Mathilde Mansoz: „Wir haben die Aufgabe, das Besondere zu entdecken.“

Mathilde Mansonz

Mathilde Mansoz ist das, was wir eine Weltbürgerin nennen. Die Französin hat unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Schweden und Japan gelebt. Seit einigen Jahren liegt ihr Lebensmittelpunkt in Südostasien. Sie arbeitet in einer globalen Initiative für den Klimaschutz, möchte aber mit ihrem Startup „maison tombo“ Menschen dazu inspirieren, die Natur wieder zu ehren und sich mit ihr zu verbinden. Über ihren Beitrag für mehr Gemeinschaft, Werte und die Basis für Klimaschutz, der mit weniger Verboten und mehr Verständnis füreinander umgesetzt werden kann, spricht sie mit uns in der Mittagspause am Mittwoch.

→ STARTER

Hi Mathilde, was isst du heute zu Mittag?

Japanisches Mochi

Vegetarisch oder Fleisch?

Vegetarisch

Latte oder Grüner Tee?

Grüner Tee

Cocktail oder Bier?

Bier

Ausgehen oder Kochen?

Ausgehen

→ HAUPTGANG

Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?

Ich arbeite für eine globale Klimainitiative. Sie untersucht, welche Art von internationaler Governance wir benötigen, um das Pariser Abkommen umzusetzen. Unser Ziel ist es, den Temperaturanstieg zu begrenzen und sicherzustellen, dass zukünftige Generationen eine saubere Welt vorfinden, in der sie atmen und leben können. Ich bin außerdem Gründerin von maison tombo, für das ich einzigartige Objekte – zum Beispiel aus Keramik, Textilien und Holz – kuratiere. Ich teile die Geschichten und Herstellungsprozesse dieser Einzelstücke, um damit Menschen zu inspirieren und, um ihr Leben zu verewigen oder sogar ein neues für sie zu schaffen. Indem ich den inneren Wert dieser „Schätze“ über meine persönliche Wertschätzung entwickle, möchte ich einen stillen Dialog zwischen den Erwerber:innen und denjenigen entfachen, die sie benutzt oder geschaffen haben. So kreiere ich eine Möglichkeit, Objekte introspektiv zu erleben, damit wir uns selbst entschleunigen und das schätzen, was uns umgibt.

Wir haben die Aufgabe, das Besondere zu entdecken.

Mathilde Mansoz

Es gibt so viel Schönheit um uns herum zu entdecken, wenn wir uns die Zeit nehmen, uns umzusehen und zu beobachten. Diese Schönheit ist subjektiv, bedeutet für jeden von uns etwas anderes. Einige bevorzugen es vielleicht, sie als Wertschätzung zu bezeichnen. Egal, welchen Begriff wir nutzen, beide Haltungen können unsere Sinne ansprechen und unser Herz auf überraschende Weise berühren. Sie können dazu beitragen, uns zu besseren Menschen zu machen, indem sie beispielsweise alte Werte des Handwerks anerkennen.

Die Objekte wurden aus Ressourcen geschaffen, die in der Umgebung verfügbar waren. Sie dienten spezifischen Zwecken und lehrten uns Respekt vor anderen und Werte wie „weniger ist mehr“. Eine Wand unseres Zuhauses mit einem Textil zu schmücken, das von indigenen Völkern in einem kleinen Dorf, irgendwo auf der Welt, nach altem Wissen und Tradition handgefertigt wurde, bringt etwas Besonderes mit sich. Wir haben die Aufgabe, das zu entdecken. Tee aus einer Tasse zu trinken, die von einem Handwerker aus natürlichem Lehm hergestellt wurde, der beschlossen hat, sein Leben der Töpferei zu widmen, kann den Geschmack deines Tees verbessern und das Erlebnis mit Sinn anreichern. Das sorgfältige Auswählen einer Blume für eine Vase, die wir schätzen, kann unseren Tag erhellen. Eines Tages diese besondere Vase jemandem zu schenken, den wir lieben – oder nicht – kann neue Erinnerungen schaffen und gegenseitige Freude bereiten. Diese Objekte auf eine von uns gewählte Weise zu erfahren, kann uns zu einfachen Dingen zurückführen.

Und wie bist du zu deinem Job gekommen?

