
Laura Roschewitz ist Wirtschaftspsychologin, Unternehmerin, Podcasterin (»Moin um Neun – Der Business-Podcast«) und Expertin für mentale Gesundheit. Mit drei Firmen jongliert sie zwischen Highspeed-Business und entschleunigtem Landleben in Schweden – ein Kontrast, der ihr Leben prägt. Offen spricht sie über ihren persönlichen Weg, der von einem Burnout in der Unternehmensberatung über eine komplette Lebensumkrempelung hin zu einer erfüllten, selbstbestimmten Existenz führte. Warum sie Karriere nicht als Selbstzweck sieht, wie sie sich in einer virtuellen Arbeitswelt erdet und weshalb für sie Arbeit und Leben untrennbar zusammengehören, erzählt sie in dieser »Mittagspause am Mittwoch«.
→ STARTER

Hallo Laura, was isst du heute zu Mittag?
Gemüse, Feta und getrocknete Tomaten
Vegetarisch, vegan oder Fleisch?
Vegetarisch.
Latte oder Grüner Tee?
Grüner Tee.
Cocktail oder Bier?
Seit 12 Jahren sober – ich nehme gerne eine alkoholfreie Alternative. :)
Ausgehen, bestellen oder selber kochen?
Selber kochen.
→ HAUPTGANG
Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?
Ich bin Laura, Wirtschaftspsychologin und Unternehmerin. Ich leite drei Firmen und bin Expertin für mentale Gesundheit und eine erfolgreiche Selbstständigkeit.
Die Verwechslung von Lebensstandard und Lebensqualität ist eines der schmerzhaftesten Missverständnisse unserer Zeit.
Laura Roschewitz
Und wie bist du dort hingekommen? Gab es wichtige Scheidewege, verbindende Werte oder Entscheidungen?
Oh ja, da gab es einige. Direkt nach dem Studium ging es für mich in die Unternehmensberatung, von wo aus ich schon nach wenigen Monaten im Burnout gelandet bin. Ängste und Depression haben mich in eine tiefe Krise gestürzt, es folgte ein Klinikaufenthalt und die komplette Neuausrichtung meines Lebens. Ich habe alles ausgemistet und losgelassen, was nicht mehr gepasst hat.
Heute lebe ich zwischen zwei Extremen: Ich bin Unternehmerin und Workaholic, verbringe aber die meiste Zeit in einem über 300 Jahre alten Haus in Schweden – ohne Heizung und Bad. Dort hacke ich Holz und baue Gemüse an, als Ausgleich zu meiner sehr wilden, schnellen und virtuellen Arbeitswelt!
Dort, wo du jetzt bist: Wie wichtig ist dir eine Karriere?
Karriere ist mir nicht wichtig – meine Biografie ist mir wichtig. Ich will leben, und dazu gehört für mich auch bedeutsame Arbeit. Ich möchte nicht in die Falle tappen, Lebensstandard (immer mehr) mit Lebensqualität (Tiefe und Echtheit) zu verwechseln – meiner Meinung nach ist das eines der schmerzhaftesten Missverständnisse unserer Zeit.
Alles im Leben ist eine Beziehungsfrage – die zu mir selbst, zu meinen Liebsten, zu meiner Gesundheit und auch zu meinen Finanzen.
Laura Roschewitz
Ist Vereinbarkeit für dich ein Thema und wenn ja, was sind die größten Herausforderungen?
Für mich stimmt das Konzept von einer Trennung zwischen Work und Life nicht mehr: Meine Arbeit ist auch mein Leben – und umgekehrt. Das bringt neue Herausforderungen mit sich: ich muss bewusst darauf achten, Pausen einzulegen, echte Verbindungen zu pflegen und einen gesunden Rhythmus zwischen virtueller und analoger Welt zu finden. Im Kern geht es doch immer um Beziehungen: die zu mir selbst, zu meinen Liebsten, zu meinem Körper und meiner Gesundheit – und ja, auch zu Finanzen. Alles im Leben ist eine Beziehungsfrage.
Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über dein Business gewusst?
Das es erfolgreich wird und das ich eine gute Unternehmerin bin. Das ich viele Bäller in der Luft halten kann und genau meine Fähigkeiten mich zu einer guten Unternehmerin wachsen lassen. Ich dachte lange, ich müsste mich ändern, um erfolgreich zu sein.
Welche Meilensteine stehen noch auf deiner beruflichen Löffelliste?
Ich möchte gerne mehr auf Bühnen stehen und Menschen inspirieren, seit 2020 die habe ich den Großteil meiner Zeit am Schreibtisch und in Videocalls verbracht. Das war richtig und wichtig – und jetzt habe ich auch wieder Lust auf Bühnen, Inspiration und Weite!
Und ja, auch das berühmte Buch, das so viele schreiben wollen, steht bei mir auf der Liste. Da warten sogar mehrere Ideen auf Umsetzung: Über 3 Jahre im Schwedenhaus – was sind meine Learnings für mein Sein als Unternehmerin und als Mensch? Auch das Thema »Mentale Gesundheit« im Arbeits-Kontext reizt mich sehr!
Ein ganz persönlicher unternehmerischer Löffellisten-Punkt ist: eine gute Chefin sein, weiter in diese Rolle wachsen und sowohl mir als auch meinem Team eine verantwortungsbewusste, liebevolle und erfolgreiche Ansprechpartnerin sein!
Und wieder mehr Reisen – danach sehnt sich mein Herz!
→ DESSERT
Dein Lieblingsblog?
Habe ich nicht, ich lese keine Blogs. Wenn dann wäre es aber einer über Reisen oder Gartenanbau, Tierhaltung und Permakultur!
Dein Lieblingspodcast?
»Zwei Seiten – der Podcast über Bücher«, weil ich selbst kaum lese liebe ich es, dort einzutauchen.
Ein Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du unbedingt noch lesen möchtest?
Ich habe viel zu wenig gelesen in den letzten Jahren. »50 Sätze, die das Leben leichter machen: Ein Kompass für mehr innere Souveränität« von Karin Kuschik (gelesen und geliebt!) und »Die Faltung der Welt: Wie die Wissenschaft helfen kann, dem Wachstumsdilemma und der Klimakrise zu entkommen« von Anders Levermann (noch auf der Liste).
Mit welcher Person, lebend oder bereits verstorben, würdest du gern einmal Essen gehen?
Maja Göpel. Den Autor Janosch. Die Eltern meines Vaters, die ich leider nie getroffen habe. Und mein eigenes Kind, das ich leider bisher noch nicht in die Welt begleiten durfte.
→ Vielen Dank, liebe Laura
In der Rubrik »Mittagspause am Mittwoch« stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.