Netzwerken: „Wenn du dein Netzwerk brauchst, muss es da sein!“

Das ist mein Mantra, damit gehe ich durchs Leben. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich heute nicht an dem Punkt stehen würde, wenn es nicht mein Netzwerk gegeben hätte: Buchautorin in meinem Lieblingsverlag, Beraterin für Unternehmen und Solopreneure sowie Vortragsrednerin zu meinem Lieblingsthema „Netzwerken mit Strategie“.

Bild: knallgrün/photocase.de

Disclaimer: Linkedin hat mich gebeten, diesen Beitrag über meinen persönlichen Netzwerk-Weg zu schreiben und auch ein Honorar bezahlt.

Die Faszination für das Thema „Netzwerken“ entstand bereits in den 90iger Jahren während meines Soziologie-Studiums an der Universität zu Köln. Über sieben Verbindungen lässt sich jeder Mensch auf der Welt erreichen. Sogar ich, die kleine Ute, könnte in Verbindung treten mit … sagen wir mal: Arnold Schwarzenegger. Einfach, indem ich an einen Menschen in meinem Netzwerk herantrete und ihn bitte, ebenfalls einen Kontakt anzusprechen, der dann wiederum jemanden anspricht. Immer so weiter, bis schließlich der Kontakt zu Arnie hergestellt wäre.

Wissenschaft und Vitamin B

Bis dahin war mein Bild zum Netzwerken etwas diffus und nicht besonders positiv: „Der hat die Stelle nur über Vitamin B bekommen.“ – „Die ist von Beruf „Tochter“. Kein Wunder, dass die den Job bekommen hat.“

Wie so ein Netzwerk wirken kann, merkte ich, als ich für ein Praktikum am Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft nach Beirut zog. Das Wertvolle an diesem Praktikum waren nicht die Inhalte, die ich lernte, sondern die Menschen, die ich hier kennen lernte. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie wichtig es sein, Menschen in einem bestimmten Bereich zu kennen und zu wissen, wen man ansprechen muss, wenn man eine Frage, ein Anliegen hat.

Leider zeigt meine persönliche Geschichte auch exemplarisch, dass vielen Menschen die Erkenntnis von der Bedeutung eines beruflichen Netzwerks eben nicht in die Wiege gelegt ist. Forscher mit Michael Hartmann nennen dies als einen Grund für die Ausbildung von Eliten: Diese treffen sich eben schon auf den richtigen Schulen, Hochschulen, treten in die richtigen Studentenorganisationen ein. Und später im Beruf setzt sich diese Netzwerkbildung fort: So bringen ein paar Jahre in einer Unternehmensberatung oft ein exzellentes Netzwerk hervor und wer mal bei den Baden-Badener Unternehmergesprächen dabei war, braucht sich keine Sorgen mehr um seine Karriere im Unternehmen machen. Auch bestimmte Stipendien-Programme wie die Studienstiftung des deutschen Volkes oder auch die der politischen Stiftungen verhelfen neben der finanziellen Unterstützung vor allem zu einem exzellenten Netzwerk. Wen dieses Thema interessiert, empfehle ich das Buch von Yasmina Banaszczuk „Netzwerke für den Berufseinstieg. Strukturen, Nutzungsweisen und soziale Herkunft. Springer 2017„.

Tipp: Es gibt viele Möglichkeiten, sich bereits im Studium ein Netzwerk aufzubauen und Zugang zu beruflichen Netzwerken zu bekommen. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es so etwas gibt. Der Zugang während des Studiums gestaltet sich aber oft auch spielerisch(er) und gelingt relativ leicht.

Netzwerken goes online

Wohlgemerkt, das war alles noch in den Vor-Internet-Zeiten. Dann kam das Internet auch in meinem Job an und mit ihm Online-Netzwerke wie LinkedIn – und das Netzwerken erreichte dadurch ganz neue Dimensionen. Interessante Kontakte können besser recherchiert und dann auch neue Kontakte schneller geschlossen werden.