Nach vielen Jahren in der Klimaarbeit habe ich festgestellt, dass der Weg, wie wir versuchen die Klimakrise zu lösen, mit Vorschriften gepflastert ist. Wir bekommen gesagt, was wir tun sollen und was nicht. Das erzeugt Schuldgefühle oder sorgt manchmal für Verwirrung. Die Menge an Informationen, denen wir jeden Tag ausgesetzt sind, ist enorm. Dabei kann es so schön sein, manchmal den Baum im Wald zu sehen. Wenn diese Dinge, die wir tun sollen, für uns keine Bedeutung haben, wie können wir dann bereit sein, sie umzusetzen und einige der Veränderungen anzustoßen, die wir benötigen?

Es gibt außerdem grundlegende Unterschiede zwischen Menschen und Kulturen. Nicht alles wird immer auf dieselbe Weise angegangen oder gelöst. Ein Beispiel: Jedes Land ist dafür verantwortlich, seine Treibhausgasemissionen zu begrenzen und hat seine eigene Art und Verpflichtung, dies zu tun. Aber wir haben nicht alle dieselben Perspektiven oder leben unter denselben Bedingungen. Wie können wir Menschen in einigen Ländern bitten, keinen Kunststoff zu erzeugen oder wegzuwerfen, wenn sie sich zunächst darum sorgen, was sie morgen essen werden? Manchmal versäumen wir es, die Bedingungen anzuerkennen, unter denen wir leben, und die unterschiedlichen Perspektiven, die in der Welt existieren.

Doch es ist nie zu spät, damit anzufangen, die Natur zu ehren, zu respektieren und zu bewahren. Sie wird es uns hundertfach zurückgeben.

Mathilde Mansoz

Schönheit hingegen ist universell und kann Menschen zusammenbringen. Wenn wir uns Handwerkskunst aus Afrika und Asien ansehen, gibt es viele ähnliche Muster. Ein weiterer Punkt, den ich hier erwähnen möchte, ist die Ehrung der Natur. Sie ist unsere beste Freundin. Denn wir sind ein Teil von ihr. Mutter Natur bietet uns alles, was es uns ermöglicht, jeden Tag zu leben, wie Luft oder Wasser. All das brauchen wir nicht nur, um zu überleben. Es ist auch kostenlos: die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, der Boden, in den wir Samen pflanzen. Die Natur gibt uns, ohne aufzurechnen. Aber in letzter Zeit haben wir zu viel von ihr genommen. Wir können die Vergangenheit und die Zerstörung, die wir bisher angerichtet haben, nicht löschen. Doch es ist nie zu spät, damit anzufangen, die Natur zu ehren, zu respektieren und zu bewahren. Sie wird es uns hundertfach zurückgeben. Mein bescheidener Beitrag, den ich mit Maison Tombo leiste, besteht darin, mit den von mir sorgfältig kuratierten Objekten, Menschen zu inspirieren, wieder eine Verbindung zur Natur und zu einfachen Dingen herzustellen. Damit wir uns besser fühlen, zur Ruhe kommen und dann freundlicher sind, und uns wirklich um die Menschen um uns herum kümmern.

Dort, wo du jetzt bist: Wie wichtig ist dir deine Karriere?

Meine Karriere war mir früher sehr wichtig. In den letzten Jahren habe ich jedoch aufgehört, mein Leben in Bezug auf meine Karriere zu betrachten. Es ist mir wichtiger geworden, mich um das zu kümmern, was ich tue, und das, was ich liebe, meine Zeit und Energie sinnvoll zu nutzen.

Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über dein Business gewusst?

Nichts. Ich lerne jeden Tag dazu, und ich denke, dass jeder Misserfolg wichtig ist und Teil unseres Weges. Selbst wenn ich etwas gewusst hätte, das ich zu einem Zeitpunkt gerne gewusst hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht umgesetzt. Was ich sagen möchte: Solange wir auf unseren Weg konzentriert sind, wird er uns irgendwohin führen. Mir gefällt das John-Lennon-Zitat: „Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“

Welche Meilensteine stehen noch auf deiner beruflichen Löffelliste?

Ich möchte gern eine kleine Kunstgalerie an einem besonderen Ort eröffnen, um die von mir sorgfältig kuratierten Schätze auf feine und köstliche Weise zu teilen.

→ DESSERT

Und jetzt bitte noch ein paar Tipps für unsere Leser:innen:

Mit welcher Person, lebend oder bereits verstorben, würdest du gern einmal Essen gehen?

Seine Heiligkeit der Dalai Lama

In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.

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