Wer am Ende seines Studiums steht, steht irgendwann mitten im Bewerbungsprozess. Neben dem Lebenslauf ist dabei das Anschreiben das zentrale Dokument. Es zeigt schließlich Ihre Motivation und greift die wichtigsten Punkte aus Ihrem Lebenslauf auf.
Für wen ist dieser Text? Studierende und Absolventen, die kurz vor Ende Ihres Studiums stehen.
Anschreiben Berufseinsteiger – 5 Tipps in Kürze:
- Wechseln Sie die Perspektive: Schreiben Sie nur, was wirklich wichtig und relevant für den Leser ist.
- Sagen Sie, was Sie können und was Sie gemacht haben. Blümchen und Geschnörkel aka Floskeln brauchen Sie beim Anschreiben Berufseinsteiger nicht.
- Nennen Sie Zahlen, Daten, Fakten. Unternehmensnamen sind wichtig, ebenso wie die Dauer Ihrer Praktika, Studentenjobs etc.
- Bleiben Sie bei einer Seite.
- Sorgen Sie für ein stimmiges Bild: Lebenslauf und Anschreiben beziehen sich aufeinander, also verwenden Sie die gleiche Schrift, die gleiche Schriftgröße etc.
1. Wechseln Sie die Perspektive!
Stellen Sie sich vor, Sie wären der Leser oder die Leserin Ihres Anschreibens. Was sehen Sie? Einen Text, der Lust darauf macht, den Menschen und sein Know-how dahinter kennen zu lernen? Oder einen Text, dem man anmerkt, dass hier jemand nur Sorge hatte, ob sein Schreiben richtig ankommt?
Bitte nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, um jeden Preis aufzufallen.
Stellen Sie sich einfach folgende Fragen:
- Lässt sich sofort erkennen, was ich in Zukunft für das Unternehmen leisten kann und will?
- Versteht man schnell, was ich gelernt habe?
- Versteht man schnell, welche Praxiserfahrung ich vorweisen kann?
- Lässt sich schnell erkennen, wie gut ich auf meinem Fachgebiet bin?
- Beschreibe ich, warum ich bestimmte Entscheidungen getroffen habe?
Das sind die Fragen, die Ihr Gegenüber beantwortet haben muss, um eine gute Entscheidung zur Auswahl eines Bewerbers treffen zu können.
2. Floskeln braucht kein Mensch!
Viele Bewerber sind so unsicher in ihren Formulierungen, dass Sie in Floskeln flüchten – und dem Ziel-Unternehmen ausführlich beschreiben, wie es ist und welche Bewerber es sucht. Es gibt sogar Bewerbungsberater, die dazu raten, mit genau so einer Einleitung zu starten. Dabei ist das überhaupt nicht interessant für den Leser, sondern nur unnötiger Inhalt. Wenn Ihnen ein solcher Einstieg wichtig ist, lassen Sie in Ihrem Anschreiben, verkürzen Sie diesen Absatz allerdings auf zwei bis höchstens vier Zeilen.
3. Namen, Zahlen, Daten, Fakten.
Gerade in einem Fließtext hilft es sehr beim Einordnen, wenn Sie Unternehmensnamen nennen sowie die dazu gehörigen Daten. In etwa:
Während meines sechsmonatigen Praktikums bei der XY GmbH habe ich den Einfluss neuer Bremsbeläge auf den Energieverbrauch getestet. Dabei konnte ich nachweisen, dass das Unternehmen bei der Verwendung neuer Beläge zehn Prozent Kosten einsparen würde. Mein Vorschlag wurde mit großen Erfolg umgesetzt. Bis heute konnten die Kosten um X.000 Euro gesenkt werden.“
Manchmal machen sich Bewerber – vor allem Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen – Gedanken darüber, ob sich solche Aussagen nicht „angeberisch“ anhören würden. Dazu lässt sich nur sagen: Wenn es stimmt und gut begründet wird, sollten Sie sich darüber keine Gedanken machen.
Wichtig ist allerdings, dass Sie sich – gerade bei Ihren längeren Praktika und Werkstudentenjobs – qualifizierte Arbeitszeugnisse ausstellen lassen. Vergessen Sie also nicht, nach einem solchen Zeugnis zu fragen! Später wird es immer schwieriger, sich ein Zeugnis ausstellen zu lassen.
