Mittagspause am Mittwoch: Jennifer Busch von climb-Lernferien

Jennifer Busch lernte ich als Moderatorin eines BarCamps für Unternehmerinnen kennen – und war tief beeindruckt von ihrer Energie, ihrem Mut und der Überzeugung, mit der sie von ihrem Unternehmen climb-Lernferien sprach. Das Sozialunternehmen macht armutsgefährdete Kinder stark fürs Leben, indem es ihnen die Möglichkeit bietet, sich in den Ferien weiter zu entwickeln. Ein so wichtiger Ansatz – ist doch Bildung einer der wichtigsten Wege raus aus der Armut. 

Bild: Jens Hannewald

In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die frau ja sowieso nie allein verbringen sollte;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.

Was isst du heute Mittag?

Bild: Jennifer Busch
Bild: Jennifer Busch

Heute bin ich mit meinem Mann für unseren Hochzeitstag zum Mittagessen verabredet und bestelle mir den Fisch-Burger und dazu einen Salat.

Vegetarisch oder Fleisch?

Fisch :). Und wenn Fleisch, dann gutes vom Metzger meines Vertrauens.

Latte oder Grüner Tee?

Definitiv Latte. Grünen Tee mag ich gar nicht. Chai Latte dann wieder gern. Den hat uns mal eine Dame in Indien gemacht. Unglaublich gut; dafür lass‘ ich sogar den Latte stehen.

Cocktail oder Bier?

Cocktail! – und ohne Strohhalm, bitte.

Ausgehen oder Kochen?

Das Essen, das man Mann frisch kocht, mit Freunden bei uns zu Hause essen. Ich selbst koche nicht so oft.

Was machst du eigentlich? Beschreibe deinen Beruf in drei Sätzen.

climb-Lernferien machen armutsgefährdete Grundschulkinder stark, indem junge Erwachsene in den Ferien an ihrer Schule mit ihnen arbeiten. In Lernzeiten, bei Projekten und Ausflügen wachsen sie alle über sich hinaus und gehen danach selbstbewusst und eigenverantwortlich in die Schule und durchs Leben. Ich habe climb ab 2012 mitgegründet und widme mich heute der Finanzierung der Programme und unserem Wachstum in neue Städte neben Hamburg, Dortmund und Mainz, wo wir bereits arbeiten.

Karriere bedeutet für mich, das zu tun, was ich gut kann und jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

Erzähl bitte mehr von dir. Wie bist du dahin gekommen? Welche Entscheidungen hast du warum getroffen?

Zu climb bin ich mit und durch meine Mitgründerinnen Charlotte und Hannah gekommen. Wir waren von 2011 bis 2013 als Teach First Deutschland Fellows (Lehrerinnen auf Zeit) an Hamburger Grundschulen tätig und haben den Bedarf für ein schlaues, schönes Ferienprogramm bei den Kids gesehen – und dass angehende Lehrer*innen mehr Praxiserfahrung brauchen, hatten wir selbst erlebt.

So kam es zu den ersten Lernferien-Projekten in Hamburg und später zur Gründung der gemeinnützigen CLIMB GmbH. Zu Teach First Deutschland wiederum kam ich, weil ich mich schon lange mit Schule, Lernen und Gerechtigkeit auseinandergesetzt hatte. Ich war auch schon vorher als Lehrerin und Dozentin tätig, u.a. in den USA und Mexiko.

Wenn ich dort vom ungerechten System in Deutschland erzählte, schlug mir so viel Unglauben entgegen, dass ich irgendwann wusste: Ich muss noch mal zurück und über mehrere Jahre direkt an der Basis für mich selbst sehen, was hinter den Zahlen, den Statistiken steckt. Das konnte ich dann in Hamburg umsetzen und daraus entstand climb. 2012 zog dann auch mein Mann Jens in den Norden, wo wir nun mit unserer kleinen Familie leben.

Was bedeutet Karriere für dich?

Das zu tun, was ich gut kann und jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Morgens aufzustehen und zu wissen, wofür ich arbeite.

Vereinbarkeit: War oder ist das ein Thema für dich?

Auf jeden Fall. Meine Mitgründerin Hannah wurde 2015 gleichzeitig mit mir schwanger. Wir hatten schon ein Team aus mehreren Leuten, so dass wir die Pausen gut auffangen konnten. Spätestens ab da haben wir uns viele Gedanken gemacht.

Zum Beispiel machen wir seitdem Meetings zwischen 9 und 15 Uhr und gewährleisten achtsames Arbeiten bei uns in der Hamburger Zentrale und bei den Teams vor Ort. Denn Vereinbarkeit betrifft ja nicht nur Frauen und nicht nur Menschen mit Kindern, wenn auch diese oft mehr. Ein paar Gedanken von damals haben wir übrigens hier veröffentlicht: www.editionf.com/5-erstaunliche-Dinge-die-ich-ueber-mein-Start-Up-gelernt-habe-seit-ich-schwanger-bin

Noch ein paar Tipps für unsere Leserinnen:

  • Lieblingsblog: Ich mag den Blog von dem Berliner Aktivist und Ashoka-Fellow Raul Krauthausen: https://raul.de/blog/
  • Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du gern lesen möchtest: Homegoing von Yaa Gyasi
  • Mit welcher Person, lebend oder bereits gestorben, würdest du gern einmal Essen gehen? Mit meinem Opa Hans, der schon lange tot ist. Er wäre jetzt 95 und würde sich sicher super mit unserem Sohn Karl verstehen.

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