[Autor: Matthias Stein] Mehr als 480.000 Studenten haben 2015 ihren Hochschulabschluss abgelegt. Diese Zahl des Statistischen Bundesamts zeigt, wie viele Studenten jedes Jahr ihr Studium erfolgreich beenden. Nicht jeder Absolvent drängt danach sofort auf den Arbeitsmarkt. Ein Teil der Absolventen schlägt die akademische Laufbahn ein und hängt an den Bachelor noch einen Master dran oder sucht nach Möglichkeiten der Promotion.
Trotzdem: Werden Auszubildende in die Rechnung einbezogen, beginnt jedes Jahr für hunderttausende junge Erwachsene ein neuer Lebensabschnitt. Wer seine Ausbildung beendet, hofft natürlich auf einen schnellen Übergang ins Erwerbsleben.
Mit dem Start ins Berufsleben beginnt nicht einfach nur ein neuer Lebensabschnitt: Mit der ersten Beschäftigung warten neue Herausforderungen und Veränderungen. Ein Teil der Neuerungen besteht darin, die liebgewonnenen Freiheiten aufgeben und die Komfortzone verlassen zu müssen. Und wer ins Berufsleben startet, muss nicht nur im Job mehr Verantwortung übernehmen. Auch Fragen der sozialen Absicherung, der Altersvorsorge und steuerliche Aspekte stehen plötzlich im Raum.
Steuerliche Änderungen im Leben
Wer in Deutschland eine Beschäftigung aufnimmt und damit Erwerbseinkommen erzielt, muss Steuern zahlen. Beschäftigte bemerken diesen Sachverhalt jeden Monat. Vom Monatsbrutto werden nicht nur Sozialabgaben, sondern auch die Lohnsteuer abgezogen. Auf den Blick müssen Berufsstarter hier nicht viel tun, da die Steuerabzüge in der Regel automatisch abgewickelt werden.
Aber: Es lohnt sich, schon im ersten Jahr genau hinzuschauen. Gerade Einsteiger ins Berufsleben haben mitunter die Chance, gleich zu Beginn erhebliche Steuerersparnisse zu realisieren. Beispiel: Im Juni wird die Abschlussprüfung abgelegt, der Arbeitsbeginn fällt in den August. In den ersten Monaten sind bei Ihnen also noch Kosten für das Studium angefallen, die sich in der Steuerklärung für das betreffende Jahr unterbringen lassen.
Und auch die Kosten für Bewerbungen (für Fotos, Porto, Bewerbungsmappen oder Fahrten zu Gesprächen) sind aus Sicht der Steuer relevant – und zwar steuermindernd. Ebenfalls günstig wirkt sich typische Berufsbekleidung aus. Und wenn Sie als Berufseinsteiger für den neuen Job umziehen, macht sich auch dies bemerkbar. Es lohnt sich also in jedem Fall, zu Beginn der Karriere nicht nur aufs Büro fokussiert zu sein, sondern auch die Steuer ein wenig im Auge zu behalten.
Gehalt & Co.: Ein neues Konto eröffnen
Studenten und Auszubildende haben Glück. Banken bieten heute sehr oft für diese Personengruppe Konten mit besonderen Konditionen wie der kostenlosen Kontoführung an. Wenn Sie in den Job einsteigen und das erste Geld verdienen, verlieren Sie dieses Privileg und müssen sich auch hier neu orientieren.
Das Girokonto einfach kündigen ist denkbar einfach. Aber: Ohne Konto wird der Alltag deutlich schwieriger. Der Arbeitgeber zahlt das Gehalt schließlich nicht bar auf die Hand aus. Und auch Vermieter oder Internetprovider werden auf dem Lastschriftverfahren bestehen. Berufsstarter werden also nicht daran vorbeikommen, sich um ein neues Bankkonto zu bemühen.
In den letzten Jahren sind Banken ohne Kontoführungsgebühren immer seltener geworden. Aber selbst wenn ein solches Girokonto auftaucht, müssen Sie genau hinschauen. Im Zusammenhang mit Entgelten für Buchungsposten, Kartenausgabe, beleghaften Buchungen oder Anweisung an Berater im Telefonbanking kann es sonst teuer werden. Einige Banken gehen inzwischen sogar soweit, dass selbst der Versand einer SMS im mTAN-Verfahren Geld kosten kann.
Achtung: Berufseinsteiger haben zwar die Gelegenheit, gleich eine Kreditkarte mit zu bestellen, sollten an dieser Stelle bei den Konditionen aber sehr genau hinschauen.
Versicherungen und Co. für Berufsstarter
Wer in den Beruf einsteigt, betritt in vielerlei Hinsicht Neuland. Dies gilt auch für das Thema Vorsorge. Studenten und Auszubildende sind beispielsweise oft noch über die Haftpflicht und Hausratversicherung der Eltern geschützt.
Sobald ein eigener Haushalt gegründet wird, entfällt dieser Vorteil. Als junge Erwachsene mit dem ersten Job in der Tasche sollten Sie sich daher auch um eine entsprechende Vorsorge kümmern.
Dies schließt unter anderem Berufsunfähigkeitsversicherung, Privathaftpflicht und Hausratversicherung ein. Wichtig: Berufseinsteiger müssen sich für die richtigen Versicherungen entscheiden. Informationen gibt beispielsweise der Bund der Versicherten. Des Weiteren sollten Sie darüber nachdenken, wie die Altersvorsorge aussehen soll. Je früher hier mit dem Sparen angefangen wird, umso besser die finanzielle Situation im Rentenalter. Verträge wie die Kapitallebensversicherung werden zwar immer noch angeboten, haben in den letzten Jahren aber deutlich an Attraktivität verloren. Wichtig ist, dass Kosten und Rendite nicht in einem klaren Missverhältnis zueinanderstehen.
Keine Vergünstigungen für Auszubildende & Studenten mehr
Studenten und Auszubildende sind oft knapp bei Kasse. Umso besser, dass viele Vergünstigungen den Alltag etwas leichter machen: Beispiel Semesterticket für den Stadtverkehr, oder der Sondertarif für Azubis beim Mobilfunkanbieter. Mit der Aufnahme der ersten Beschäftigung entfällt oft der Anspruch auf Sondertarife und Co.
Wer ins Berufsleben startet, muss sich von den bequemen Vorzügen dieser „Sonderbehandlung“ verabschieden. Stattdessen übernimmt vielleicht das Finanzamt den einen oder anderen Euro – etwa im Zusammenhang mit dem täglichen Weg zur Arbeit. Berufsstarter sollten daher genau hinschauen, wie sich aus dem Einstieg ins Berufsleben doch noch Vorteile ziehen lassen.
Fazit: Berufseinsteiger betreten in vielen Bereichen Neuland
Nach der Ausbildung beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Wer in den ersten Job einsteigt, verdient endlich Geld – und muss mit einmal mehr Verantwortung übernehmen. Als Berufsstarter werden Sie mitunter überrascht sein, was alles auf Sie wartet. Neben der Tatsache, dass Studentenvorteile plötzlich nicht mehr existieren, müssen Sie sich plötzlich auch um Vorsorge und Sparen fürs Alter Gedanken machen. Oder Sie stehen vor dem Problem, dass das Girokonto Geld kosten soll. Es zahlt sich am Ende aus, den Wechsel ins Berufsleben schon mit etwas Vorlauf zu planen und auf Überraschungen gefasst zu sein. So lässt sich die Anfangsphase souverän meistern und Sie können die bekanntesten Hürden geschickt umschiffen.