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Christine Finke ist ganz schön mutig, so habe ich es jedenfalls immer empfunden. Seit 2009 ist sie alleinerziehend und seit 2011 bloggt sie unter mama-arbeitet.de. Mit ihrem Blog sowie auf Facebook und Twitter erreicht sie jeden Tag viele Tausend Leserinnen und Leser. Sie ist eine Frau mit Haltung. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben: „Allein, alleiner, alleinerziehend“.
Vieles, was Christine in ihrem Buch beschreibt, kenne ich bereits aus ihrem Blog. Und ja, ich kann sagen, sie spricht mir bei vielem aus der Seele. Ich selbst war ja einige Zeit alleinerziehend. Wobei, eigentlich stimmt das gar nicht: Ich war lange Jahre getrennt gemeinsam erziehend mit dem Vater meiner großen Tochter.
Wir hatten das Wechselmodell gewählt, bei dem das Kinder immer mehrere Tage bei einem Elternteil wohnt. Später entschieden wir uns gemeinsam für das Modell Wochenendmama. Das bedeutete, das meine Tochter ihren Lebensmittelpunkt bei ihrem Vater hatte und nur alle 14 Tage bei mir war.
Dazu hatte ich mich schweren Herzens entschlossen, weil der Vater es gern so wollte, und ich den Eindruck hatte, dass es zu diesem Zeitpunkt das beste für das Kind war. Stattdessen arbeitete ich viel und sorgte auch für den Unterhalt. Zu meiner Tochter habe ich ein gutes Verhältnis, aber manchmal war es ganz schön schwer, sie zum Vater ziehen zu lassen, von dem ich mich ja aus gutem Grund getrennt hatte.
Mein Vorteil war, dass wir uns als Eltern immer einig waren, die beste Lösung für unser Kind anzustreben. Außerdem gab es auf beiden Seiten neue, sehr stabile, langfristige Partnerschaften, die dieses Modell für alle lebbar machte.
Die Meta-Ebene
Trotzdem kenne ich natürlich auch die strukturelle Benachteiligung von Alleinerziehenden. Das finde ich einen großen Pluspunkt bei Christines Buch: Sie schreibt über ihre persönliche Situation, bettet diese aber in das große Ganze ein und zeigt mit dem Finger auf die gesellschaftlichen Missstände.
Steuerrecht und Rente
Dazu hatte ich bereits hier geschrieben – und es macht mich jedes Mal wütend, wenn ich die Zahlen lese:
- Alleinerziehende erhalten die Steuerklasse 2, die allerdings quasi mit Steuerklasse 1 gleichzusetzen ist. Sie haben also die gleiche steuerliche Belastung wie ein Single. Wegen der Kinder erhalten Alleinerziehende einen höheren Freibetrag auf ihr zu versteuerndes Einkommen, den die meisten kaum ausschöpfen können, weil sie eh so wenig verdienen. Erst seit der letzten Änderungen spielt es übrigens überhaupt eine Rolle, wie viele Kinder eine Frau groß zieht – vorher war der Freibetrag immer gleich hoch, egal ob ein oder fünf Kinder zur Familie gehörten.
- Eigentlich sollte es unser Rentensystem belohnen, wenn jemand künftige Rentenzahler groß zieht. Bis zu einem gewissen Maße passiert das ja auch, Kinder werden schließlich auf die Rente angerechnet. Aber zu welchem Maße? So dass die Einkommensverluste ausgeglichen werden. Eher nicht.
Sorgerecht und Kindesunterhalt
Christine legt auch bei diesen Punkten den Finger in die Wunde. So wie sie in ihrem Buch berichtet, hat sie hier auch so ziemlich alles mitgenommen, was es an schlechten Möglichkeiten gibt. Hier einmal eine kurze Zusammenfassung:
- Auch wenn sich ein Vater kaum um seine Kinder kümmert, ist er nicht verpflichtet, mehr Unterhalt zu zahlen.
- Bei dem gemeinsamen Sorgerecht darf auch ein abwesender Vater bei allen wichtigen Entscheidungen mitreden – und kann so vieles blockieren und der alleinerziehenden Mutter Steine in den Weg legen.
- Will sie sich dagegen zur Wehr setzen, weil es dem Kindeswohl schadet, muss sie den Weg vors Gericht gehen. Ein Weg, der langwierig und teuer ist, und des deshalb viele Frauen scheuen.
Das Leben an sich
Viele Punkte, die Christine aufführt, kannte ich bereits. Sie beschreibt aber auch Situationen, die ich nicht kannte, vielleicht auch schon vergessen hatte:
- Schuldzuschreibungen an die alleinerziehende Mutter, sich entweder egoistisch vom Vater getrennt zu haben, es sich nicht lange genug überlegt zu haben, überhaupt mit diesem Mann Kinder zu bekommen, ihn zu lange allein gelassen zu haben etc. etc.
- Vergleiche mit der eigenen Situation im Sinne von „Mir geht es auch schlecht“: „Unter der Woche bin ich auch alleinerziehend“ und damit Relativierung der enormen Verantwortung alleinerziehender Mütter.
- Erholungszeiten gibt es praktisch nicht. Mutter-und-Kind-Kuren sind weniger erholend als anstrengend. Günstige Ferienprogramme gibt es, die Angebote muss man sich aber mühsam zusammen suchen. Hilfsangebote lassen sich finden, haben aber oft weniger mit konkreter Hilfe zu tun als mit starren Regeln.
Das alles ist richtig gut geschrieben und sehr lesenswert. Es zeigt tatsächlich auf, dass wir es uns als Gesellschaft leisten, Kinder und die für diese Verantwortlichen an vielen Stellen allein zu lassen. Das trifft auch auf viele Familien zu.
Aber um wie vieles schwerer ist es dann für Alleinerziehende, die zumindest im Alltag alles allein stemmen müssen. Darauf will Christine Finke in ihrem Buch aufmerksam machen – und das gelingt ihr.
Dr. Christine Finke: „Allein, alleiner, alleinerziehend. Wie die Gesellschaft uns verrät und unsere Kinder im Stich lässt„. Lübbe Verlag 2016
Buchtipps & Links:
- Rant: 10 Wege, wie du als Frau GARANTIERT ALLES richtig machst
- Maike von Wegen: „Mutterseelenalleinerziehend. Ein Kind und weg vom Fenster„, Knaur 2013.
- Ebenfalls eine schöne Rezension geschrieben hat Patricia Cammarata aka dasnuf: Christine Finke: Allein, alleiner, alleinerziehend
Buchverlosung!
Ihr könnt ein Exemplar des Buches „Allein, alleiner, alleinerziehend“ von Christine Finke gewinnen. Wie das geht? Kommentiert bis zum 20. März 2016 hier unter diesem Artikel. Über das Glück entscheidet das Los! Teilnehmen kann, wer über 18 Jahre alt ist, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.