Karrierefrage: Erfolgreicher Geist im fitten Körper?

[Text: Andrea Hansen] Immer erfolgreich, auch in der Freizeit – Frauen, die hoch hinauswollen oder vielleicht schon gekommen sind, bleiben auch in ihrer Freizeit oft nicht im Sessel sitzen, sondern treiben dann sich selbst an.

Charlotte Hengst hat Langes vor. Sie ist Consultant bei Bain & Company in München und trainiert „nebenbei“ immer mal wieder für einen Marathon, die 42,195 Kilometer hat sie sogar schon in der französischen Hauptstadt hinter sich gebracht: „Ich verbinde Sport gern mit einer Reise. Spaß ist mir wichtiger als sportliche Höchstleistungen. Beim Paris Marathon hat mich das Erlebnis mit Freunden gelockt – und natürlich die Aussicht auf ein Wochenende in einer schönen Stadt.“

Lebensfreue resultiert weniger aus dem bloßen Fitnessgrad. Lieber fünf Kilometer mit Freude als zehn gequält.“

Auch Dr. Anja Bundschuh, bis letzten Herbst für Public Affairs Europe bei eBay verantwortlich und heute selbstständige Strategieberaterin, setzt beim Sport nicht auf kurze Knalleffekte: Bergsteigen im Sommer, Skitouren im Winter und außerdem Yoga: „Sport ist für mich Ausgleich zum Arbeitsalltag und zu anderen Freizeitbeschäftigungen. Wenn man auf das Tun fokussiert ist und den Körper anstrengt, entspannt das Hirn extrem, Körper und Geist kommen wieder in Balance.“

Beide Frauen haben, was Dr. Jana Leidenfrost, Coach für Potenzialentfaltung und Führungsqualitäten, als gesunden sportlichen Ehrgeiz bezeichnen würde. Sie schreibt derzeit ein Buch zum Thema „Sport und Management“ und weiß, worauf es ankommt: „Den richtigen Rhythmus von An- und Entspannung finden, eine gesunde Dosis wählen und das Ziel klar definieren. Mir muss bewusst sein, mit welcher Haltung ich an eine Sache heran gehe, d.h. wofür und was ich mache – beim Sport und auch sonst im Leben.“

Der nächste Kick?

Sport als Ausgleich ist nur eine Erscheinungsform im Universum der Erfolgsmenschen. Ebenso gibt es Leistungsträger, die auch in der Freizeit auf der Suche nach dem nächsten Kick sind. Anja Bundschuh hat sie im Job getroffen, Extremsportler, die beim Cross Country Lauf in der Wüste ihre Grenzen ausloten: „Wer sehr viel arbeitet, hat oft ein Manko in einem anderen Bereich. Das will er ausgleichen,“ meint sie.

Für Jana Leidenfrost die falsche Motivation: „Sport ist für viele die Erinnerung an schöne, entspannte, aber vergangene Zeiten. Sie verknüpfen mit Sport Jugenderlebnisse, dass es ihnen gut ging, sie vital und aktiv waren und blicken melancholisch zurück. Sport steht dann stellvertretend für bestimmte Sehnsüchte, für die heute kein Platz mehr im Alltag ist.“

Charlotte Hengst sieht das ähnlich. Wichtig sei, zu wissen, was man warum tut: „Meine Motivation beim Sport ist vielschichtig. Beim Yoga steht der Spaß an fließenden Bewegungen im Vordergrund, beim Triathlon wollte ich testen, wie gut ich drei meiner Lieblingsportarten verbinden kann. Die Alpenüberquerung mit dem Mountainbike ist einfach ein Naturerlebnis – und beim Trampolinspringen im Garten geht es darum, dass meine Kinder Spaß haben.“

Zu oft wird der Raum, der für Bewegung im Alltag bleibt, aber nicht neu ausgelotet und sinnvoll sowie nachhaltig genutzt. Stattdessen eilt der Sehnsüchtige rastlos von einem Sport-Trend zum nächsten. Dann drohen neben dem Stress im Job auch Überforderungen im und durch Sport.

