Es gibt Orte, an denen Geschichten über sich hinauswachsen. Bali ist so einer, und das Ubud Writers & Readers Festival sein literarischer Herzschlag. Im Gespräch mit Hannah Curtis spürt man, wie ein Festival inmitten von Dschungel, Reisfeldern und balinesischer Kultur Worte und Welten verbindet. Hannah spricht davon, wie Bali »zurück ins Wesentliche« geführt werden soll – und wie das diesjährige Festivalthema »I am the Universe« und der Slogan »Words shape our worlds« zu lebendigen Pfaden werden, auf denen Autor:innen und Leser:innen sich begegnen können.
Vom Traum zur Gründung – wie alles begann
Obwohl wir beide viel Zeit auf Bali verbringen, sind wir uns noch nicht bewusst begegnet und mussten uns über Kontinente hinweg via Zoom für ein Gespräch verabreden. Zwei Frauen, die eine tiefe Liebe für die Insel der Götter und deren Kultur verbindet.
Hannah erzählt offen: Nach ihrer Ankunft in Indonesien wurde sie Teil der Ubud Writers & Readers Foundation, und bald spürte sie, dass Bali mehr als ein schöner Ort war. Die Insel wurde zum Gefäß für Austausch, Energie und literarische Gemeinschaft. Sie erklärt:
Für mich ist dieses Gefühl unbezahlbar. Geld spielt keine Rolle, wenn man spürt, dass man Teil von etwas Größerem ist.
Die Gründung des Festivals selbst geht auf die Australierin Janet DeNeefe zurück: In Reaktion auf die Anschläge Anfang der 2000er Jahre wollte Janet den Tourismus in Bali wiederbeleben, seine Kultur stärken und Menschen wieder zusammenführen. Sie selbst ist leidenschaftliche Leserin, lebt mit ihrer Familie in Ubud und hat das Festival zusammen mit ihrem Balinesischen Partner Ketut ins Leben gerufen.
Das Festival war von Beginn an ein hybrider Raum: Autor:innen lesen unter tropischem Himmel, Diskussionen verlagern sich in Gärten, Gespräche entstehen zwischen Reisterrassen und Tempelmauern. Das macht es einzigartig und besonders. Für Hannah, die hier internationale und lokale Stimmen verbindet, geht es ums Sichtbarmachen von Vielfalt, und darum, dass Stimmen aus Indien, Indonesien oder Afrika genauso präsent sind wie die aus Europa oder Amerika.
»I am the Universe« – das Motto 2025 im Fokus
Das diesjährige Thema Aham Brahmasmi – I Am the Universe spiegelt einen Grundgedanken: Jeder Einzelne trägt die kreative Kraft des Universums in sich. Daraus leitet das Festival seine Schwerpunkte ab — Themen wie Pressefreiheit, Menschenrechte und die vielen Positionen, die gegen Unterdrückung stehen.
In vielerlei Hinsicht führen wir das Festival wie ein Menschenrechtsfestival. Wir suchen nach Aktivist:innen und Menschen, die sich gegen Unterdrückung stellen und wollen ihnen eine Bühne geben, weil wir daran glauben, dass wir alle miteinander verbunden sind und Verantwortung füreinander tragen.
Hannah Curtis
Hannah, die nach 4 Jahren 2025 zum letzten Mal für das internationale Programm zuständig ist und in diesem Jahr mit ihrer Nachfolgerin Namal Siddiqui gearbeitet hat, beschreibt ihren Kurationsansatz so:
Ich hole Gäste von überall her, kombiniere sie mit lokalen Autor:innen. Daraus entstehen spannende Kontraste, aber auch viel Einigkeit.
Hannah Curtis
Und ja – bei Podiumsdiskussionen wird man Meinungsverschiedenheiten erleben. Doch genau darin sieht sie den Wert:
Wir fördern das ausdrücklich, denn es sollte Platz für alle Stimmen geben.
Hannah Curtis
Stimmen, Rituale, Gemeinschaft
Das Festival ist für sie ein lebendiger Ort der Begegnung – nicht nur literarisch, sondern menschlich. In ihrem Blick steckt ein Wunsch: über Aufführungen, Texte und Gespräche Teil einer Gemeinschaft zu sein, die wächst – ohne Balifeeling zu romantisieren, aber mit Respekt für lokale Rituale und Welten.
Noch ein Grund für eine Bali-Reise
Bali ist für so viele eine Sehnsuchtsort und immer eine Reise wert. Im Oktober, wenn das Ubud Writers & Readers Festival stattfindet, gibt es einen weiteren Grund, um hierher zu kommen. Es ist weit mehr als eine Bühne für Literatur. Hier begegnen sich Menschen, die Geschichten nicht nur schreiben oder lesen, sondern leben. Zwischen Palmen, Tempeln und Tropenregen entstehen bewegende Gespräche über Herkunft, Identität, Freiheit und Verantwortung.
In diesem Jahr veranstalten wir 85 Panels, 20 Workshops und 20 Special Events – das wird ziemlich episch. Wir lieben es, uns kreativ zu pushen. Du kannst zu einem Poesie-Abend gehen, bei dem es um die Sterne geht und danach spricht ein Astronom darüber, wie Sterne entstehen.
Hannah Curtis
Das Motto »I am the Universe« erinnert daran, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind. Und dass Worte wirklich unsere Welt formen.
Hannahs Highlights des Ubud Writers & Reader Festivals 2025
29. Oktober: Eröffnungs-Gala und Dinner am Palast von Ubud
1. November: Die Australierin Julia Baird tauscht sich aus über die Inspiration hinter Bright Shining und Phosphorescence und über ihre Fähigkeit, im Alltag Ehrfurcht, Anmut und Demut zu entdecken. Mit ihrer Mischung aus journalistischer Erfahrung und literarischer Tiefe zieht sie jedes Publikum in ihren Bann
1. November: Masterclass: The Bestseller Blueprint: Author Marketing Essentials. Klick mich für Tickets
2. November: Jenny Erpenbeck gewann mit der englischen Übersetzung von Kairos als erster ursprünglich in deutsch geschriebener Roman den International Booker Prize 2024. Hier spricht sie über ihr Buch, das die Liebe zwischen zwei Menschen, die Jahrzehnte auseinanderliegen und den Niedergang der DDR in den 1980er Jahren verknüpft.
2. November: Der indischstämmige Brite Pico Iyer spricht über sein aktuelles Werk Aflame: Learning from Silence und darüber, wie die Zeit im Schweigen in einem kalifornischen Kloster sein Leben verändert hat.
Festival Tickets ab 120 USD für ein Tagesticket gibt es HIER!
Außerdem: Triff Ndari, die ab sofort die Buchcover unseres Verlag-Imprints MH Novels gestaltet.
