Was ist ein „No-go“ in Bewerbungen? Wann fliege ich aus dem Vorstellungsgespräch? Muss ich in Anzug und Krawatte zur Jobmesse gehen? Manchmal werden dazu wichtige Fragen an uns herangetragen. Gern beantworten wir diese. Hier eine kleine Auswahl:
Betreff: Auslandserfahrung in der Bewerbung
Hallo liebe Frau Blindert,
mein Name ist Jana G., momentan studiere ich im 5. Semester BWL mit Schwerpunkt Controlling an der Fachhochschule Köln. Mein 4. Semester habe ich an einer Hochschule in Südafrika verbracht. Der Austausch war durch einen privaten Kontakt ermöglicht worden. Mein Praxissemester konnte ich dann bei einem deutschen Unternehmen in Shanghai machen. Meine Frage ist nun, ob ich hierfür einen eigenen Punkt in meinem Lebenslauf einrichten sollte?
Liebe Frau G., zunächst einmal ist es super, dass Sie die Chance genutzt haben, ins Ausland zu gehen. Das sind ja Erfahrungen, die einen oft richtig weiterbringen.
Nun aber zu Ihrer Frage: Gehen Sie davon aus, dass ein erfahrener Lebenslauf-Leser sehr schnell ersehen kann, ob und welche Auslandserfahrungen Sie sammeln konnten. Daher ist es nicht nötig, einen eigenen Punkt mit „Auslandserfahrung“ einzufügen. Stattdessen können Sie die Erfahrungen unter die jeweiligen Stationen im Lebenslauf packen, also das Auslandssemester unter den Punkt „Studium“ und das Praktikum unter „Praxiserfahrung“.
Vom Layout her lösen Sie das einfach folgendermaßen:
9.2013 – heute Fachhochschule Köln, Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre (BWL), Schwerpunkt Controlling
2. – 8.2014 University of …, City, South Africa, Economics (B.A.), Auslandssemester: Besuch von Vorlesungen, Übungen, Mitarbeit an einer Studienarbeit zur neueren ökonomischen Entwicklung in der Region XY (Beispiel)
Betreff: Frechheit siegt!
Geisteswissenschaftler kennen ja die Frage: „Ach so, du studierst Geschichte, Politik, Theologie (was auch immer). Und was willst du später mal damit machen?“ Darauf gibt es viele Antworten und noch mehr Möglichkeiten. Denn Tatsache ist, dass Geisteswissenschaftler auch nicht wesentlich öfter oder länger arbeitslos sind als andere Akademiker. Was allerdings schwieriger für sie ist, ist der Einstieg.
Denn natürlich warten Unternehmen nicht gerade auf Historiker & Co. und stellen diese in Scharen ein. Es gibt aber natürlich immer wieder Stellen, die nicht ausgeschrieben sind, oder noch nicht wieder besetzt wurden. Machmal muss man auch einfach ein Bedürfnis wecken, so wie der Absolvent in unserem Beispiel:
Was würden Sie als Personaler denken, wenn man Ihnen eine Bewerbung schicken würde, in dem haarklein aufgeführt wird, was Sie alles falsch machen? Ziemlich ungewöhnlich, oder?
In unserem Fall hatte der Bewerber sich die Homepage des Unternehmens vorgenommen und alle Kommunikationsfehler, veraltete Termine, schlechte Benutzerführung usw. aufgelistet. Jede Kritik war mit Beispielen belegt. Im Anschluss ging der Bewerber darauf ein, warum er genau der richtige für den Job sei, die Website neu zu konzipieren. Da er schon eine Reihe von Praktika gemacht hatte und sich ehrenamtlich um eine Vereinswebsite gekümmert hatte, passte seine freche Bewerbung genau und er wurde eingestellt!
Betreff: „Gibt es eigentlich ein absolutes No-go bei Bewerbungen?“
Ja, gibt es. Und zwar Unehrlichkeit. Wenn zum Beispiel in einer Bewerbung Englisch fließend verlangt wird, sollten Sie auch über entsprechende Sprachkenntnisse verfügen. Wenn Sie nicht gut im Englischen sind, klären Sie dies vorher ab. Dann kann man mit Ihnen überlegen, ob sich eine Bewerbung lohnt oder ob vielleicht eine andere Stelle interessant für Sie sein könnte.
Betreff: „Mit meinem Lebenslauf habe ich keine Schwierigkeiten. Aber ein Anschreiben zu formulieren, fällt mir schwer. Hätten Sie ein paar Tipps für mich?“
Auf den Punkt zu formulieren, was wir wie warum gut können und warum gerade Sie am besten zur ausgeschriebenen Stelle passen, bedeutet wirklich eine große Herausforderung.