Auch heute begegne ich immer mal wieder Menschen (und dabei spreche ich nicht von meinen Eltern in ihren 70igern), die sagen: „Ich will online nicht präsent sein. Außerdem weiß ich nicht, wie das funktioniert.“

Nun, das kann natürlich wirklich jede*r für sich entscheiden. Nur hat es sich gezeigt, dass sich Kontakte am leichtesten dann schließen lassen, wenn es nicht dringend ist, wenn noch kein konkreter Bedarf besteht. Daher empfehle ich meinen Kunden, sich genau anzuschauen:

  • Mit wem kann ich mich vernetzen, wen kenne ich bereits in meiner Branche?
  • Wen habe ich im letzten Monat kennen gelernt?
  • Mit wem würde ich mich gern noch vernetzen?

Gut, das ist erst einmal eine erste Kontaktanfrage und noch keine richtige Vernetzung. Allerdings – und das ist das tolle bei digitalen Netzwerken – haltet ihr euch so gegenseitig auf dem Laufenden: Sowohl du als auch dein Kontakt kann den Job, das Unternehmen, das Land wechseln, eure Verbindung bleibt erhalten!

Alles bleibt … anders: Ich mache mich selbständig!

Diese Aktivität zahlte sich schnell aus: Zum Ende des Jahres 2005 entschloss ich mich, meinen Job bei einem Kölner Verlag für Karrieremagazine nicht mehr weiterzuführen und mich selbständig zu machen. Da ich im Bereich Hochschulmarketing bleiben wollte, war es von Vorteil, dass ich meine Kontakte zur Branche weiter nutzen konnte. Gleichzeitig begann ich, mich als Unternehmerin mit anderen Unternehmern auszutauschen und mir Unterstützer zu suchen. Denn als Lehrerstochter aus einer Beamtendynastie war mir unternehmerisches Handeln und Denken nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden.

Als besonders wertvoll stellten sich dabei bald meine Verbindungen zum VDU (Verband deutscher Unternehmerinnen) heraus. Nur so erfuhr ich vom TWIN-Mentoring-Programm der Käte Ahlmann-Stiftung, bei dem eine erfahrene Unternehmerin einer jungen Unternehmerin als Mentorin zur Seite steht. Dieses Netzwerk an selbständigen Frauen und Unternehmerinnen ist bis heute eine feste Größe an meiner Seite: So weiß ich immer, wen ich für welches Thema ansprechen kann, sei es bei schwierigen Verhandlungen, bei Honorarfragen oder auch bei Empfehlungen.

Je nachdem, was deine berufliche Ausrichtung ist, also ob du im Digital Marketing eines Konzerns oder als selbständige Kommunikationsberaterin arbeitest, halte ich es sinnvoll, sich nach einem Verband oder einer Fachorganisation umzuschauen. Dieses Netzwerk hilft einem oft bei fachlichen Fragen oder kann Empfehlungen aussprechen. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, sich auch aktiv einzubringen (da musst du einfach abwägen!), es zahlt sich aber oft aus, wenn man irgendwann deine „Nase“ erkennt.

Welche Ressourcen kannst (und willst) du einsetzen?

Als mein Sohn aus dem Gröbsten heraus war, habe ich mich sehr bewusst für die Digital Media Women e.V. entschieden und bringe mich als Finanzvorständin seit fast vier Jahren sehr intensiv ein. Da meine Ressourcen an Zeit und Geld als Unternehmerin, Mutter und Partnerin begrenzt sind, habe ich bewusst nach einem Verein gesucht, der mich auch beruflich weiter bringt. Und ja, ich habe durch Empfehlungen von Mitgliedern innerhalb dieses Netzwerks ein paar meiner schönsten Aufträge erhalten.

Beim strategischen Netzwerken geht es neben der Zielfindung darum, sich auch über die eingesetzten Ressourcen Klarheit zu verschaffen:

  • Wie viel Zeit kannst (und willst) du fürs Netzwerken erübrigen?
  • Welche (finanziellen) Mittel möchtest du einsetzen?
  •  Welches Wissen möchtest du zur Verfügung stellen?

