Doris Albiez: „Was man nicht in einer Stunde besprechen kann, ist sowieso Quatsch.“

Die Branche wird ihr einfach nicht langweilig: Seit 30 Jahren arbeitet Doris Albiez in der IT. Als Deutschlandchefin beim amerikanischen Computerhersteller Dell hat sie sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen als Lösungsanbieter zu positionieren. Das passt: Albiez mag es, andere Menschen zum Problemlösen zusammenzubringen. Zum Beispiel im Frauen-Netzwerk DWEN. Im Interview verrät sie, wie sie selbst ihre Netzwerke pflegt, mit welcher Einstellung Managerinnen ein Team nach vorne bringen – und womit man in Besprechungen bei ihr punkten kann.

Frau Albiez, bei Dell engagieren Sie sich für das Frauen-Netzwerk DWEN. Was war der Auslöser, es zu starten?

Wir haben bei der Zusammenarbeit mit Firmen festgestellt, dass sehr wenige Frauen Firmen gründen. Wir finden, dass Unternehmerinnen weltweit besser gefördert werden müssen, damit sie mehr Mut haben, ein eigenes Business zu gründen, und wir denken, dass wir als großes Unternehmen da Unterstützung leisten können. Unter anderem, indem wir Frauen zusammenzubringen. Ich sage das ja inzwischen in nahezu jedem Interview: Frauen, baut euch mehr Netzwerke auf und vernetzt euch dabei nicht nur mit Frauen, sondern auf jeden Fall auch mit Männern.

Zu Ihren Veranstaltungen laden Sie auch ungewöhnliche Gäste ein. Was sagen Sie einer Start-up-Frau, die fragt: Wieso soll ich mir denn einen Vortrag eines Bestsellerautoren anhören, das ist doch eine vollkommen andere Branche?

Witzigerweise habe ich so etwas noch nie gehört. Das könnte eher von einem Mann kommen. Wir Frauen sind auch an Themen interessiert, die außerhalb unseres Business passieren, und wir können das ganz gut übertragen. Und obwohl wir diese Stärken haben, sind wir nicht so gut darin, Netzwerke zu schmieden und zu pflegen.

Woran liegt es denn, dass Frauen einerseits ganz offen und auch interessiert daran sind, Frauen aus anderen Bereichen kennenzulernen, das aber beruflich nicht unbedingt nutzen?

Ich denke, das hat mehrere Gründe. Erstens sind wir sehr zielorientiert, weil wir viele Dinge unter einen Hut bringen müssen, zum Beispiel Familie und Beruf. Da ist es eher ein Aufwand, ein Netzwerk zu pflegen, und wir fragen uns: Wieso soll ich jemanden anrufen und mit ihm plaudern, wenn ich grad mal nichts von ihm will? (lacht) Wir sind zu effektiv. Wir schauen zwar abends schon mal in unsere Social Networks, doch Netzwerke schmieden heißt wirklich miteinander in Kontakt treten. Und ich glaube zweitens, wir sind das nicht gewohnt. Schauen Sie sich an, wie Frauen und Männer in der Vergangenheit ausgebildet wurden: Die Universitäten, wo man normalerweise Freundschaften aufbaut, die man bis in den Beruf hinein pflegt, waren ja zum größten Teil Männerbünde. Ich glaube nicht, dass eine Mutter ihrer Tochter sagt: Jetzt schmiede deine Netzwerke in der Universität! Da müssen wir unsere Einstellung ändern.

Ist das ein speziell deutsches Problem?

Auf keinen Fall. Ich habe mit meinen amerikanischen Kolleginnen darüber gesprochen, auch mit Kolleginnen aus anderen europäischen Ländern: Das ist eine globale Geschichte. Ich pflege meine Netzwerke ganz bewusst. Ich kontaktiere Frauen und Männer regelmäßig, frage auch mal um Rat, und da kommen sehr viele gute Anstöße. Dabei gilt wie auch im Privatleben: Man mag es nicht, wenn man nach acht Jahren plötzlich wieder kontaktiert wird, nur weil jemand etwas von einem braucht. Das geht leichter, wenn man in Kontakt bleibt.

Manche Frauen stehen aber vor der Hürde: Ich kann doch da nicht einfach so anrufen, schon gar nicht während der Bürozeiten. Wie fangen Sie das Gespräch an, wenn Sie sich nur mal wieder melden möchten?

(lacht) Sehen Sie, das ist genau dieses Effektivitätsdenken, von dem ich eben sprach. Ich fange mit der Frage an: „Störe ich gerade?“ Und wenn ich dann höre: „Ach, nee, ich habe in zehn Minuten erst ein Meeting. Es ist schön, Ihre Stimme mal wieder zu hören“, dann weiß ich: Ich habe jetzt zehn Minuten Zeit. Vielleicht verabredet man sich auch einfach auf eine Tasse Kaffee für das nächste Mal, wo der Ansprechpartner mal wieder in der Stadt ist.

Sitzen Sie nicht ohnehin schon den Großteil Ihres Arbeitstags in Besprechungen?

Absolut! Mein Arbeitsalltag bedeutet: Sitzen in diversen Fliegern, in Autos und in Besprechungen.

Das ist ja auf die Dauer auch langweilig. Was ist Ihr Trick, dabei Ihre Aufmerksamkeit wachzuhalten?

Ich muss mir meine Aufmerksamkeit selber holen. Wenn es langweilig wird, komme ich mit einer Frage um die Ecke, die alle heftig diskutieren lässt. Manchmal wird es mir zu polemisch oder zu langatmig, da bringe ich die Leute zurück auf einen Nenner. Ich achte persönlich darauf, dass einfache Business-Meetings nie länger dauern als eine Stunde. Was man nicht in einer Stunde besprechen kann, ist sowieso Quatsch. Die einzigen Ausnahmen, die ich zulasse, sind Planungsmeetings, wo wir komplexere Themen diskutieren müssen. Aber ansonsten muss alles in einer halben oder einer Stunde erledigt sein.

Was erwarten Sie vom Personal in Besprechungen? Oder anders ausgedrückt: Wie könnte ich bei Ihnen positiv im Gedächtnis bleiben?

Wenn Sie gut vorbereitet sind, Ihren Humor nicht verlieren, und wenn Sie mit einem grundsätzlich positiven Ansatz in das Meeting kommen. Ich werde jetzt mal direkt: Was ich zutiefst verabscheue sind Menschen, die immer negativ drauf sind. Damit kann ich keine Probleme lösen und damit bringe ich als Manager auch kein Team nach vorne. Sondern: Wenn ich mit dem Team vor einer Herausforderung stehe, bei der ich erst mal „au weia“ denke, dann schleppe ich – bildlich gesprochen – ein Trampolin in den Raum, damit die Leute über die Hürde springen können. Mit der positiven Haltung „hey, wir schaffen das schon“ bleiben Sie mir im Gedächtnis. Solche Menschen brauchen wir. Wir als Land, wir als Firma und auch als Industrie.

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