Anne Schwedt träumte schon als Kind den Traum vom großen Geld und von einer Karriere an der Börse in New York. Heute hat sie sich den Traum erfüllt. Anders als ursprünglich angenommen, stolziert sie aber nicht mit High Heels und einem Aktenkoffer voll Geld übers Börsenparkett, sondern lässt ihr Geld für sich arbeiten, während sie all das tut, worauf sie Lust hat. Sie zählt zu Deutschlands Top-Expertinnen in Sachen Finanzen und lebt echte finanzielle Freiheit. Sie schreibt unter anderem fürs Handelsblatt, die NZZ und Zeit Online. Die meisten kennen sie aber sicher aus ihrem „Investment Briefing Podcast“ bei The Pioneer. Außerdem ist sie mit ihrem Trading-Programm Mentorin für alle, die sich selbst finanzielle Freiheit schaffen möchten. Ich habe mit dieser Finanz-Ikonista darüber gesprochen, wie jede von uns das auch alles erreichen kann.
Mona: Dass wir fürs Alter selbst vorsorgen müssen, ist inzwischen vielen klar. Auch ETF-Sparpläne kennen die meisten. Du schlägst für das Erreichen finanzieller Freiheit den Optionshandel vor. Erklär doch mal kurz, was das ist und warum sich im Grunde jede:r mit dem Thema beschäftigen sollte.
Anne: Ich sage den Leuten immer, sie sollen sich das wie einen Mietvertrag vorstellen. Du kaufst eine Immobilie und willst, dass die im Wert steigt. Aber du würdest sie ja nicht leer stehen lassen. Genau so empfehle ich es mit Aktien zu machen. Warum also eine Aktie, die wir gekauft haben, nicht auch vermieten?
Ein Optionsvertrag funktioniert im Prinzip genauso wie ein Mietvertrag. Es gibt Rechte und Pflichten. Wenn du auf der richtigen Seite stehst, als Vermieter:in in unserem Fall, hast du die Möglichkeit, ein monatliches passives Einkommen zu generieren, und kannst dich damit in Richtung finanzielle Freiheit bewegen. In Aktien und in ETFs zu investieren ist schön und gut. Da hast du eine Wertsteigerung. Aber wenn du sagst, ich will ein passives Einkommen, jeden Monat ein Zusatzeinkommen generieren, das ich dann bestenfalls noch reinvestiere, um irgendwann auch vom Zinseszins-Effekt zu profitieren, sind Optionen das perfekte Werkzeug.
Mona: Warum glauben so viele, dass Optionen ein hohes Risiko bergen?
Anne: Ich weiß, dass viele, wenn sie von Optionen hören, denken: Oh, das ist dieses Zockerinstrument, bei dem ich mein ganzes Geld verlieren kann. Ja, auch das sind Optionen. Optionshandel heißt aber nicht gleich „zocken“. Mit diesem Vorurteil möchte ich gern aufräumen. Außerdem bringen viele Optionen und Optionsscheine durcheinander. Ich erkläre kurz den Unterschied:
Einen Optionsschein kannst du dir vorstellen wie einen Wettschein. Ganz grob gesagt ist es wie in einem Casino. Du kannst sehr viel gewinnen, aber auch hoch verlieren. Es sind schon auch mal 100 Prozent und mehr Rendite am Tag möglich, aber natürlich kannst du auch 100 Prozent verlieren. Optionsscheine werden von Institutionen ausgegeben. Da kannst du als Kleinanleger:in nur als Käufer:in auftreten und bist die Person, die am meisten verlieren kann mit dem höchsten Risiko. Bei Optionen kannst du sowohl Käufer:in als auch Verkäufer:in sein. Wenn du als Optionskäufer:in agierst, kann das auch Zocker:in sein. Denn du wettest auf Kursbewegungen. Als Optionsverkäufer:in nimmst du die Funktion der Bank ein. Du kannst also nicht nur als Mieter:in, sondern auch als Vermieter:in agieren. Darin liegt das Riesenpotential, um ein passives Einkommen zu generieren.
FINANZIELLE FREIHEIT MIT OPTIONEN
Sie dir die Aufnahme unserer ikonist:a Websession mit Finanz-Expertin Anne Schwedt an. Sie erklärt dir in einer guten Stunde, wie du Aktien auswählst, sie vermietest und mit wenig Aufwand zur Arbeit schickst. Du erfährst den Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen, warum Optionshandel nichts mit zocken zu tun hat und wie du dir Stück für Stück über die Börse ein passives Einkommen aufbaust. Jetzt Aufnahme sichern!
Mona: Ist das wirklich für jede:n möglich und kann ich das mit jeder Aktie machen?
Anne: In der Theorie ja. In der Praxis gibt es Aktien, die diese Möglichkeit nicht anbieten. Wie bei allem an der Börse geht es dabei um Angebot und Nachfrage. Die meisten Aktien in den USA bieten aber auch Optionen an.
Mona: Das heißt, ich muss das in den USA tun? Geht das in Deutschland nicht?
Anne: In Deutschland ist die Möglichkeit des Optionshandels noch sehr eingeschränkt, weil die Nachfrage noch sehr gering ist. Ein paar Broker bieten zwar auch in Deutschland den Optionshandel an. Du brauchst aber eben beide Seiten, Käufer:in und Verkäufer:in. Und die meisten in Deutschland trauen sich das anscheinend noch nicht. In den USA ist der Markt dafür da, das Volumen ist vorhanden. Deshalb empfehle ich, in den USA, an amerikanischen Börsen, zu handeln – mit amerikanischen Aktien.