4. Eine Seite reicht.
Das sollte eigentlich der einfachste Tipp sein. Als Berufseinsteiger sollten Sie versuchen, Ihr Anschreiben nicht länger als eine Seite werden zu lassen. Als Hochschulabsolvent haben Sie ja schließlich gelernt, auch längeren Stoff kurz zusammen zu fassen. Da sollten Sie auch Ihre Erfahrungen und Qualifikationen auf eine Seite herunterbrechen können.
Damit Ihnen das leichter fällt, überlegen Sie einfach: Was ist wirklich wichtig? Was muss mein Gegenüber wirklich wissen? Was benötigt er an Inhalten, um sich für Sie zu entscheiden. Wenn Sie es schaffen, sich auf das wirklich wichtige zu konzentrieren, kann das auch Ihrem Gegenüber helfen.
Praxistipp: Schreiben Sie Ihr Anschreiben erst einmal ins „Unreine“. Schreiben Sie so viel, wie Sie möchten und alles, was Ihnen spontan wichtig erscheint. Dann legen Sie Ihr Anschreiben zur Seite. Am nächsten Tag oder auch nach ein paar Tagen nehmen Sie sich das Schreiben wieder vor. Wenn Sie es nun mit frischem Blick lesen, erkennen Sie viel leichter, was Sie eigentlich weglassen können. Das können Sie so oft wiederholen, bis Ihnen Ihr Text perfekt erscheint. Der Tipp lässt sich auch auf andere Texte anwenden, weil er die Scheu vor dem Anfangen nimmt und uns vor unserem Perfektionismus-Drang bewahrt.
5. Ein stimmiger Gesamteindruck
Wenn Sie Ihr Anschreiben bereits geschrieben haben und es nun in eine ansprechende Form bringen möchten, achten Sie vor allem darauf, dass Lebenslauf und Anschreiben aufeinander abgestimmt wirken.
Es geht nicht darum, dass Sie einen Design-Wettbewerb gewinnen müssen, aber ein gewissen Maß an Sorgfalt sollte zu erkennen sein. Auch hier gilt es wieder, den Fokus auf ihren Leser oder ihre Leserin zu richten.
Extra-Super-Bonus-Tipp fürs E-Mail-Anschreiben:
Wenn Sie sich per E-Mail bewerben, sollten Sie Ihr Anschreiben einmal als PDF erstellen und als Anhang verschicken. Zusätzlich dazu sollten Sie Ihr Anschreiben noch einmal auf sechs bis acht Zeilen „eindampfen“ und dieses ins E-Mail-Fenster einfügen. Mit diesen wenigen Zeilen sollte die Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers geweckt werden.
Der Aufbau
Der Aufbau erinnert an einen Geschäftsbrief mit der Absenderadresse oben, der Empfängeradresse darunter, sowie Ort und Datum. Wichtig ist auch der Betreff: Dieser sollte so konkret wie möglich sein. Wenn es eine Referenznummer aus einer konkreten Stellenanzeige gibt, geben Sie unbedingt diese an.
Bei der Anrede können Sie den Ansprechpartner nennen, wenn dieser auch in der Stellenanzeige zu finden ist.
Bitte rufen Sie nicht im Unternehmen an und fragen nach einem Ansprechpartner! Das ist ein Bewerbungsmythos, der viele Personalabteilungen nervt;-) Ihre Bewerbung geht durch so viele Hände, da spielt es keine Rolle, welche Name in der Anrede steht.
Der Einstieg
Der Einstieg scheint oft am schwersten, dabei können Sie eigentlich sehr konkret beginnen:
…, momentan schreibe ich meine Bachelorarbeit zum Thema „…..“. Dabei untersuche ich…. Zu diesem Thema bin ich durch mein Praktikum bei Unternehmen GmbH gekommen.“
Der Mittelteil
Danach können Sie ruhig chronologisch vorgehen und beschreiben, wie Sie auf Ihr Studienfach gekommen sind, welche Praxiserfahrungen Sie bereits sammeln konnten etc.
Der Schluss
Zum Schluss sollten Sie unbedingt etwas dazu schreiben, ab wann Sie starten können. Und was Sie sich als Gehalt vorstellen. Bei der Einschätzung Ihres Gehalts helfen unsere Artikel zu den Einstiegsgehältern für Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker weiter.
Buchtipps & Links:
- Püttjer/Schnierda: Das große Bewerbungshandbuch. Campus 2014
- 7 Tipps fürs Anschreiben als Absolvent
- Der Lebenslauf als Absolvent – Muster und Vorlagen
- Vorstellungsgespräch: 5 Tipps für die optimale Vorbereitung
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