„Wir lassen uns treiben und sorgen dafür, dass alle glücklich sind.“

Während der Pandemie haben viele Menschen den Kopf in den Sand gesteckt, die Javanesin Mariani* hingegen hat sich mit ihrem Sohn Nick und dessen Freund Daniele aus Langeweile ein inzwischen sehr beliebtes Deli auf Bali aufgebaut, in dem sie selbst kocht. Seither ist das kleine Familienunternehmen in der Nähe der Green School stetig gewachsen. Das Geheimnis der Geschäftsfrau: kein Businessplan, ihre natürliche, herzliche Art und die Freiheit, jeden Tag neu zu entscheiden, wie es weitergeht. Wir trafen Mariani zur Mittagspause am Mittwoch. Guten Appetit!

*Im Indonesischen nutzt man nur einen Vornamen. Es steht genauso im Pass. 

→ STARTER

Hi Mariani, was isst du heute zu Mittag?

Etwas Unanständiges. Ich habe etwas Neues ausprobiert. Ich liebe Speck und ich glaube, Speck und Chutney passen gut zusammen. Deshalb habe ich ein Speck-Chutney-Sandwich mit Mozzarella und Salat gemacht.

Vegetarisch oder Fleisch?

Speck

Latte oder Grüner Tee?

Latte oder einfach schwarzen Kaffee ohne Zucker. Ich liebe Kaffee.

Cocktail oder Bier?

Cocktail – am liebsten eine Margarita oder ein Negroni, wenn mein Sohn sie gemacht hat. Sein großzügiger Umgang mit allen Zutaten macht den Unterschied aus. 

Ausgehen oder Kochen?

Na ja, ich koche jeden Tag für andere. Also möchte ich lieber nicht auch noch für mich kochen. Ich gehe lieber aus. 

→ HAUPTGANG

Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?

Zusammen mit meinem Sohn Nick und seinem Freund Daniele habe ich während der Pandemie das »Baja Deli« in der Nähe der Green School in Bali eröffnet. Das war eigentlich reiner Zufall: Wir waren während der Corona-Pandemie hier auf Bali und wussten wirklich nicht, was wir tun sollten. Ich koche gern, Daniele kocht gern, Nick mag Upcycling, und seine Freundin Chloe mag es zu zeichnen. Also beschlossen wir, alles zu kombinieren, um unsere Tage mit etwas zu füllen und weniger Zeit damit zu verbringen, nervös und besorgt zu sein.

Vielleicht bieten wir in der Zukunft eine Villa und dann ein Gästehaus an.

Mariani

Mit sehr wenig Kapital mieteten wir eine kleine Garage an – ganz ohne Businessplan. Ab diesem Zeitpunkt sind wir stetig gewachsen. Wir haben die Garage immer noch, aber wir betreiben jetzt nebenan die größere Road Bar, und Nick hat eine Werkstatt für seine Upcycling-Arbeiten nebenan. Daniele arbeitet mittlerweile für ein anderes Unternehmen, kommt aber jeden Freitagabend, wenn es Burger, Cocktails und Musik gibt. Unser aktuelles Projekt sind gebrandete T-Shirts. Mal schauen, was als nächstes kommt. Wir lassen uns treiben und sorgen dafür, dass wir glücklich sind. Es kann passieren, dass wir eines Tages beschließen, den Laden zu schließen und in ein anderes Land ziehen. 

Und wie bist du dazu gekommen?

Bevor ich hierher kam, arbeitete ich bei Renault in Bukarest. Die schickten mich regelmäßig nach Deutschland, um in Stuttgart zu arbeiten. Aber wir haben auch in Sydney, Ägypten und Tahiti gearbeitet und gelebt. Zwischendurch kamen wir zurück nach Indonesien, damit mein Sohn Nick hier geboren werden konnte. Nick war auch der Grund, warum wir nach Bali gezogen sind, denn er wollte nach Indonesien ziehen. Wir wussten lange nicht, in welche Stadt. Dann habe ich eines Tages im Fernsehen einen Beitrag über die Green School gesehen und wir entschieden: Okay, lass uns einfach für zwei Jahre nach Bali ziehen. Letztlich bin ich immer noch hier in Bali und betreibe das Deli.

Ich versuche, die stressige Situation aus einer Außenperspektive zu betrachten. Es ist, als würde ich meinen Körper verlassen und von außen zusehen.

Mariani

Mit welchen Herausforderungen kämpfst du im Berufsleben?

Aus beruflicher Sicht lief bei mir immer alles reibungslos. In Rumänien überwiegend mit Macho-Männern zu arbeiten, war zwar nicht immer einfach, aber ich würde es nicht als Herausforderung bezeichnen. Es war einfach eine Erfahrung. Meine Challenges liegen immer in meinen Beziehungen im Privatleben. Ich habe stets Angst, meine Unabhängigkeit zu verlieren.

Wie gehst du mit Überforderung um?

Ich versuche, die stressige Situation aus einer Außenperspektive zu betrachten. Es ist, als würde ich meinen Körper verlassen und von außen zusehen. Das passiert manchmal freitagsabends, wenn das Deli rappelvoll ist, viele Leute Sonderwünsche haben und ungeduldig werden. Manchmal ist es so voll, dass ich kaum aus der Küche rauskomme, um das Essen zu servieren. Aber ich weiß, dass es nur für zwei oder drei Stunden so ist, daher ist das in Ordnung.

Welcher Meilenstein steht noch auf deiner beruflichen Löffelliste?

Mein Hauptziel ist, größer zu werden. Ich möchte das Geschäft mit einem größeren Budget erweitern. Mir gefällt, dass wir klein angefangen haben, mit einer einfachen Idee, und dass wir nun mit dem „Cocktails-und-Burger-Freitag“ wachsen und bald einen Raum nebenan haben werden. Vielleicht bieten wir in der Zukunft eine Villa und dann ein Gästehaus an, aber als Familienunternehmen. Ich möchte es persönlich halten, sodass sich die Menschen, die hierher kommen, wie ein Teil der Familie fühlen. Es ist ein menschliches Abenteuer. Ich teile gerne mit meinen Gästen, kenne ihre Namen, ihre Hintergründe und so weiter. Und ich möchte es auch so beibehalten, selbst wenn wir wachsen.

→ DESSERT

Und jetzt bitte noch ein paar Tipps für unsere Leser:innen:

  • ein Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du gern lesen möchtest: „Der Schlüssel zu Ihrer Energie“ von Natacha Calestrémé
  • Mit welcher Person, lebend oder bereits gestorben, würdest du gern einmal Essen gehen? Ich bewundere Ghandi. Ich mag seine Art der Führung und wie er mit den Menschen gesprochen hat.

Vielen Dank, liebe Mariani! 🙏🏻

In der Rubrik „Mittagspause am Mittwoch“ stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.

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