Sport soll eben nicht nur noch ein Termin im übervollen Kalender sein, sagt Jana Leidenfrost. Auch der ästhetische Aspekt taugt als alleiniger Antrieb wenig. Wer joggt, weil er einem Managerideal entsprechen will, wird nicht lange durchhalten: „Die Ansicht, dass man das, was man ist, auch verkörpern muss, reduziert den Sport auf sein physisches Moment.“

Richtig ab geht es aber nur, wenn man auch auf die emotionalen und mentalen Effekte setzt: „Lebensfreude resultiert nicht allein aus dem Fitnessgrad. Lieber fünf Kilometer mit Freude als zehn gequält,“ rät Jana Leidenfrost. Wer das beherzigt, erreiche mit Bewegung mehr als straffe Schenkel.

Das denkt auch Anja Bundschuh: „Im Sport kann man z.B. schmerzfrei lernen, zu verlieren und zu akzeptieren, gesteckte Ziele mal nicht zu erreichen.“ Man kann über Sport aber auch Erfolge feiern, die woanders ausbleiben oder Emotionen erleben, die sonst keinen Platz haben. Dazu muss man nicht unbedingt selbst Sport treiben, da reicht schon das Dabeisein bei einem sportlichen Großereignis wie der Frauen-Fußball-WM. Wer auf der Tribüne als Teil eines großen Ganzen Glücksgefühle auslebt, geht leicht und unbeschwert nach Hause.

Erfolgsfaktor Sport

Die Zahlen sprechen ebenfalls deutlich für den Erfolgsfaktor Sport. Drei Viertel aller Manager bewegen sich zu wenig, wie Kienbaum 2007 heraus gefunden hat (mm, 8/07). Das ist ein schwerer Fehler, denn die alte Weisheit vom gesunden Geist im gesunden Körper gilt heute mehr denn je. Eine schwedische Studie hat 2009 gezeigt, dass ein belastbares Herz-Kreislauf-System im jungen Erwachsenenalter mit höherer Intelligenz, besseren Bildungsabschlüssen und – im weiteren Verlauf des Lebens – einem besseren Status einhergeht (SZ, 5.12.09). Mädchen und Frauen profitieren besonders. Sportliche Frauen fühlen sich erfolgreicher und haben ein größeres Selbstvertrauen. Im sportlichen Wettstreit haben sie gelernt, sich durchzusetzen.

Tolles Spiel

So ist es, sagt Anja Bundschuh: „ Die Funktionsweise von Durchhaltevermögen und Motivation im Sport kann man 1:1 auf den beruflichen Alltag in der Führungsebene übertragen.“ Charlotte Hengst sieht einen klaren Unterschied zwischen beruflichem und sportlichem Ehrgeiz: „Im Beruf arbeite ich professionell im Team, um ein gemeinsames Ziel mit dem Klienten zu erreichen. Ein sportliches Ziel motiviert und diszipliniert zwar beim Training, aber es hat nie die Verbindlichkeit beruflicher Ziele. Den Handstand im Yoga würde ich schon gern können, aber Sport ist mein Freizeitvergnügen, da vertage ich ein Ziel schon mal. Das würde ich im Beruf nicht tun.“

Einig sind sich die beiden Beraterinnen dann wieder beim Spaß: Der darf im Sport nie auf der Strecke bleiben. Richtig, sagt Jana Leidenfrost, denn: „Wir nehmen uns im Job viel zu wenig Zeit Erfolge bewusst zu erleben und zu feiern.“ Dabei kann das Loslösen vom Leistungsgedanken zu erstaunlichen Erkenntnissen führen. Anja Bundschuh erinnert sich: „Früher habe ich Tennis als Wettkampfsport betrieben und dann zehn Jahre lang gar nicht gespielt. Im letzten Sommer stand ich mal wieder auf dem Platz und dachte plötzlich Wow – was für ein tolles Spiel. Diese Erkenntnis hat mich gefreut. Denn ohne Spaß wird man doch schnell verbissen – und zwar im Job und im Sport!“

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