Mona: Wenn wir von Volumen sprechen: Wie viele Aktien brauche ich denn, um als Optionsverkäufer:in auftreten zu können?
Anne: Das ist tatsächlich technisch vorgegeben. Eine Option, also ein „Mietvertrag“, gilt immer für 100 Aktien. Um diese Strategie als „Vermieter“ zu fahren, musst du die „Immobilie“ zunächst erwerben. Das bedeutet, du brauchst 100 Aktien von einem Unternehmen. Du kannst auch 200 oder 300 haben. Aber mit einer Aktie geht es nicht. Der Preis ist also vorgegeben. Wenn du eine Apple-Option verkaufen willst und die Aktie bei rund 200 USD steht, brauchst du ein Kapital von 20.000 USD, um zunächst 100 Apple-Aktien zu erwerben. Apple ist also nicht unbedingt eine Anfängeraktie, weil der Kapitalaufwand dafür sehr hoch ist. Aber es gibt auch gute Aktien, die unter 20 USD, teilweise sogar unter 10 USD, kosten. Da kann man auch mit geringeren Summen anfangen.
Mona: Du hast von Angebot und Nachfrage gesprochen. Es kann also auch sein, dass man auf den Aktien sitzen bleibt, sie also nicht vermietet bekommt, wenn man sie nicht sorgfältig auswählt?
Anne: Absolut. Deshalb ist es so wichtig, dass du am Anfang eine gute Fundamentalanalyse durchführst. Das heißt, du schaust dir im Detail an, was hinter dem Unternehmen steckt. Du schaust dir die Unternehmenszahlen an und entscheidest daraufhin, ob diese Aktie für dich interessant ist.
Mona: Wie gehst du da im Detail vor?
Anne: Ich habe dafür festgelegte Kriterien. Wenn die Aktie diesen Test besteht, kommt sie bei mir auf die Watchlist. Alle Aktien, die sich auf der Watchlist befinden, unterziehe ich dann noch einmal einer technischen Analyse. Dabei schaue ich mir die Charts, die Aktienbewegung an, und entscheide daraufhin, ob es ein guter Zeitpunkt für einen Einstieg ist oder nicht. Nehmen wir noch einmal Apple als Beispiel. Ohne Zweifel eine Aktie, die fundamental stark ist. Trotzdem heißt das nicht unbedingt, dass jetzt gerade ein guter Zeitpunkt ist, um einzusteigen. Ich steige erst ein, wenn eine Aktie beide Tests bestanden hat. Natürlich hat niemand eine Glaskugel und weiß, wohin sich der Markt bewegt. Die Börse ist immer ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Mit diesem Vorgehen kannst du die Wahrscheinlichkeit, dass es so läuft, wie du es dir vorstellst, aber stark in deine Richtung ziehen und dadurch dein Risiko minimieren.
Mona: Welche weiteren Möglichkeiten der Risikominimierung habe ich?
Anne: Indem du dir ein ausgewogenes Portfolio zusammenstellst. Meine Regel ist immer: Ich will Aktien aus mindestens fünf Sektoren besitzen. Damit bin ich diversifiziert aufgestellt. Es bringt nichts, wenn du nur Tech-Aktien hast, und dann crasht dieser Markt aus irgendeinem Grund. Oder du setzt nur auf den Energiesektor und die Preise gehen zurück. Es gibt immer Branchen, die zu den Gewinnern gehören, aber eben auch Verlierer. An der Börse geht ja kein Geld verloren, es wechselt nur die Hände.
Deshalb ist die Diversifizierung so wichtig, um dein Risiko zu minimieren. Klar hast du trotzdem immer ein Risiko. Aber das Geld nur auf dem Konto liegen zu lassen, ist meiner Meinung nach das größte Risiko. Da verlierst du zu 100 Prozent jedes Jahr Geld durch die Inflation und gegebenenfalls noch Gebühren. Wenn Menschen sagen, dass das Spekulieren an der Börse so ein großes Risiko birgt, frage ich mich immer, was die Alternative ist? Die Matratze und das Konto können es nicht sein. Deshalb empfehle ich jedem, in die eigene finanzielle Bildung zu investieren, um das Risiko, Geld an der Börse zu verlieren, zu minimieren.
Mona: Investieren in die eigene finanzielle Bildung, das ist ein guter Punkt. Wir lernen das ja leider nicht in der Schule.
Anne: Leider nein. Deshalb musst du deine finanzielle Bildung selbst in die Hand nehmen. Auch im Hinblick darauf, dass wir von der Rente, die wir bekommen, später nicht leben können. Wenn wir überhaupt noch eine bekommen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns darum kümmern und das Handeln an der Börse von der Pike auf lernen: Wie eröffne ich einen Trading Account, wie finde ich eine gute Aktie, wann ist ein guter Einstiegspunkt und vieles mehr – all das musst du wissen, bevor du loslegst. Aber auch das richtige Mindset ist essenziell, um an der Börse zu investieren. Nur wenn du weißt, was du tust, verlierst du die Angst davor und kannst dein Risiko minimieren.
Mona: Und das gibt uns dann ein gehöriges Maß an Freiheit?
Anne: Auf jeden Fall. Ich lebe für dieses Gefühl der Freiheit. Ich muss ja nicht einmal an der Börse sein, um dort zu handeln. Ich mache alles online. Ich arbeite online, ich trade online, ich kann theoretisch Analysten online anrufen. Ich kann immer meine Sachen packen und sagen: Ich ziehe jetzt nach Bali oder nach Thailand. Für diese örtliche Freiheit bin ich sehr dankbar.