbild achten solltest, sind zum Beispiel:

  • Welche Referenzen kann ein Fotograf vorweisen? Fühlst du dich von seinen Bildern angesprochen? Hast du den Eindruck, dass er die Vorzüge einer Person herausarbeitet?
  • Zeigt die Seite unterschiedliche Typen? Kann er sich sich also auf verschiedenen Menschen einlassen?
  • Kann er gut mit Licht umgehen? Sehen seine Bilder Farbe und in Schwarz/weiß gut aus?
  • Besonders wichtig auch: Stimmt die Chemie? Daher solltest du unbedingt ein Erstgespräch am Telefon führen oder dich gleich im Atelier beraten lassen. Dabei kannst du schnell feststellen, ob ihr gut miteinander arbeiten könnt.
  • Wie hoch ist das Honorar und sind die Preise klar definiert? Für ein professionelles Fotoshooting für einfache Bewerbungsfotos kannst du mit Kosten zwischen 50 und 200 Euro rechnen. Bei Businessporträts wird es deutlich teurer: Hier liegst du eher zwischen 250 bis 500 Euro.

Besonderes Augenmerk solltest du dabei auf die Klärung der Nutzungsrechte legen: Bei manchen Fotografen ist zwar die Herstellung der Bilder günstig. Dafür berechnen sie dann ein hohes Honorar für die Nutzungsrechte im Internet. Es muss – am besten in der Rechnung – vereinbart werden, ob und wie du die Bilder nutzen darfst. Meistens lohnt es sich allerdings, erweiterte Nutzungsrechte zu erwerben, denn Fehler können hier sehr schnell teuer werden.

So gelingen gute Profilbilder

Wenn du einen professionellen Fotografen ausgesucht hast, wird er dir wahrscheinlich schon einige Tipps geben. Grundsätzlich solltest du auf folgendes achten:

  • Mache deutlich, wie du auf dem Porträt wirken möchtest! Im besten Fall soll man dich für kompetent (und für wertvoll) halten. Es geht nicht darum, gut und nett auszusehen! Meistens erzielen Frauen diese Wirkung eher, wenn sie zum Beispiel ihre Haar zusammenbinden. Auch ein nach unten geneigter Kopf wirkt unterwürfig.
  • Bringe mehrere Outfits zum Shooting mit. Am besten, du gehst diese vorher mit einem Freund oder einer Freundin durch. Probiere auch mal ungewohnte Farbkombinationen, denn auf einem Foto wirken diese anders als in Wirklichkeit. Auch hier wirkt eine Bluse professioneller als ein T-Shirt. Selbst wenn Frauen also theoretisch die Möglichkeit haben, auch Jerseystoffe anzuziehen, solltest du eher bei steiferer Wolle oder Baumwolle bleiben.
  • Achte auf Perfektion. Nichts ärgert einen hinterher mehr als eine Knitterfalte in der Bluse oder ein verrutschter Kragen. Auch deine Haare sollten gut geschnitten und frisch gewaschen sein. Zu viel Schmuck lenkt eher von deiner Person ab. Ebenso wie zu auffälliges Make-up.
  • Bewege dich und schneide Grimassen! Keine Schauspielerin geht auf die Bühne, ohne sich vorher zu lockern. Du brauchst das also auch! Dehne und strecke dich also vorher und wärme deine Muskeln so richtig an. Gute Fotografen wissen das und bringen dich mit Geschichten dazu, intuitiv die richtigen Gesten zu finden. Auch Grimassen gehören dazu! Das lockert deine Gesichtsmuskeln und macht auch deine Gesichtsfarbe gesunder.
  • Lass dir nichts einreden. Wenn dir der Fotograf zu Ganzkörperporträts in Größe 15 x 18 cm rät, renn! Nein, im Ernst: Schauspieler und Models benötigen Setcards mit Ganzkörperporträts, du in der Regel nicht! Für dich reicht ein Porträtbild. Ob dieses dann im Querformat oder im Hochformat gestaltet wird, bleibt deinem Geschmack überlassen. Meistens ist es besser, wenn du beide Formate zur Verfügung hast.

Christine Sommerfeldt: „Frage dich, welchen Kleidungsstil du für ein Vorstellungsgespräch wählen würdest. Diesen Stil verwendest du dann auch für die Fotos. Beachte branchentypische Dresscodes, sie haben meist einen Sinn.
Ein Foto ist zwar stumm, aber: deine Körpersprache sagt alles über dich! Personaler können diese Signale meist sehr gut deuten. Da du dich beim Fotografieren nicht selbst sehen kannst, ist es wichtig, dass der Fotograf dich gut anleitet. Standfestigkeit und ein aufrechter Kopf mit direkter Ausrichtung zur Kamera wirken souverän. Lächeln: ja, aber nicht für die Kamera, das wirkt selten authentisch. Lächle die Fotografin an oder eine Freundin, die du dir einfach vorstellst.“