Natürlich kannst du ganz viel Netzwerken und sehr präsent sein. Dann besteht aber die Möglichkeit, dass du dich verzettelst – und dich am Ende verausgabst. Daher ist es besser, wenn du dir feste Zeiten bzw. ein festes Zeitkontingent fürs Netzwerken einrichtest. Innerhalb dieses Zeitkontingents kannst du dann relativ frei sein: Auch ein Kaffee mit der neuen Kollegin aus der IT-Abteilung gilt dann als Netzwerk-Zeit;-)

Tipp: Netzwerken ist Arbeitszeit! Betrachte deine Netzwerkzeit als Arbeitszeit und integriere diese in deinen Tag und deine Wochenplanung. Denn wenn du sie on-top packst, fällt sie zu leicht wieder hinten runter! Außerdem zeigst du damit, für wie wichtig du sie hältst – auch bei den internen Verhandlung in einer Partnerschaft.

„Wer will schon mein Essen sehen?“

Als dann allmählich Social Media-Kanäle wie Facebook und Twitter nach Deutschland kamen, dachte ich nur:

„Was für´n Scheiß! Wen interessieren denn die ganzen Essensfotos?“

Sehr schnell wurde mir allerdings klar, dass Social Media nicht mehr weggehen würde und alles andere als banal war, gerade bei meinen Themen „Karriere“ und „Personal-/Hochschulmarketing“. Also stürzte ich mich auf alle Kanäle, die ich in diesem Bereich für wichtig erachtete: Facebook, Twitter, Instagram, dann ab 2011 auch LinkedIn.

Manche Social Media-Kanäle erschlossen sich mir schnell, bei anderen brauchte ich länger: So benutze ich Twitter zugegebenermaßen erst seit zwei Jahren so richtig gern, kuratiere Inhalte, bringe mich in Diskussionen ein.

Dass Social Media mehr als Essensfotos und alles andere als banal sind, zeigen uns spätestens die politischen Entwicklungen. Daher halte ich es für umso wichtiger, sich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Nun sind Menschen allerdings sehr unterschiedlich und dem einen fällt es leicht, sich neue Kanäle zu erschließen, andere bleiben unsicher.

Mein Vorschlag in diesen Fall: Schau auf deine Komfortzone! Was gefällt dir richtig gut, was fällt dir schwerer? Wann hast du das Gefühl, dass du deine persönliche Komfortzone verlässt? Wenn du dir bewusst bist, wann du eine Grenze überschreitest, kannst du vielleicht einen Schritt gehen – und beim nächsten Mal noch einen. Irgendwann merkst du, dass du so einen ganzen Weg zurück gelegt hast – in deinem Tempo.

Wechsel zwischen Online und rL (= richtigem Leben)

Meiner Meinung nach lässt sich Netzwerken heute nicht mehr analog gestalten. Es mag seltene Fälle geben, wo jemand keine Präsenz im Internet braucht. Der Schuster im Veedel vielleicht, aber auch hier wäre es schön, wenn er seine Öffnungszeiten bei Google selbst aktuell halten würde.

Bei mir gibt es oft ein Wechselspiel zwischen digital und analog. Und wenn ich mir anschaue, wem ich richtig vertraue und wen ich unbesehen weiterempfehle, sind dies oft Kontakte, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe oder die ich zumindest mal getroffen habe. Daraus ergibt sich auch, dass es nicht unbedingt darauf ankommt, dass du besonders viele Kontakte hast, sondern, dass du dich auf dein Netzwerk verlassen kannst. Es geht tatsächlich um ein bildliches „Netz“, das dich dann trägt, wenn du es brauchst.

Um dein Netzwerk zu vergrößern (und zwar den Teil, auf den du dich so richtig verlassen kannst), hilft es, wenn du Menschen auch persönlich kennen lernst. Eine gute Möglichkeit ist die Zusammenarbeit in einem Unternehmen oder auch in einer ehrenamtlichen Organisation. Auch der recht zwanglose #neverlunchalone bietet sich an: Dabei triffst du dich jeden Mittag (oder zumindest so oft wie möglich) mit einer anderen Person: Gerade aus diesen relativ zwanglosen Treffen sind die interessantesten Projekte entstanden.

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