Wer in sein Berufsleben startet – und am besten schon früher – sollte sich mit dem Thema Selbstmarketing oder auch Personal Branding auseinandersetzen. Denn je früher ihr anfangt, um so eher könnt ihr euch als Marke aufbauen. Ein wichtiger Baustein dabei sind Netzwerke.
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Personal Branding: Bestimme deine Position
Zunächst geht es darum, dass ihr euch mit eurer Positionierung auseinander setzt, denn nur dann, wenn ihr wisst, wo ihr steht, könnt ich euch einen Weg überlegen. Dazu gehörten natürlich „harte Fakten“ wie: Schulbildung, Studienabschluss, praktische Erfahrungen, aber auch all diese Dinge, die euch neben eurer fachlichen Qualifikation ausmachen: Seid ihr offen, kommunikativ, aufgeschlossen, schüchtern, sorgfältig, fleißig?
Daneben unternehmt ihr in eurer Freizeit Sachen, die primär nichts mit dem Beruf zu tun haben: Tanzt ihr gerne? Liebt ihr Pferde? Kriegt ihr feuchte Augen bei schönen Stoffen? All das gehört bei eurer Positionierung durchaus mit dazu, auch wenn ihr dies natürlich nicht öffentlich machen müsst.
Ein Ziel formulieren
Wenn ihr euch mit eurer Positionierung auseinander gesetzt habt, solltet ihr euer Ziel formulieren. Es geht nicht darum, dass ihr euer Ziel zu 100 Prozent erreichen müsst. Aber ihr solltet euch unbedingt (zu)trauen, euer Ziel klar zu benennen. Wenn ihr mal CEO (Chief Executive Officer) eines großen Unternehmens werden wollt, dann sagt es. Wenn ihr die Expertin auf dem Gebiet IT-Sicherheit werden wollt, dann sagt es. Wenn ihr mal Bundespräsidentin werden wollt, dann sagt es.
Wenn ihr einen interessanten Job, eine gute Work-Life-Balance mit Familie haben wollt, dann sagt es. Es geht darum, dass ihr euch etwas zutraut und es benennt: Denn ihr werdet nicht CEO, wenn ihr sagt: „Ich werde kein CEO“. Dieser Satz stammt übrigens aus einem Business Ladys-Interview mit Dr. Dorothée Ritz , Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft und Aufsichtsrätin bei Loewe.
In dem Moment, wo ihr ein Ziel wie „CEO werden“ formuliert, sieht eure Strategie natürlich anders aus als wenn ihr eher Interesse an einer Fachlaufbahn habt.
Präsenz zeigen
Unterschätzt bitte niemals, was Präsenz im Netz ausmacht, vor allem auf lange Sicht. Das Gefunden-werden dauert und kann dann allerdings einen sehr nachhaltigen Effekt haben. Ihr könnt das natürlich unterstützen, indem ihr selbst für Verbreitung, zum Beispiel übergegenseitige Verlinkung, sorgt.
Die Basis: XING und/oder LinkedIn
Basis eurer Online-Profile sollte ein Profil bei XING und/oder LinkedIn sein. Wer im internationalen Rahmen arbeitet, sollte von Vornherein mit einem Profil bei LinkedIn präsent sein. Im deutschsprachigen Raum bildet XING aber immer noch eine sehr gute Grundlage für dein Personal Branding, vor allem auch, um von Recruitern/Headhuntern gefunden zu werden.
Bei den Profilen solltet ihr folgendes beachten:
- Fügt unbedingt ein professionelles Profilbild hinzu. Das Bild sollte euch als Persönlichkeit gerecht werden und den Besucher direkt ansprechen.
- Füllt euren Lebenslauf so ausführlich wie möglich mit all euren Stationen aus.
- Arbeitet in den Feldern „Ich suche“, „Ich biete“ mit so vielen Schlüsselwörtern wie möglich. Nach diesen Begriffen suchen Recruiter. Daher stört euch nicht daran, wenn Begriffe öfters in verschiedenen Schreibweisen, auf Deutsch und auf Englisch auftauschen. So schneidet ihr es auf die Datenbanksuche zu
- In der „Statuszeile“ könnt ihr ein Zitat einbinden (Achtung: Auf das Urheberrecht achten!) oder auch regelmäßig auf Artikel, Vorträge, Tipps hinweisen. Eure Kontakte erfahren das dann in ihren „Neuigkeiten“.
- Menschen, die ihr auf Messen, bei Vorträgen oder Workshops trefft, ehemalige und aktuelle Kollegen, ehemalige Kommilitonen – all diese sind potenzielle Kontakte für euer (Online-)Netzwerk.
- Im Bereich „Portfolio“ könnt ihr Bilder, Texte, PDF etc. einbinden und Texte (mit Verlinkungen) einstellen. Wenn ihr es nicht nutzt, dann schaltet diesen Reiter in den „Einstellungen“ einfach aus.
Weitere Online-Netzwerke: Facebook für den Job?
An Facebook scheiden sich die Geister. Viele Menschen nutzen es erst gar nicht, andere nutzen es nur privat. Meine Frage ist: Warum nicht beides? Facebook ist ein schönes Instrument, um private und berufliche Zone miteinander zu vernetzen, übrigens eine Sache, die in vielen Ländern wesentlich unkomplizierter gesehen wird als hier in Deutschland.
Denn ihr habt ja alles in der Hand: Ihr entscheidet, was ihr für wen freischaltet, indem ihr euch Listen anlegt und Beiträge für einzelne Listen unterschiedlich freischaltet. Ihr entscheidet, was ihr überhaupt bei Facebook einstellen wollt. So findet man mich als Autorin bei privaten Anlässen, Bilder meiner Familie oder meiner Freunde veröffentliche ich dort nicht.