Letzten Endes ist es dann aber doch nicht so schwer. Formulieren Sie erst einmal nur für sich: Was machen Sie momentan? („Zur Zeit schreibe ich meine Bachelor-Arbeit mit dem Thema „…“ in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen N.N. Dabei untersuche ich … Nach meinem Abitur entschied ich mich zum Studium der Elektrotechnik, weil …).
Danach sollten Sie unbedingt auf Ihre Praxiserfahrungen eingehen, die für die Stelle relevant sind. Beschreiben Sie, was Sie gemacht haben. Auch Auslandssemester finden jetzt ihren Platz. Zum Schluss gehen Sie noch darauf ein, welche Sprachen Sie sprechen und welche zusätzlichen Qualifikationen Sie erwerben konnten.
Wichtig ist, dass Sie darauf achten, dass es keine reine Aufzählung wird, sondern dass Sie ganz bewusst Highlights aus Ihrem Lebenslauf hervorheben, die zum Stellenprofil und zum Unternehmen passen. Also: Bei internationalen Konzernen können Sie ausführlich auf Ihre Auslandserfahrung eingehen, bei einem Mittelständler mehr auf Ihre Heimatverbundenheit.
Betreff: „In der letzten Zeit wurde immer mal wieder empfohlen, eine „Dritte Seite“ zu verwenden. In dieser soll ich meine Motivation beschreiben und was mich besonders macht. Wie finden Sie das?“
Die so genannte „Dritte Seite“ ist in der Regel unnötig, denn Qualifikationen, auch Soft skills, lassen sich aus einer guten Bewerbung auch so herauslesen. Ihre Motivation und Ziele lassen sich im Anschreiben finden. Eine zusätzliche Seite ist nur dann sinnvoll, wenn Sie etwas ausdrücken möchten, das sich nicht im Lebenslauf unterbringen lässt: Dazu kann eine Wendung oder Lücke im Lebenslauf gehören, die Sie extra erklären möchten.
Weitere Seiten sind allerdings notwendig, wenn Sie wissenschaftliche Arbeiten, Veröffentlichungen, Konferenzteilnahmen aufführen müssen. Auch eine Projektliste für IT-Projekte zeigt übersichtlich, was Ihre Aufgaben waren, welche Programmiersprachen und Programme Sie verwendet haben.
Betreff: „Ich finde Online-Formulare doof! Ich habe dabei immer das Gefühl, dass eine Bewerbung im Daten-Nirvana verschwindet?“
Diese Meinung teilen Sie mit vielen anderen Bewerbern, das ist, als würde man eine Anfrage an info@… senden. Doch haben Sie Verständnis, dass Unternehmen Online-Formulare hoch schätzen, weil gute Systeme viel Arbeit ersparen und zahlreiche einzelne Schritte ersetzen. Die meisten sind auch bemüht, Bewerber mit ungewöhnlichen Lebensläufen in Betracht zu ziehen.
Trotzdem empfehle ich Ihnen, nicht allein auf den formellen Bewerbungsweg zu vertrauen. Wann immer es möglich ist, sollten Sie Kontakte in Unternehmen knüpfen. Nutzen Sie Messen, Vorträge, Gespräche, um persönliche Ansprechpartner zu finden. Auch Social Media-Aktivitäten bieten sich an, um unkompliziert ins Gespräch zu kommen.
Betreff: Kann ich selbst während des Vorstellungsgesprächs das Thema Gehalt ansprechen? Sollte ich dabei zur Sicherheit lieber eine Gehaltsspanne angeben?
Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie das Thema Gehalt ansprechen. Allerdings nicht zu Beginn des Gesprächs. Warten Sie lieber erst einmal ab, wie sich das Interview entwickelt. Dann können Sie zum Beispiele eine Frage stellen wie: „Das, was ich bis jetzt über Ihr Unternehmen und die Stelle erfahren konnte, sprechen mich an. Daher würden mich Ihre Konditionen dafür interessieren.“
Wenn Sie eine Gehaltsspanne nennen, ist das sicher für das Unternehmen, denn dann landen Sie eher am unteren Ende der Skala. Auf der anderen Seite gibt es gerade bei Einstiegsgehältern in Unternehmen feste Spannen, in denen Sie sich bewegen werden. Auch wenn Sie hier ein niedrigeres Gehalt nennen, wird man Sie nicht niedriger einstufen, am oberen Ende allerdings auch nicht. Es gibt noch weitere Faktoren, die letztendlich eine Rolle spielen, zum Beispiel, ob das Unternehmen tarifgebunden ist und welche Größe es hat.