Es ist ja nicht so, dass nicht schon Tonnen an Ratgebern geschrieben worden sind, wie man effektiv arbeitet und wie man sich selbst überlistet – besonders im Homeoffice. Nicht nur für Selbständige ist das ein Dauerbrenner-Thema. Die Journalistin und Moderatorin Inga Höltmann hat schon vieles ausprobiert. Hier erzählt sie, welche Strategien bei ihr tatsächlich klappen.
Ich arbeite viel von zu Hause und manchmal ist es gar nicht so leicht, sich zu disziplinieren, wenn man weiß, dass der Chef einem nicht jeden Moment über die Schulter schaut. Und jetzt mal ganz ehrlich: Die zwei Minuten für das kurze Youtube-Video wird man sich ja wohl noch nehmen dürfen, oder? Und überhaupt, am Besten arbeitet es sich, wenn die nasse Wäsche erstmal aufgehängt ist. Die müffelt ja sonst. Und na gut, ganz kurz nochmal bei Spiegel Online checken, ob da draußen die Welt untergeht. Denn wenn die Welt untergeht, dann braucht man den Text ja auch nicht mehr schreiben.
Und schwupps ist es Mittag und noch keine Zeile geschrieben, obwohl man sich im Morgengrauen aus dem Bett gequält hat. Und abends ist man dann wieder frustriert, weil man bei Weitem nicht so viel geschafft hat, wie man eigentlich schaffen wollte.
Es gilt also, sich selbst ein wenig zu überlisten. Das Internet quillt über vor Ratschlägen und Techniken, wie man das schaffen kann. Im Laufe der Zeit habe ich herausgefunden, was bei mir am Besten funktioniert und das sind vor allem diese vier Dinge:
1. Planen
Ich plane vorab, was ich zu tun habe und schätze, wie lange ich dafür brauchen werde. Manchmal scheitere ich grandios daran, Zeitaufwände realistisch einzuschätzen und dann geraten meine Listen viel zu lang. Das Geheimnis ist in so einem Fall, ausreichend Zeitpuffer einzuplanen.
Ich liebe To-Do-Listen. Am Ende der Woche mache ich eine Liste, was im Laufe der kommenden Woche zu erledigen ist und abends trage ich noch einmal detaillierter zusammen, was konkret am nächsten Tag getan muss. Wie man das für sich am Besten organisiert, muss jeder selbst herausfinden. Für mich klappt das mit den To-Do-Listen – und was ich dann doch nicht geschafft habe, wird dann auf den nächsten Tag übertragen. Das klingt vielleicht ein bisschen bürokratisch, funktioniert für mich aber. Es müssen ja auch keine To-Do-Listen sein, man kann ja auch mal mit Apps wie Wunderlist oder Evernote herumprobieren. Hauptsache, man hat im Überblick, was zu wann erledigt sein muss.
Um meine zugegeben nicht immer realistischen Zeitplanungen abzufedern, priorisiere ich meine To-Do-Listen außerdem. Was wichtig ist, wird zuerst erledigt. Das bedeutet gleichzeitig: Was liegen bleibt, kann ich ohne Probleme auf den nächsten Tag übertragen – oder es hat sich vielleicht im Laufe des Tages schon von selbst erledigt.
2. Einfach anfangen
Wer schreibt, kennt das: Die leere Seite liegt vor einem. Man weiß so ungefähr, was man schreiben will, vielleicht weiß man auch schon, wie man den Text enden lassen will – aber man findet den Einstieg nicht so recht. Er muss in die Geschichte reinziehen, er muss etwas versprechen, darf nicht zu viel verraten und das Ende muss ja auch irgendwie dazu passen, ganz schön kompliziert.
Wer nicht schreibt, kennt sicher das Gefühl, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll, weil die Aufgabe, die vor einem liegt, so groß ist. Ich habe da einen ganz einfachen Trick, den ich mir schon vor vielen Jahren angeeignet habe, als ich anfing zu schreiben: Wenn mir nicht sofort ein passender erster Absatz einfällt, fange ich einfach mit dem zweiten an. Das funktioniert immer. Der Rest kommt im Schreibprozess von selbst zusammen. Für alle Nicht-Schreibenden heißt das: Wer nicht recht weiß, wo er anfangen soll, fängt einfach irgendwo an. Hauptsache, er fängt an. Jetzt.
3. Die Pausen nicht im Netz verbringen
Pausen sind wichtig. Punkt. Auch wenn man viel zu tun hat, sollte man auf die Pausen nicht verzichten. Aber es gibt “gute” und “schlechte” Pausen. Die schlechten sind die, wo man mal eben Facebook checkt. Und irgendwo hängen bleibt. Und dann irgendwann weiterarbeitet. Die guten sind die, bei denen man den Schreibtisch verlässt, sich streckt, den Blick in die Ferne schweifen lässt. Jetzt wäre auch ein guter Zeitpunkt, um die Wäsche aufzuhängen. Oder sich eine Tasse Tee zu kochen. Ich mache oft den Fehler, dass ich Pausen nutze, um ein bisschen im Netz zu surfen. Wenn man aber in der Pause dasselbe macht wie beim Arbeiten, nämlich vor dem Rechner sitzen, ist der Erholungseffekt gleich null. Besser ist es, Arbeit und Pause scharf voneinander abzugrenzen und den Schreibtisch zu verlassen. Und dann auch genauso bewusst wieder an den Schreibtisch zurückzukehren.
4. Und zu guter letzt: Früh aufstehen
Der vierte Punkt ist mein ungeliebtester Punkt. Ich muss aber zugeben, dass es sehr effektiv ist, wenn man früh aufsteht. Ich werde nie die Person werden, die um 4:30 Uhr aufsteht und schon die Welt verändert hat, bevor sich der Rest überhaupt aus dem Bett gequält hat. Aber wenn man um zehn aufsteht und um elf mit dem Frühstück fertig ist, ist der Tag einfach mal schon halb rum. Unter der Woche bemühe ich mich, früh aufzustehen und schon am Vormittag so viel wie möglich zu erledigen. Dafür belohne ich mich dann mit Ausschlafen am Wochenende.
Linktipps:
- Mama notes-Bloggerin Sonja Lehnert: „Homeoffice, my love! Warum das Arbeiten zu Hause für mich das Beste ist„
- Ute Blindert im Featured-Blog von Vodafone: „Jogginghose und Pantoffeln adé – Produktiv arbeiten im Homeoffice„