Aber es ist ja durchaus verbindend in einem Unternehmen, wenn die Kollegen in China den Weihnachtsschmuck im Büro sehen und ihr dann im Gegenzug die Dekoration zum Drachenfest.
Hier meine Tipps dazu:
- Haltet eure Profile für das optimale Personal Branding aktuell: Weist in eurer Statuszeile auf Neuigkeiten hin oder Besonderheiten. Empfehlt auch mal einen Fachblog oder einen guten Artikel.
- Schaut euch die Neuigkeiten eurer Kontakte an: Hat jemand den Job gewechselt oder den Arbeitsort? Wann ist der nächste Geburtstag? Könnt ihr euch mal zum Lunch treffen?
- Sucht aktiv nach Kontakten: Wen kennt ihr? Mit wem möchtet ihr euch gern vernetzen? Eine freundliche Anfrage stellen könnt ihr immer, ein „Nein“ ist immer okay. Nur Kontakte zu knüpfen über: „Wir sind in der gleichen Gruppe…“ funktioniert meistens nicht besonders gut.
Die eigene Website
Anders als bei Unternehmerinnen oder Selbständigen braucht ihr nicht unbedingt eine eigene Website, es sei denn, ihr seid als Informatikerin oder Web-Designerin unterwegs. Da kann diese auch gut als Arbeitsprobe dienen. Wenn ihr euch ansonsten eine eigene Homepage anlegt, könnt ihr diese gut nutzen, um euren Werdegang zu präsentieren. In manchen Berufen kann es aber durchaus sinnvoll sein, zumindest auf einem passenden Portal das eigene Portfolio darzustellen. Hier ein Beispiel:
- Für Journalistinnen, Autorinnen, Verlagsleute: torial unter www.torial.com (kostenfreies Portal für Journalisten, Autoren, Fotografen, Illustratoren, sehr gute Möglichkeit, das eigene Portfolio und sich zu präsentieren, Vorsicht nur bei der Verlinkung, Einbindung von Texten und Bildern, ihr solltet vorab die Rechte klären)
Aber wie kommt man nun an die eigene Website, wenn man selbst keine Ahnung von Webprogrammierung hat? Ihr könnt euch zum Beispiel eines so genannten Baukasten-Systemsbedienen. Angeboten werden diese von Providern wie 1&1 oder Strato. Oder ihr setzt euch mit einem Programm wie Jimdo auseinander.
Kosten: zwischen 0 und 10 Euro
Vorteil: ausgereifte Systeme, die mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten bieten
Nachteil: ein Gespür für Gestaltung und auch eine Idee von der Materie sind notwendig; eher sinnvoll für wenige Seiten
Bloggen? Muss das sein?
Ein Bog einzurichten, ist denkbar einfach. Auf WordPress, Blogger, Blogspot o.ä. gehen, registrieren und schon kann es losgehen. Auch ein ansprechendes Design lässt sich leicht finden, denn die Anbieter stellen so genannte Themes zur Verfügung, aus denen man auswählen kann.
Diese Themes bieten solides Design und bereits viele Möglichkeiten der Gestaltung. Wer über Programmierkenntnisse verfügt, kann die Templates auch selbst anpassen.
Aber: Nur weil sich ein Blog leicht einrichten lässt, heißt das noch lange nicht, dass es auch sinnvoll für jeden ist. Denn ein Blog muss ja auch mit Inhalt gefüllt werden – und das regelmäßig. Vielen fällt das schwer. Selbst geübte Schreiber überlegen lange, welche Themen passen und was sich regelmäßig dazu sagen lässt.
Ihr könnte aber auch klein anfangen: Zunächst einmal könntet ihr euch Blogs oder auch Webseiten suchen, die euch gefallen und die euch thematisch ansprechen. Lest erst einmal nur mit. Lest euch auch die Kommentare durch: Was schreiben die anderen Leserinnen, welcher Ton herrscht im Blog vor – witzig, ernst, sachlich oder gibt es auch mal problematische Kommentare.
Wenn ihr euch eingelesen habt, fangt an zu kommentieren. Bei Fachthemen würde ich das unter Klarnamen machen. Parallel könnt ihr auch einmal schauen, ob euch Themen/Fragestellungen einfallen, die in euren Lieblingsblogs noch nicht besprochen wurden. Dann fragt ihr bei den Blogbetreibern an und schlagt eure Gastartikel vor. Normalerweise haben Blogger Interesse daran, Artikel anderer Autoren einzubinden, denn ihren erleichtert das die Arbeit und erweitert auch die Reichweite ihres Blogs. Ihr könnt euch auch mit anderen Autoren zusammentun und zusammen ein Blog betreiben, das erfordert aber einiges an Abstimmung und ist nicht unbedingt leichter als ein eigenes Blog.
Kosten: von 0 bis zirka 10 Euro monatlich
Vorteil: Suchmaschinen lieben Blogs. Wenn es euch gelingt, regelmäßig Beiträge zu „euren“ Themen zu schreiben, kommt man irgendwann nicht mehr an euch vorbei.
Nachteil: Ein Blog zu füttern kostet Zeit, daher solltet ihr euch vorher ein paar Gedanken zur Konzeption machen.
Super-Tipps, was beim Bloggen zu beachten ist:
http://girlsguidetoblogging.de
(Eigennütziger) Buchtipp:
Ute Blindert: Per Netzwerk zum Job. Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst. Campus Verlag 2015