
Hanieh Bozorgnia ist Filmemacher:in, Drehbuchautor:in und Videokünstler:in für Bühne und Leinwand. Die Entscheidung, künstlerisch zu arbeiten, kam aus einem Gefühl der Leerstelle: Im Kino spiegelte sich weder die eigene Realität noch die der Communitys wider, mit denen sich Hanieh verbunden fühlt. Heute entstehen unter ihrer Regie neue Bilder, Perspektiven und Geschichten, die Räume öffnen – künstlerisch, politisch und gesellschaftlich. In dieser »Mittagspause am Mittwoch« spricht Hanieh über kreative Arbeit zwischen Chaos und Orga, über Barrieren im Kulturbetrieb und warum es manchmal nicht reicht, Türen zu öffnen – sondern ganze Systeme hinterfragt werden müssen.
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Hallo Hanieh, was isst du heute zu Mittag?
Gochujang Honig Udon mit Spiegelei und Gurke.
Wo und mit wem isst du meistens zu Mittag?
Zu Hause – seit neuestem mit meinem Hund Noush.
Vegetarisch, vegan oder Fleisch?
Vegetarisch.
Latte oder Grüner Tee?
Latte.
Espresso Martini oder Virgin Sunrise?
Espresso Martini.
Ausgehen, bestellen oder selber kochen?
Ausgehen.
→ HAUPTGANG
Erzähl uns doch ein wenig von dir, was machst du so?
Ich bin Filmemacher:in. Hauptsächlich führe ich Regie und schreibe Drehbücher. Zwischendurch mache ich auch mal Videokunst fürs Theater.
Mir ist wichtig, Räume zu schaffen, in denen meine Arbeit Wirkung entfalten kann – politisch, künstlerisch und für die Communitys, mit denen ich mich verbunden fühle.
Hanieh Bozorgnia
Und wie bist du dort hingekommen?
Ich war schon immer gern im Kino, aber irgendwann habe ich gemerkt: Die Geschichten dort erzählen nicht von mir – und auch nicht von den Menschen, die ich kenne. Ich habe gelernt, diese Lücken zu spüren. Ich wollte Filme und Kunst machen, die anders erzählen, die neue Bilder und Perspektiven sichtbar machen. Im Studium der medialen Künste habe ich das Handwerk dafür gefunden.
Nimm uns doch einmal mit: Wie sieht ein normaler Arbeitstag für dich aus?
Irgendwie ist kein Tag so richtig normal und sieht immer extrem anders aus. Ein Mix aus kreativem Chaos und To-do-Listen, die nie kürzer werden. Mal verbringe ich Stunden vor dem Bildschirm zum Schreiben, zum Schneiden oder ich sitze mal wieder an einem Filmförderantrag. Auf jeden Fall immer irgendwas zwischen Kunst und Orga.
Dort, wo du jetzt bist: Wie wichtig ist dir eine Karriere?
Mir geht es weniger um eine klassische Karriere im Sinne von Aufstieg oder Status. Wichtiger ist mir, Räume zu schaffen, in denen meine Arbeit Wirkung entfalten kann – politisch, künstlerisch und für die Communitys, mit denen ich mich verbunden fühle. Wenn das bedeutet, auch beruflich voranzukommen, dann gerne, aber für mich steht immer die inhaltliche und gesellschaftliche Relevanz im Vordergrund.
Es geht nicht nur um offene Türen – sondern darum, das gesamte Gebäude in Frage zu stellen.
Hanieh Bozorgnia
Was hättest du aus heutiger Sicht gern früher über dein Business gewusst?
Dass Haltung und Talent oft zweitrangig sind, solange das System nach alten Regeln spielt und so sehr von Machtverhältnissen geprägt ist. Ich hätte gern früher gewusst, dass es nicht nur um offene Türen geht – sondern darum, das gesamte Gebäude in Frage zu stellen.
→ DESSERT
Und was machst du zum Ausgleich?
Friends treffen! Viel Musik hören.
Welchen Job würdest du gern einmal für einen Tag vertesten?
Pilot:in?
Dein Lieblingspodcast?
Ein Buch, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat oder das du unbedingt noch lesen möchtest?
»Divisible by Itself and One« von Kae Tempest.
Verrätst du uns deinen persönlichen Kraftort, an dem du dir Inspiration holst?
Meine Verlobte Houda. ❤️
Wenn du nur ein Gericht für den Rest deines Lebens essen dürftest, welches wäre es?
Poah, das ist gemein. Ich liebe Essen!
Kannst du unseren Leser:innen einen Life- oder Workhack empfehlen?
I wish! Kann mir jemand einen empfehlen?
Hast du ein Guilty Pleasure, mit dem du dir den Arbeitstag oder den Feierabend versüßt?
Trash TV, keine Scham – ich sag’s wie’s ist.
→ Vielen Dank, Hanieh!
In der Rubrik »Mittagspause am Mittwoch« stellen wir regelmäßig Frauen – und auch Männer – vor, die uns inspirieren. Anlass für das Gespräch ist die Mittagspause, die Frau ja sowieso nie allein verbringen sollte ;-) Unser Gast leistet uns also (virtuell) Gesellschaft beim #neverlunchalone.