Konkret: 5 Tipps für ein richtig gutes Foto

  1. Bei Schwarz/weiß oder Farbe gibt es kein Richtig oder Falsch! Wähle die Option, die dir besser steht. Allein darum geht es. Für Personalabteilungen und die Besucher auf Xing oder LinkedIn spielt es keine Rolle, welche Farbe du wählst. Meistens ist es so, dass helle Hauttypen oder Menschen mit Hautrötungen in Schwarz/weiß besser wirken als in Farbe.
  2. Achte auf Farbkombinationen, die dir stehen. Schwarzer Anzug und weiße Bluse wirken hier oft viel zu hart und erinnern immer ein bisschen an eine Beerdigung oder Konfirmation. Viel weicher und damit schmeichelnder sind hier Blautöne. Auch Grau wirkt schon ganz anders als Schwarz. Auch reines Weiß solltest du ersetzen durch Cremeweiß oder ganz helle Blautöne. Andere Kombinationen gehen natürlich auch.
  3. Gute Fotografen sind in der Regel ihren Preis wert. Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Fotografin Zeit für dich nehmen sollte. Es gibt aber gerade für Berufseinsteigerinnen günstige Möglichkeiten, an ein Proträtfoto zu kommen: Oft haben Fotografen in Unistädten spezielle Angebote für Studentinnen.
    Tipp: Auf Jobmessen kannst du oft kostenlos Bewerbungsfotos machen lassen. Hier lohnt es sich, besonders früh zu erscheinen, sonst ist die Schlange sehr lang oder du bekommst gar keinen Termin mehr.
  4. Das Bild sollte dem Zweck angemessen sein – und die Zukunft zeigen. Beim Betrachter muss der Eindruck entstehen, dass du genau die richtige Person für die gesuchte Funktion bist. Also muss die Kompetenz, die er sich wünscht, in deinem Porträt deutlich werden. Gerade bei deinem Bild in Business-Netzwerken solltest du auf diesen Punkt achten. Natürlich bekommt niemand allein aufgrund eines Bildes einen Job. Aber manchmal sind es winzige Nuancen, die uns dazu bringen, eine Person in die engere Wahl zu nehmen. Hier solltest du also keine Chancen vergeben!
  5. Du solltest den Betrachter anschauen und professionell wirken. Freundlich, ohne zu lachen. Dynamisch, ohne zu viel Bewegung. Meistens hilft eine aufrechte, leicht nach vorne geneigte Haltung im Stehen, bei der du etwas Körperspannung aufbaust.

Was Bildauswahl und Bearbeitung anbelangt, rät Christine Sommerfeldt, auf folgende Punkte zu achten:

  • Lass Dich bei der Bildauswahl nicht hetzen. Es sollte nach dem Fotoshooting möglich sein, kopiergeschützte Vorschaubilder mit nach Hause zu nehmen. So kannst du dich noch mit einer Freundin oder mit deinem Bewerbungscoach beraten. Erfahrene Fotografen geben dir wertschätzendes und ehrliches Feedback und helfen dir bei der Vorauswahl. Dabei sollte die angestrebte Position immer berücksichtigt werden.
  • Digitale Bilder müssen nachbearbeitet werden, so wie früher ein Fotolabor Negative sorgfältig entwickelt hat. Hier geht es um den optimalen Bildausschnitt, Farbe, Hautton, Retuschen. Bei der Retusche ist Sensibilität und Handarbeit gefordert statt schneller Programmautomatik. Zu stark retuschierte Bilder irritieren Personaler sehr, wenn du dann beim persönlichen Kennenlernen ganz anders wirkst.

Hier noch ein paar Tipps für den ungewöhnlichen Umgang mit Fotos:

  • Auf Facebook kannst du ganz anders mit deinem Profilfoto arbeiten, hier passt es vollkommen, wenn du auch private Seiten von dir zeigst. Das Foto kann also auch mal etwas lockerer sein und dich beim Sport zeigen oder bei einer Veranstaltung. Das funktioniert vor allem, wenn du international arbeitest.
  • Menschen lieben Bilder. Wenn du also dein Bild bei Xing/LinkedIn/Facebook ab und zu änderst, bekommen dies deine Kontakte angezeigt. Ab und zu kannst du hier also dein Bild austauschen. Wenn es auch mal etwas lockerer sein darf, kannst du zum Beispiel an Karneval den rosa Cowboyhut aufsetzen.
  • Mit verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen kannst du auch selbst deine Fotos bearbeiten und interessante Effekte erzielen. Instagram bietet da mit seinen Filtern sehr viele Möglichkeiten.

Hier findest du noch ein paar Seiten mit guten Fotobeispielen und den Umgang mit Proträtfotos:

Zum Schluss noch eine Liste mit Business-Fotografen in Deutschland*:

Berlin:

Inga Haar: www.business-fotografie.de

Die Hoffotografen http://www.hoffotografen.de/bewerbungsfotos-berlin/ Für Studentinnen (150 Euro) und Berufseinsteigerinnen (250 Euro) gibt es Sondertarife.

Düsseldorf:

Tanja Deuß, knusperfarben.de (Spezialisiert auf Business-Fotografie für Frauen)

Christine Sommerfeldt, Business-Fotografin: www.christine-sommerfeldt.de

Hamburg:

Rieka Anscheit: riekaspix.com

Hannover: 

Michel Sievers: www.michel-sievers.de

Köln:

Ellen Bornkessel: fotografie-made-with-love.de/Portrait/
Das Besondere: Ellen Bornkessel fotografiert ausschließlich mit natürlichem Licht.

Susanne Fern: www.susanne-fern.de

Jennifer Fey: www.fey-photography.com
Keine Bewerbungsfotos, sehr individuelle Porträts, eher für den künstlerischen Bereich.

München:

Dorothee Elfring: www.businessmenschen.com

Raimund Verspohl: www.raimund-verspohl-portraits.com

Wiesbaden:

Frank Widmann: www.frank-widmann.de

Wuppertal:

Annette Hammer: www.freistil-foto.de

*Für diese Liste habe ich auf Facebook nach Empfehlungen aus meinem Netzwerk gefragt, aus denen ich dann eine subjektive Auswahl getroffen habe. Wichtig war mir, dass man auf den Webseiten der Fotografen erkennt, dass ihr Schwerpunkt auf Business-/Bewerbungs-Fotografie liegt. Andere, ebenfalls vorgeschlagene Fotografen können das eventuell auch abdecken, es ist aber nicht ihr erkennbarer Schwerpunkt – und das war mir für diesen Artikel wichtig.

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