Schon lange vor Fridays for Future habe ich versucht, mich in meinem Alltag und im Beruf nachhaltig zu verhalten. Ich bin halt ein Kind der 80iger und als solches wuchs ich mit Tschernobyl und dem Bericht des „Club of Rome“ auf. Ehrlich gesagt, war manches in meiner Kinder- und Jugendzeit weniger ressourcen-intensiv als wir es heute leben.
So gab es kaum Plastikflaschen, wir sind als Familie nie geflogen und unsere Autos wogen wahrscheinlich nur die Hälfte von unserer heutigen Familienkutsche. Papier wurde immer noch als Schmierpapier weiter verwendet und meine Hefte und Blöcke waren aus grauem Umweltschutzpapier. Genützt hat es lange Jahre nichts: Deutschland wurde von einem relativ wenig Müll produzierendem Land zum Vize-Europameister in Sachen Plastik. Unsere Autos wurden immer größer und schwerer und Fliegen quasi selbstverständlich. (Für mich nicht, irgendwie nicht, aber die ein oder andere Reise kam schon dazu.)
Greta Thunberg und Fridays for Future hat mir wieder Mut gemacht, dass sich doch etwas ändern lässt. Bei uns allen und vor allem als Bewegung, die die Politik verändert. Als Unternehmerin finde ich die „Entrepreneurs for Future“ toll, aber auch in meinem Berufsalltag kann ich eine ganze Menge bewirken. Hier meine 7 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Büro:
1. Mit Ecosia „googlen“:
Statt Google kannst du Ecosia als deine Standardsuchmaschine einstellen. Das geht ganz leicht in den Einstellungen deines Rechners. Ecosia baut auf der Suchmaschine „Bing“ von Microsoft auf – kann also was, wenn auch leider nicht alles so gut wie Google. Das Tolle aber ist: Mit dem eingenommenen Geld werden Aufforstungsprojekte auf der ganzen Welt finanziert. Wer mehr über das Unternehmen und seinen Gründer Christian Kroll erfahren möchte, hört sich am besten mal die Folge „Warum möchtest du kein Millionär sein?“ bei Hotel Matze an.
2. Mit der Bahn fahren:
Ich weiß, die Bahn macht es uns ganz schön schwer, sie zu lieben. Unpünktlich, immer ist mein Wagen am anderen Ende des Gleises, Verspätungen, Ausfälle – younameit! Eigentlich ist es aber doch so, dass der Bahn Jahrzehnte lang das Geld für den Erhalt der Infrastruktur gestrichen wurde und jetzt alles gut werden soll. Und seien wir doch mal ehrlich: Von Köln nach Egalwohin ist mit dem Auto auch immer ein Kreuz. Meiner Meinung nach geht Fliegen praktisch gar nicht. Und wenn doch, dann gleiche wenigstens den CO2-Verbrauch bei Atmosfair aus.
3. Fahrten vermeiden:
Das meine ich ernst – und es fällt mir selbst schwer. Denn oftmals brauchen wir Menschen das Gegenüber: eine Zoom-Konferenz kann nicht die persönliche Begegnung ersetzen. Und doch: Wenn wir uns öfters fragen würden, ob es auch anders gehen könnte, würde auf einmal mehr möglich werden als gedacht.
4. Papierverbrauch reduzieren, Umweltpapier verwenden:
Bei der „Sendung mit der Maus“ wurde mal erklärt, dass die Herstellung eines Blatts Papier 10 Liter Wasser verbraucht. Das hat mich beeindruckt. Bei Umweltpapier ist es weniger, aber immer noch relativ viel. Also versuche ich, den Papierverbrauch zu senken. Trotzdem drucke ich immer noch ziemlich viel aus, allein für die Kommunikation mit meiner Steuerberaterin. Wie macht ihr das, welche Lösungen habt ihr?
5. Teenetze, Kaffeequetschen, Espressokocher:
Eine Kantine habe ich hier in meinem Büro nicht. Stattdessen kann ich alles selbst in die Hand nehmen. Früher habe ich immer Teebeutel verwendet. Aber da ich eigentlich den Tee daraus sowieso nicht besonders gerne mag, habe ich irgendwann angefangen, Baumwollteenetze zu verwenden. Mittlerweile klappt es gut, den Tee hole ich sogar aus dem Unverpacktladen „Tante Olga„ hier in Köln-Nippes.
6. Mittagessen selbst mitbringen:
Wenn ich mich zum #neverlunchalone treffe, fällt in der Regel auch keine Verpackung an. Aber auch wenn ich mich in Ruhe im Büro niederlasse, bringe ich mir mein Mittagessen selbst mit. Das ist in der Regel ein Linsensalat oder eine Suppe in meiner eigenen Verpackung. Liefern lassen lasse ich eigentlich nie – das ist in meiner DNA nicht vorgesehen.
7. Jede Anschaffung überdenken, Müll vermeiden:
Eigentlich ist unser Wirtschaftssystem nicht darauf ausgelegt – alles können wir leasen und uns damit auf dem neuesten Stand halten. Steuerlich werden wir belohnt, wenn wir investieren. Dabei geht es wirklich darum, sich bei jeder Anschaffung die Frage zu stellen: Brauche ich das wirklich? Werde ich Freude daran haben? Leider ist das Gerät, das ich am meisten benutze – mein Rechner – auch eines der Güter, die einfach nicht fair und nachhaltig zu bekommen sind. Als ich vor der Überlegung stand, mir einen neuen zu kaufen, fand ich heraus, dass viele problematische Inhaltsstoffe in einem Rechner stecken. Dazu kommen Produktionsbedingungen, die nicht fair sind. Auf der anderen Seite muss/möchte ich ja arbeiten und mein Gerät sollte auch funktionieren. Immerhin kann jede von uns darauf achten, Geräte möglichst lange zu benutzen und jeden Hype mitzumachen.
Und wenn dann ein Gerät ausgemustert wird – so wie neulich mein alter HP-Drucker mit 14 (!) Jahren – verschenke ich es über Ebay oder Facebook, so dass vielleicht noch jemand anderes etwas damit machen kann.
Extra-Tipp – am 12.6.2020 nach Berlin ins Olympiastadion fahren oder sich irgendwie virtuell beteiligen:
Zu diesem Projekt wird viel Kritik geäußert. Dabei geht es von der Kritik an den Preisen für den Eintritt ins Olympiastadion von 29,95 Euro bis zu den Fahrten von irgendwo nach Berlin hin zu „Das ist moderner Ablasshandel!“ etc. – einiges davon finde ich durchaus bedenkenswert. Ich frage mich aber, ob es nicht an ganz vielen Stellen immer wieder Piekser und Demonstrationen und auch Medienrummel braucht, damit sich im Großen etwas ändert. Wie denkst du darüber?
Ich bin neugierig: Was machst du, um in deinem Berufsalltag nachhaltiger zu leben? Welche Ideen magst du noch beisteuern?