[Text: Ursula Dehler] Endlich ist es so weit: Sie kommen als neue Führungskraft in Ihr Team und stellen sich dort vor. Natürlich sind an diesem Tag alle Augen auf Sie gerichtet. Die Kollegen und Mitarbeiter beobachten das Geschehen genau.
Nicht nur wie Sie sich als die Neue so machen, sondern auch wie das Unternehmen Sie empfängt und in Ihrer Rolle begrüßt. Um so wichtiger, dass dieser besondere Moment klar kommuniziert, gewürdigt und feierlich gestaltet wird.
Die Realität sieht zumeist anders aus: Erst kürzlich berichtete eine Klientin, dass sie als Mitarbeiterin zur Teamchefin befördert wurde. Ihre Kollegen erfuhren dies lediglich durch ihre veränderte Email-Signatur. In einem anderen Fall verließ ein langjähriger Bereichsverantwortlicher das Unternehmen, die Begrüßung seiner Nachfolgerin beschränkte sich auf einen Blumenstrauß.
In meinen Coachings erlebe ich immer wieder, dass vor allem weibliche Führungskräfte dazu neigen, dies stillschweigend in Kauf zu nehmen. Es geht hier jedoch um mehr als um schlechten Stil. In beiden Fällen wurde ein entscheidender Moment verpasst, was meist weitreichende Folgen für die künftige Zusammenarbeit hat: Unklare Verantwortlichkeiten, mangelnde Akzeptanz durch Mitarbeiter, Rollenkonflikte und Schwierigkeiten bei der Delegation lassen sich nicht selten auf einen misslungenen Start in die neue Führungsposition zurückführen.
Inthronisierung erleichtert den Übergang
Der Wechsel innerhalb einer Führungsposition bringt Verunsicherung für alle Beteiligten mit sich. Diesen Moment bewusst und klar zu gestalten, ist eine wichtige Übergangshilfe für alle Beteiligten. Sinnvoll wäre, dafür ein Ritual in Form eines Festakts zu gestalten, bei dem symbolisch die Verantwortung an die neue Führungskraft übergeben wird. In der Fachliteratur wird dieses Ritual auch als Inthronisierungbezeichnet.
Eine gelungene Inthronisierung berücksichtigt Ihre spezifische Einstiegssituation als neue Führungskraft: Kommen Sie als Aufsteigerin aus dem Unternehmen oder sind Sie Seiteneinsteigerin? Unter welchen Umständen ist Ihr Vorgänger ausgeschieden? Wie reagiert das Team auf den Personalwechsel? Welche Rolle oder Aufgabe sollen Sie als neue Führungskraft übernehmen?
Zepterübergabe durch die übergeordnete Instanz
Idealerweise findet die Inthronisierung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt statt, am besten in der ersten Woche nach Ihrem Amtsantritt. Beachten Sie dabei, dass Ihr Team und die Kollegen möglichst vollzählig anwesend sind. Als Neue in der Organisation erkundigen Sie sich nach Möglichkeit vorher bei den künftigen Kollegen über die kulturellen Gepflogenheiten, um mögliche Fettnäpfchen zu verhindern und einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.
Die Einladung zu der Veranstaltung sollte unbedingt von der übergeordneten Instanz ausgesprochen werden. Diese übernimmt auch einleitend Ihre offizielle Begrüßung als neue Führungskraft und übergibt Ihnen symbolisch die Verantwortung – das Zepter – für die neue Position. Als neue Führungskraft sollten Sie diese Aufgabe Ihrerseits dann ausdrücklich annehmen – am besten in Form einer Antrittsrede.
Führungskräfte-Coaching für die ersten 100 Tage
Gerade wenn Sie noch wenig Führungserfahrung haben, ist eine gelungene Inthronisierung von zentraler Bedeutung, um von den künftigen Mitarbeitern in Ihrer Rolle akzeptiert zu werden. Ist ein entsprechender Festakt von der Unternehmensleitung nicht vorgesehen, lohnt es sich, diesen einzufordern.
Optimal ist es, wenn Sie in den ersten 100 Tagen mit einem Führungskräfte-Coaching begleitet werden. Die Vorbereitung der Antrittsrede, der Umgang mit Erwartungen und Leistungen, das Führen von Mitarbeitergesprächen – es gibt viel zu beachten. Auch stehen viele neue Führungskräfte gerade in der Anfangszeit unter Hochdruck, besonders wenn Sie auch familiär stark gefordert sind. Hier kann der Austausch im Coaching helfen, Ihre Führungsrolle bewusst zu übernehmen und dabei achtsam mit sich und den eigenen Ressourcen umzugehen.
Mehr Informationen unter www.dehlercoaching.de