Musical-Star Thomas Borchert @Jan Frankl
Thomas Borchert ist seit vielen Jahren DER Star am deutschen und österreichischen Musical-Himmel. Besonders als Graf von Krolock in Polanskis „Tanz der Vampire“ lieben ihn seine Fans. Aber auch als „Graf von Monte Christo“, „Leopold Mozart“ und in vielen weiteren Rollen ist er auf zahlreichen Musicalbühnen zu sehen. Nur wenige wissen, dass er bereits jahrelang mit eigenen Programmen wie „Der Vampir am Klavier“ oder „Novecento“ unterwegs ist. Ab 2024 wird er in seiner neuen Show „Let The Sky Fall“ sogar zum James Bond. Zurzeit tourt er mit „Beflügelte Weihnachten“ durch Deutschland. ikonist:a traf den eingefleischten Veganer zur Mittagspause am Mittwoch.
→ STARTER
Hi Thomas, was isst du heute zu Mittag?
Mein Früh(Spät-)stück: XL-Porridge mit viel Obst, Datteln und Nüssen.
Vegetarisch oder Fleisch?
Vegetarisch
Latte oder Grüner Tee?
Grüner Tee
Cocktail oder Bier?
Bier
Ausgehen oder Kochen?
selber kochen
→ HAUPTGANG
Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?
Ich bin Sänger, Schauspieler und Musiker und „hauptberuflich“ Musicaldarsteller. Ich liebe das Live-Erlebnis, Konzerte zu geben, zu improvisieren und mit dem Publikum zu interagieren. Außerdem schreibe ich meine eigenen Songs seit ich 12 Jahre alt bin, produziere meine eigenen Alben und habe gerade die Musik für das Musical „SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose“ geschrieben, das dieses Jahr in Fürth uraufgeführt wurde.
Und wie bist du dort hingekommen?
Ich glaube, dass mir der Musiker und das Bühnen-Tier in die Wiege gelegt wurde und ich bin sehr dankbar für dieses Geschenk. Gefühlt habe ich deshalb schon immer das angestrebt und gemacht, was mir vielleicht vorbestimmt war und was ich liebe – kreativ zu sein und Menschen mit meiner Kunst zu berühren. Da gibt es so viele Facetten und ich entdecke immer wieder neue, wie zum Beispiel ein eigenes Musical zu schreiben.
Ich vertraue in meinen Lebensentscheidungen eigentlich immer meinem Bauchgefühl.
Thomas Borchert
Da kann man gelegentlich auch mal ordentlich stolpern oder gar hinfallen, aber wenn man offen und abenteuerlustig bleibt, hält das Leben immer wieder tolle und spannende Überraschungen für einen bereit. Darauf vertraue ich.
Dort, wo du jetzt bist: Wie wichtig ist dir eine Karriere?
Wenn ich sie als Weg betrachte, dann war und ist sie sehr wichtig, denn sie definiert mich zu einem großen Teil als Künstler und hat mich geprägt. Ich sehe sie aber nicht als Monument, als etwas, was ich erreicht habe und worauf ich mich ausruhe, sondern als einen Weg, der in Bewegung bleibt und der sich auf das Jetzt fokussiert. Mein Motto: The only thing constant is change. Umarme die Veränderung.
Ist Vereinbarkeit für dich ein Thema und wenn ja, was sind die größten Herausforderungen?
Manchmal habe ich Schwierigkeiten, mein steigendes Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung mit dem oft sehr fordernden und zeitintensiven (vor allem durch das viele Reisen) Herausforderungen des selbstständigen „Künstlerseins“ zu vereinbaren. Da laufe ich manchmal Gefahr, mich zu sehr zu erschöpfen und habe mir deshalb vorgenommen, mir immer wieder ganz bewusst Atempausen, kleine Entspannungs-Inseln in meinen Alltag einzubauen. Denn Urlaub im herkömmlichen Sinne ist in meiner Welt nicht wirklich planbar.
Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über dein Business gewusst?
Dass das Musical-Business genauso hart ist, wie andere. Letzten Endes geht es den Macher:innen zumeist auch nur um Profitmaximierung. Da bist du nur ein Rädchen im Triebwerk, das funktionieren muss – egal um welchen Preis. Und genau da muss man aufpassen, dass der Preis, den man dafür selbst zahlt, nicht zu hoch wird.
Früher habe ich Jahresverträge über sieben bis acht Vorstellungen pro Woche unterschrieben. Das funktioniert eine Weile, wenn du jung bist. Aber auf Dauer macht dich das fix und alle. Ich glaube aber, dass ich das zum richtigen Zeitpunkt erkannt habe und in den letzten zehn Jahren den richtigen Mix für mich gefunden habe. Als Künstler:in sollte man beruflich nicht zu sehr gebunden sein. Das tötet auf Dauer die Kreativität ab.
Welche Meilensteine stehen noch auf deiner beruflichen Löffelliste?
Ich wollte schon immer einen James Bond-Abend gestalten. Die Pandemie hat mir leider lange Zeit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt geht es aber los. Für „Let The Sky Fall“ stehe ich mit meiner Frau Navina Heyne 2024 endlich auf der Bühne. Am 22.3.24 gibt es eine Vorpremiere, auf der wir das Programm mit Publikum in Neumünster „testen“ . Wir können es kaum erwarten, dass es nun endlich los geht. Die Premiere findet dann im Oktober 2024 in Hamburg statt.
→ DESSERT
Und jetzt bitte noch ein paar Tipps für unsere Leser:innen:
- Dein Lieblingspodcast? Meine Frau Navina hat zwei tolle YouTube-Formate, die sie selbst schreibt, moderiert und produziert: „Navina Offstage“ und „Navinas Nagelstudio“. Sehr unterhaltsam und lustig!
- Ein Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du gern lesen möchtest: Jane Goodall – „Das Buch der Hoffnung“. Ein wunderbares Buch und vielleicht auch eins der Wichtigsten in unserer Zeit.
- Mit welcher Person, lebend oder bereits gestorben, würdest du gern einmal Essen gehen? Mit meinem Vater, der viel zu früh gestorben ist und dem ich noch so viel sagen und so viele Fragen stellen möchte.
Vielen Dank, lieber Thomas!🙏🏻
In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.