
Sira Huwiler-Flamm ist Gesellschafts-Journalistin, Buchautorin – und eine leidenschaftliche Köchin und Esserin. Für ihr gerade erschienenes Sachbuch »Hinter dem Tellerrand« hat sie mit Spitzenköch:innen, Wissenschaftler:innen und Food-Aktivist:innen gesprochen. Ihr Thema: Essen als kulturelles Bindeglied, politisches Werkzeug und sinnliche Erfahrung. In dieser »Mittagspause am Mittwoch« erzählt sie, warum ohne Feuer kein Mensch geworden wäre, wie Neugier das Leben spannend macht – und warum sie den nächsten Karriereschritt gar nicht gehen will.
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Hallo Sira, was isst du heute zu Mittag?
Das gerade total angesagte Sommer-Sandwich aus Wassermelone und Feta. Dazu gibt es belegte Reiswaffeln. Kalt und frisch, perfekt für heiße Sommertage.
Wo und mit wem isst du meistens zu Mittag?
Da meist beide im Homeoffce: Mit meinem Mann.
Vegetarisch, vegan oder Fleisch?
Mal so. Mal so.
Latte oder Grüner Tee?
Latte.
Espresso Martini oder Virgin Sunrise?
Espresso Martini.
Ausgehen oder selber kochen?
Selber kochen.
Das Leben ist spannend und Herausforderungen gehören dazu.
Sira Huwiler-Flamm
→ HAUPTGANG
Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?
Ich bin Gesellschafts-Journalistin und habe im Juni bei Westend mein erstes Sachbuch veröffentlicht: »Hinter dem Tellerrand – Warum uns erst Essen zu Menschen macht«. Hätten wir das Feuer nicht zu beherrschen gelernt, hätten wir uns nie zum Homo Sapiens weiterentwickelt. Und auch heute noch ist Essen mit das Wichtigste, was wir haben: Für Körper, Geist und Seele! Ich habe mit ganz vielen Menschen gesprochen, für die Essen etwas ganz Besonderes ist – darunter eine Hospiz-Köchin, Food-Historiker, Wissenschaftler – und über 20 Spitzenköchinnen und -köchen.
Ich möchte nah dran an den Menschen sein, Fragen stellen, Fotos machen und konstruktiven Journalismus machen, der Menschen mutiger, selbstbewusster und hoffnungsvoller stimmt.
Sira Huwiler-Flamm
Und wie bist du dorthin gekommen? Gab es wichtige Scheidewege, verbindende Werte oder Entscheidungen?
Journalismus bedeutet jeden Tag neue Herausforderungen und Menschen kennenlernen – und dafür bezahlt zu werden, neugierige Fragen zu stellen. Der schönste Job der Welt! Nach dem Abitur wusste ich: Das ist es! Und das wird es immer sein!
Nimm uns doch einmal mit: Wie sieht ein normaler Arbeitstag für dich aus?
Morgens schreibe ich in der Regel Texte, dann bereite ich die nächsten Interviews vor, sende Themenvorschläge an Redaktionen – und nachmittags bin ich auf Reportage: Ich backe mit veganen Bäckerinnen Aprikosenkuchen ganz ohne Butter, Eier und Milch. Ich treffe Menschen, die Schicksalsschläge überwunden haben und ihre Mutmach-Botschaften in die Welt hinaus schreien möchten. Ich übernachte bei -7 Grad in den Schweizer Alpen im Glas-Iglu unter dem Sternenhimmel.
Dort, wo du jetzt bist: Wie wichtig ist dir eine Karriere?
Das Buch zu schreiben, war ein Riesenmeilenstein, auf den ich richtig stolz bin. Der nächste Karriereschritt im Journalismus wäre eine Ressortleiterinnen- oder Chefredakteurinnen-Stelle. Das möchte ich aber gar nicht sein. Ich möchte weiter nah dran an den Menschen sein, Fragen stellen, Fotos machen und konstruktiven Journalismus machen, der Menschen mutiger, selbstbewusster und hoffnungsvoller stimmt.
Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über dein Business gewusst?
Nichts. Das Leben ist spannend und Herausforderungen gehören dazu.
Und was machst du zum Ausgleich?
Ich koche und reise für mein Leben gerne. Das lässt sich auch toll verbinden: Aus jedem Urlaub bringe ich neue Gewürze und ausgefallene Zutaten und Rezepte mit.
→ DESSERT
Welchen Job würdest du gern einmal für einen Tag vertesten?
Bäuerin. Ich würde so gerne mal eine Kuh von Hand melken, Eier einsammeln, auf traditionelle Art und Weise gärtnern und backen. Zum Glück bin ich ja Journalistin und kann das auf meine Bucketlist schreiben und irgendwann realisieren.
Dein Lieblingspodcast?
Der »Foodtalker«-Podcast von Boris Rogosch.
Ein Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du unbedingt noch lesen möchtest?
»Eine Frage der Chemie« von Bonnie Garmus.
Verrätst du uns deinen persönlichen Kraftort, an dem du dir Inspiration holst?
Der Wald! Je dichter und wilder, desto besser! Gerne auch ein richtiger Dschungel mit Affen und Tukanen.
Wenn du nur ein Gericht für den Rest deines Lebens essen dürftest, welches wäre es?
Butterbrezel! Der pure Geschmack meiner Kindheit in Südbaden!
Kannst du unseren Leser:innen einen Life- oder Workhack empfehlen?
Lifehack für das Kochen: Mit einem Spitzer Zitrone oder Limette, ein paar frischen Kräutern oder ein paar Nüssen drübergestreut schmeckt alles besser – selbst laaangweiliger Hotel-Buffet-Fraß. Workhack: »Eat the frog first« – wenn das Schlimmste geschafft ist, arbeitet es sich viel motivierter.
Hast du ein Guilty Pleasure, mit dem du dir den Arbeitstag oder den Feierabend versüßt?
Schnippeln oder im Garten in der Erde buddeln – macht den Kopf frei.
→ Vielen Dank, liebe Sira

Hinter dem Tellerrand: Warum uns erst Essen zu Menschen macht
Sira Huwiler-Flamm | 240 Seiten
© 2025 Westend Verlag
In der Rubrik »Mittagspause am Mittwoch« stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.